Mit schmeichelnder Feder
16. Februar 2003Für einen Krieg im Irak werben die USA weltweit um politische Unterstützung. Aber was nützt die Solidarität der Regierungen, wenn die Vorbehalte wachsen? Das US-amerikanische Forschungsinstitut "Pew Research Center" hat in einer repräsentativen Umfrage von 38.000 Menschen in 44 Ländern "wahre Ablehnung, wenn nicht sogar Hass gegen Amerika" festgestellt, vor allem in den muslimischen Ländern des Mittleren Ostens und in Zentralasien.
Krieg ist ein Produkt
Darum versucht die Regierung der Vereinigten Staaten, mit einer Charme-Offensive das Image der USA aufzubessern und die Welt von der Notwendigkeit eines möglichen Irak-Kriegs zu überzeugen. Ein altbewährtes Mittel hierfür aus der Zeit des ersten Golfkriegs 1991 sind die so genannten Boot-Camps für Journalisten. Mit freundlicher Unterstützung des Pentagon lernen die Journalisten, US-Soldaten im Kampfeinsatz zu begleiten und Kriegsbilder zu verbreiten, die Eindrücke von einem "sauberen Kampf" hinterlassen.
Zur Vermarktung der eigenen Politik hat das Außenministerium ein "Office of Global Communications" eröffnet. Im Dezember wurden fünf Werbespots gedreht, in denen muslimische Bilderbuchfamilien von ihrem glücklichen Leben in den USA schwärmen. Diese Spots wurden dann in der muslimischen Welt ausgestrahlt - Gefühlsreklame als Imagepolitur. Die Idee stammt von Charlotte Beers (Foto). Die Marketingspezialistin ist die erfolgreichste Werbe-Frau des Landes und nun offiziell die Staatssekretärin für "public diplomacy and public affairs" bei Colin Powell. Sie hat bereits Marken wie "Uncle Ben's"-Reis oder "Head and Shoulders"-Shampoo zum internationalen Durchbruch verholfen. Und was für "Uncle Ben" gut ist, kann auch "Uncle Sam" nicht schaden. Das Image der USA ist für Beers lediglich eine Sache der Vermarktung. Ihre Kritiker wagen jedoch höflich darauf hinzuweisen, dass das Image der USA auch durch die amerikanische Außenpolitik bestimmt wird. Doch Beers geht es vor allem darum, den Status Quo zu verkaufen.
Hauptsache, die "Message" kommt an
Es gibt auch Kampagnen, die auf die gezielte Verbreitung von Gerüchten abgerichtet sind. Donald Rumsfelds Euphemismus hierfür lautet "strategische Einflussnahme" und entspricht einer Kriegführung auf psychologischer Ebene. Dafür ist John Rendon zuständig, der Kommunikationsberater der US-Regierung. Seine Agentur "Rendon Group" ist darauf spezialisiert, "Regierungen beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen." Rendon nennt sich selbst "Informationskrieger" und macht seit 1992 Public Relations gegen Saddam Hussein. Angefangen hat das mit der Befreiung Kuwaits und dem Einmarsch amerikanischer Truppen, die damals von den Kuwaitern begeistert begrüßt wurden: "Haben Sie sich schon mal gefragt, woher die Kuwaiter auf einmal so viele amerikanische Fahnen hatten? Nun, jetzt wissen Sie es. Das war mein Job." Er versteht es, Bilder zu kreieren, die um die Welt gehen.
Sheldon Rampton, Medienkritiker und Mitbegründer des "Center for Media and Democracy" in Madison, Wisconsin, beobachtet die PR-Methoden, mit denen ein Krieg promotet werden soll: "Die Techniken, die benutzt werden, um einen Krieg im Irak zu verkaufen sind die bekannten PR-Strategien." Zunächst wird eine "Message" entwickelt, dann Zielgruppen angesprochen und Marktforschung betrieben. Die Medien dienen der Weitergabe relevanter Informationen.
Meinungsbildung durch Suggestion
Eine Mehrheit der Amerikaner glaubt heute, dass der Todespilot des 11. September, Mohammed Atta, Kontakte zum irakischen Geheimdienst unterhielt. Diese Behauptung wurde mit Hilfe der Rendon Group in den Medien lanciert. Mit Erfolg, denn Politiker bis hin zum Vizepräsidenten Dick Cheney wiederholten die angebliche Liaison zwischen den Todfeinden Amerikas so lange, bis niemand mehr nach den Beweisen fragte.