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Mit Lederhosen und Hiphop: WM eröffnet

9. Juni 2006

Kaiserwetter, 59.416 begeisterte Zuschauer, fröhlich und anrührend: Mit einem fulminanten Auftakt hat die XVIII. Fußball-Weltmeisterschaft am Freitag um 16.52 Uhr begonnen.

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Sage da noch einer, Deutsche wären technisch nicht gutBild: AP

Bundespräsident Horst Köhler sprach in der Münchner WM-Arena im Beisein von FIFA-Präsident Joseph S. Blatter und des deutschen WM-OK-Chefs Franz Beckenbauer die Eröffnungsformel, nachdem zuvor die vom Münchner Regisseur Christian Stückl inszenierte halbstündige Eröffnungsfeier einen Bogen vom traditionellen Deutschlandbild mit Trachten und Schuhplattlern bis hin zum modernen, multikulturellen, neuen Deutschland schlagen konnte.

Pele und Claudia Schiffer Stadion WM 2006 Eröffnungsspiel Deutschland - Costa Rica 09.06.06 München
Die Legende und die Schöne: Pele und Claudia SchifferBild: AP

Großer Jubel brandete auf, als Claudia Schiffer in Begleitung von Pele um 16.39 Uhr den WM-Pokal ins Stadion trug.

Einmarsch der alten Weltmeister

Der große, anrührende Höhepunkt der Eröffnung war der Einmarsch der rund 170 Weltmeister aus den sieben bisherigen Sieger-Nationen Deutschland, Brasilien, Argentinien, Uruguay, Italien, Frankreich und England. Dies bedeutete gleichzeitig eine Weltpremiere, denn noch nie hatte die FIFA zu ihren WM-Endrunden Weltmeister von früher präsentiert.

Unter den Größen von einst befanden sich die kompletten 22 Weltmeister von 1974, von der deutschen WM-Truppe von 1990 fehlte nur Thomas Häßler. Neben Horst Eckel und Ottmar Walter, die 1954 beim Wunder von Bern in der deutschen Elf beim 3:2-Sieg gegen Ungarn standen, wohnten noch weitere Spieler aus dem damaligen WM-Kader von Sepp Herberger der Eröffnungsfeier bei. Auch von den Siegern der WM 1950 aus Uruquay waren noch zwei Spieler in München dabei.

Stadion WM 2006 Eröffnungsspiel Deutschland - Costa Rica 09.06.06 München Performance
Performance bei der EröffnungfeierBild: AP

Unter den Augen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Innenminster Wolfgang Schäuble und Außenminister Frank-Walter Steinmeier sorgten der Tölzer Knabenchor, 180 Trommler in Lederhosen, 14 Goaßlschnalzher, 150 Schuhplattler sowie Schellenträger mit bis zu 25 Kilogramm schweren Glocken für das typisch bayerische Ambiente.

Nach dem bayrischen Teil enterte die Berliner Band Seeed die Bühne. Die elf Musiker gelten als "fetteste" Band des Dancehall-Reggaes.

120 Trommler mit Schlaginstrumenten aus der ganzen Welt symbolisierten danach das Motto "Die Welt zu Gast bei Freunden". In einem großen Festzug wurden 24 prächtig geschmückte Frauen von jeweils sechs Trägern hereingetragen, die die sechs verschiedenen Regionen der Fußball-Welt darstellten. Die 24 Frauen wurden an Seilen in die Höhe gezogen und schwebten bis zu 30 Meter hoch über dem Spielfeld.

Nach Herbert Grönemeyers offizieller FIFA-Hymne "Zeit, dass sich was dreht" sollten sich eigentlich unter den Röcken der in luftiger Höhe schwebenden Frauen verborgene Taschen öffnen, daraus sollte sich ein Konfetti-Regen in die Arena ergießen. Doch dazu kam es nicht: Stattdessen sangen die fast 60.000 Stadionbesucher aus voller Kehle "Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin."

Ballack nicht dabei

Die schlechte Nachricht des Tages begann sich dann langsam herumzusprechen: Der DFB-Kapitän erlebt das Eröffnungsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Costa Rica am Freitagabend in München als Zuschauer, nachdem der Bundestrainer den 29-Jährigen noch nicht mal in den Kader berufen hatte. Nach offizieller Darstellung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hatte die medizinische Abteilung des WM-Gastgebers am Vormittag entschieden, dass ein Einsatz des angeschlagenen Balack zu riskant sei. Um seine Teilnahme im weiteren Turnierverlauf nicht zu gefährden, sollte der 29-Jährige geschont werden. "Im Eröffnungspiel möchte jeder gerne spielen, die Gefahr einer Verletzung ist in so einem Spiel aber stark erhöht. Dieses Risiko wollten wir nicht eingehen", begründete kurz vor dem Match Klinsmanns Assistent Joachim Löw den mutigen Schritt der sportlichen Führung. (sams)