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Plastikmüll im Meer

12. Januar 2011

Das Mittelmeer ist großflächig verseucht mit kleinsten Plastikteilen. Schätzungsweise 500 Tonnen winziger Plastikpartikel dienen Plankton und Fischen als Nahrung und landen später auch im Fischfilet.

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Eine Frau nimmt Plastikflaschen aus einem Regal Foto:
Ein Konsum mit nachhaltigen FolgenBild: Bilderbox

Die Ergebnisse einer neuen Studie sind äußerst beunruhigend. Nach ersten Schlüssen von Meeresforschern schwimmen rund 250 Milliarden Plastikpartikel mit einem Durchschnittsgewicht von 1,8 Milligramm im Mittelmeer. Wissenschaftler der französischen Organisation MED - Mediterranée en danger (Vereinigung Mittelmeer in Gefahr) fanden dies im vergangenen Jahr durch eine Expedition im westlichen Mittelmeer heraus.

Mit der Jacht "Halifax" hatten die Experten die Mittelmeerküsten von Frankreich, Norditalien und Spanien aufgesucht. "Wir haben Wasserproben bis zu einer Tiefe von 15 Zentimetern auf ihren Gehalt an Plastikteilchen untersucht und die Summe dann hochgerechnet", berichtet der Leiter der Expedition, Bruno Dumontet. Aus tieferen Wasserschichten entnahmen die Forscher keine Proben.

Ein verdreckter Strand bei Barcelona (Foto: dpa)
Nicht aller Plastikmüll ist so sichtbarBild: picture-alliance/dpa

Verseuchung nicht umkehrbar

Ausgewertet wurden die Proben vom französischen Meeresforschungsinstitut Ifremer und dem Meeresforschungsinstitut der Universität im belgischen Lüttich. Nach Angaben von Dumontet sei die aktuelle Belastung im Mittelmeer durch die Mikro-Plastikteilchen nicht mehr rückgängig zu machen. Um zu verhindern, dass das Mittelmeer eine regelrechte "Plastiksuppe" wird, gebe es daher nur eine Lösung: Die Verschmutzung müsse an der Quelle eingedämmt werden.

Noch in diesem Jahr wollen die Forscher an die gleichen Stellen zurückkehren und untersuchen, ob die Verschmutzung zugenommen hat. Außerdem sollen die Expeditionen auf die Küsten Nordafrikas und Süditaliens ausgedehnt werden und zusätzliche Wasserproben entlang der Küsten der Mittelmeerinseln Korsika und Sardinien genommen werden.

Ein Mann isst Fisch (Foto: dpa)
Unbedenklicher Genuss?Bild: dpa

Endlager Mensch

Der zunehmende Plastikmüll in allen Weltmeeren wird zur globalen Gefahr für Mensch und Tier. Das Plastik wird vor allem über Flüsse ins Meer gespült, stammt aber auch aus über Bord geworfenem Schiffsmüll. Fische und Vögel verschlucken größere Plastikteile und verenden dann qualvoll. Für die Menschen sind vor allem die Mikropartikel gefährlich, die über die Nahrungskette letztendlich auch im Fischfleisch und damit auf dem Teller landen. Blutuntersuchungen bei Menschen zeigen, dass sich auch dort inzwischen zahlreiche Kunststoffrückstände ablagern. Unter anderem das hormonell wirkende und erbgutverändernde Bisphenol A.

Plastikflaschen liegen in der Natur herum (Foto: Sanel Klein)
Plastikflaschen finden auch den Weg durch Flüsse ins MeerBild: Sanel Kajan

Eine Million Unterschriften für EU-Bürgerbegehren

Um den Plastikmüll einzudämmen lancierten Umweltschützer unter dem Motto "Un million de clicks pour la Méditerranée" (eine Million Mausklicks für das Mittelmeer) kürzlich eine Internet-Petition. Ihr Ziel ist es, die erforderliche Zahl von einer Million Unterschriften für ein EU-Bürgerbegehren zu sammeln. Es soll die EU-Kommission auffordern, mit neuen Vorschriften umweltfreundlichere Verbraucherprodukte - vor allem Verpackungen - durchzusetzen. So soll der Verbrauch von Einwegverpackungen stärker eingeschränkt werden, als dies in der heute gültigen Verpackungsrichtlinie aus dem Jahre 1994 der Fall ist.

Möglich macht ein solches Bürgerbegehren der vor einem Jahr in Kraft getretene EU-Vertrag von Lissabon: Demnach können Bürger mit Petitionen, die mindestens eine Million Unterschriften erhalten, von der EU-Kommission Gesetzesvorschläge fordern. Die EU-Kommission ist zwar nicht an die Vorschläge gebunden, zumindest aber haben die Initiatoren das Recht auf eine öffentliche Anhörung. Und wenn die Kommission ihre Forderung ablehnt, muss sie das ausreichend begründen.

Autor: Gero Rueter (AFP)

Redaktion: Fabian Schmidt