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Twitter: Musk schließt Übernahme ab

Andrej Sokolow | Hannes Breustedt dpa
28. Oktober 2022

Elon Musk ist neuer Twitter-Chef. Das Unternehmen informierte die US-Wertpapieraufsicht über den Rückzug von der Börse und bestätigte damit den Vollzug der Übernahme. Zuvor hatte Musk schon mehrere Top-Manager gefeuert.

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Musk betritt mit Waschbecken in der Hand das Hauptquartier von Twitter
Musk betritt mit Waschbecken in der Hand das Hauptquartier von Twitter Bild: ASSOCIATED PRESS/picture alliance

Elon Musk ist neuer Twitter-Chef

Jetzt ist es offiziell: Elon Musk hat den rund 44 Milliarden Dollar teuren Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter abgeschlossen. Twitter informierte die US-Wertpapieraufsicht SEC am Freitag über den Rückzug von der Börse und bestätigte damit den Vollzug der Übernahme. Damit endet ein monatelanges Hin und Her, das zwischenzeitlich auf einen brisanten Gerichtsprozess zusteuerte. Musk nimmt das Online-Netzwerk nun in Privatbesitz - die New York Stock Exchange hat die Aktien bereits aus dem Handel genommen. Zudem will der Tech-Milliardär ein neues Management aufstellen. 

Nach Berichten von US-Medien begann Musks Twitter-Ära mit Entlassungen in der Chefetage. Am Donnerstag seien etwa der bisherige Firmenchef Parag Agrawal und Finanzchef Ned Segal gefeuert worden, berichteten unter anderem der Sender CNBC und das "Wall Street Journal". Nach Informationen des Finanzdienstes Bloomberg will Musk zunächst selbst den Chefposten übernehmen. Erst mit der Zeit könnte er den Job an jemand anderen abgeben. Auf Twitter hatte Musk bereits am Mittwoch seinen Einzug in das Hauptquartier von Twitter gepostet - und sich dabei mehrdeutig mit Waschbecken in der Hand gezeigt.

 

Musk ist bereits Chef unter anderem beim Elektroauto-Hersteller Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX. Er führt auch kleinere Projekte wie das Tunnelbau-Unternehmen Boring Company und die Forschungsfirma Neuralink, die Technologien zur direkten Vernetzung von Menschen und Computern entwickelt. 

Comeback von Donald J. Trump?

Laut dem Bericht will Musk auch seine Ankündigung umsetzen, lebenslange Sperren für Nutzer bei Twitter abzuschaffen. Von einer solchen - nach bisherigen Angaben unumkehrbaren Verbannung - ist unter anderem der Ex-US-Präsident Donald Trump betroffen. 

Bildcollage: USA Twitter ohne Trump
Muss Twitter weiter ohne Donald Trump auskommen?Bild: Metin Aktas/AA/picture alliance

Ob die Abschaffung der lebenslangen Sperren auch die Position von Trump verändern würde, sei noch unklar, hieß es bei Bloomberg. Trump hatte sich kurz vor Ende seiner Präsidentschaft in einem Twitter-Video lobend über seine Anhänger geäußert, die am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington stürmten. Daraufhin wurde er von der Plattform verbannt.

Der Ex-Präsident  hat inzwischen seine bereits zuvor geäußerte Position bekräftigt, dass er nicht zu Twitter zurückkehren wolle. Es gefalle ihm bei seiner eigenen Plattform "Truth Social". Er zeigte sich zufrieden mit der Präsenz bei seiner Twitter-Kopie. Allerdings hat er dort nur wenige Millionen Follower - statt mehr als 80 Millionen einst bei Twitter. Eine Rückkehr zu dem einflussreichen Netzwerk könnte somit Trumps Position für eine mögliche Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024 stärken.

Der "Musk-Style"

Unter den am Donnerstag Entlassenen war den Berichten zufolge auch die für den Kampf gegen Hassrede und falsche Informationen zuständige Top-Managerin Vijaya Gadde.

Musk selbst deutete in seiner üblichen Manier den Abschluss der Twitter-Übernahme mit einem etwas kryptischen Tweet an. "Der Vogel ist befreit", schrieb er ohne weitere Details. Das Twitter-Logo ist ein blauer Vogel - und Musk hatte stets betont, die Plattform von aus seiner Sicht zu starken Einschränkungen der Meinungsfreiheit zu befreien. Kritiker befürchten, dass er damit Hassrede und Hetze Vorschub leisten könnte, gegen die Twitters Teams seit Jahren ankämpfen.

Musk hatte Agrawal und die Twitter-Führung in den vergangenen Monaten immer wieder kritisiert. Mindestens einer der Manager sei aus der Firmenzentrale herausbegleitet worden, schrieb die "New York Times" unter Berufung auf informierte Personen. Bloomberg zufolge war es der Chefjurist Sean Edgett. Musk retweetete auch einen Post des Steve Jobs-Biographen Walter Isaacson, dass ihn (Musk) im Gespräch mit Mitarbeitenden von Twitter zeigt. 

Ende einer teuren Posse in Sicht

Die Transaktion musste bis Freitag um 17.00 Uhr Ostküsten-Zeit (23.00 Uhr MESZ) durch sein, sonst wäre der Deal doch noch vor Gericht gelandet. Eine Richterin hatte Musk und Twitter diese Frist gesetzt, um die Übernahme nach monatelangem Hin und Her endlich zu regeln.

Musk hatte die Übernahme selbst eingefädelt, dann aber versucht, unter Verweis auf angeblich falsche Angaben zur Zahl von Fake-Accounts bei Twitter aus dem Deal wieder herauszukommen. Twitter zerrte ihn vor Gericht - und Musk erklärte sich kurz vor Beginn des Prozesses im Bundesstaat Delaware bereit, Twitter zum ursprünglich vereinbarten Preis von 54,20 Dollar pro Aktie zu kaufen. Dass er dabei die Einstellung des Gerichtsverfahrens als Bedingung stellte, sorgte aber bis zuletzt noch für Unsicherheit.

Kein "gesetzloses Höllenloch"?

Dass Musk sich doch noch mit seiner neuen Rolle als Twitter-Besitzer abgefunden hat, zeichnet sich schon seit Tagen ab. Bereits am Mittwoch tauchte er in der Konzernzentrale in San Francisco auf und bezeichnete sich in seinem Twitter-Profil nun als "Chief Twit". Am Freitag will er sich laut US-Medien in größerem Stil den Beschäftigten dort vorstellen.

Nach vielen Wendungen gehört nun Twitter dem reichsten Mann der Welt, Elon Musk
Elon Musk - der neue Ober "Twit"Bild: Adrien Fillon/ZUMA Press Wire/picture alliance

Das dürfte kein leichter Auftritt für ihn werden, nachdem zuletzt Berichte über einen großen Stellenabbau für Verunsicherung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sorgten. Informationen, wonach er drei Viertel der Beschäftigten rauswerfen wolle, soll er diese Woche in der Zentrale zurückgewiesen haben.

Musk versuchte schon am Donnerstag, Werbekunden und Nutzer zu beruhigen, die unter ihm eine Verrohung des Tons beim Online-Dienst befürchten. "Twitter darf kein gesetzloses Höllenloch werden, wo man alles sagen kann, ohne Konsequenzen zu fürchten", schrieb er in einem offenen Brief an die Werbekunden. Die Plattform müsse "warm und einladend für alle" sein, schrieb Musk nun.

Elon Musk tut es für die ganze Welt

Er habe Twitter nicht gekauft, weil es einfach sein würde oder um mehr Geld zu machen, schrieb Musk. "Ich tat es, um der Menschheit zu helfen, die ich liebe", verkündete er. Und er gehe die Aufgabe mit Demut an - und im Bewusstsein, dass er trotz aller Bemühungen scheitern könne. Musk begründete den Kauf auch stets mit dem Anliegen, die Redefreiheit zu stärken.

Trumps Verbannung von Twitter bezeichnete Musk im Mai als "moralisch falsch und einfach nur dumm".