1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Fußball-WM: Anstoß in der "Riesenweißwurst"

9. Juni 2006

3,2 Millionen Tickets sind verkauft worden. Alle Mannschaften sind in Deutschland. Das Wetter und die Stimmung sind riesig. In München geht es los, das größte internationale Sportereignis des Jahres.

https://p.dw.com/p/8aYp
Im WM Rausch: Für die Fans hat die Weltmeisterschaft schon angefangenBild: picture-alliance/ dpa

Mit einer fulminanten Feier wird heute (9.6.06) die Fußball-WM in Deutschland eröffnet. Um 16.25 Uhr beginnt die Show, in der 1400 Tänzer und Musiker sowie 160 ehemalige Weltmeister im Münchner WM-Stadion auftreten werden. Vor den Augen von weltweit schätzungsweise 1,5 Milliarden Fernsehzuschauern gibt Bundespräsident Horst Köhler am Ende der Show den Startschuss für die zweite Weltmeisterschaft in Deutschland nach 1974. Rund eine Stunde später rollt dann erstmals der Ball: Um 18.00 Uhr wird die Auftaktpartie Deutschland gegen Costa Rica angepfiffen.

Anstoß in der "Riesenweißwurst"

Jahresrückblick 2005 Mai Fussballstadion Allianz Arena
In der "Riesenweißwurst" trifft Deutschland auf Costa RicaBild: AP

Die "Weißwurst" leuchtet entweder blau oder rot - je nachdem ob der TSV 1860 oder der FC Bayern München darin spielt. Doch während des ersten WM-Spiels wird das Stadion in einem neutralen weiß leuchten. 69.000 Zuschauer werden das Spiel live im Stadion verfolgen. Auch die Kanzlerin ist dabei. Angela Merkel wird sich allerdings nicht unter die jubelnden Fans mischen, sie verfolgt das Spiel zusammen mit dem costa-ricanischen Präsidenten Óscar Arias Sánchez aus einer VIP-Loge.

Deutschlands bekannteste Wade streikt

Trotz der Verwirrung um den Einsatz von Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack will Bundestrainer Jürgen Klinsmann nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wie geplant erst kurz vor dem Anpfiff die Mannschaftsaufstellung für das WM-Eröffnungsspiel bekannt geben. "Das wird Klinsmann wie üblich 90 Minuten vor dem Anpfiff heute Abend in München machen", sagte DFB-Sprecher Harald Stenger am Freitag. "Ich gehe nicht davon aus, dass von dieser üblichen Vorgehensweise abgewichen wird."

Ballack, der sich vor einigen Tagen eine Wadenverletzung zugezogen hat, hatte sich kurz vor der Eröffnungspartie der Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland gegen Costa Rica überraschend wieder fit gemeldet. "Ich habe mich intensiv behandeln lassen", sagte Ballack der "Bild"-Zeitung. "Ich fühle mich fit, spüre keine Schmerzen mehr. Ich will spielen", betonte der 29-Jährige. "Ich bin jetzt beschwerdefrei. Das habe ich dem Trainer auch mitgeteilt. Ob er mich gegen Costa Rica spielen lässt, ist jetzt seine Entscheidung."

Schönheitskönigin verdreht "Ticos" den Kopf

Doch auch die costa-ricanische Mannschaft plagen Verletzungssorgen. Gleich drei Stammspieler sind angeschlagen. Torhüter José Porras, Mittelfeldspieler Mauricio Solís und Verteidiger Gilberto Martínez konnten am Donnerstag in Garching nicht trainieren. "Wenn das Spiel heute wäre, könnten sie nicht auflaufen", sagte Mannschaftsarzt Gerardo Artavia.

Alicia Machado
Die "Ticos" hatten nur noch Augen für sie: Alicia Machado-Miss Universe 1996Bild: AP

Sorgen muss sich Trainer Alexandre Guimaraes aber nicht nur um seine Verletzten machen, sondern auch um die Konzentration seiner Jungs. Am Mittwoch musste er das Training für eine Viertelstunde unterbrechen. Denn seine "Ticos" waren abgelenkt und hatten nur noch Augen für eine Dame am Spielfeldrand - die venezolanische Schönheitskönigin Alicia Machado. Sie war offiziell als Mitarbeiterin des mexikanischen TV-Senders Televisia angereist: Für besondere Aufregung unter den Spielern sorgte das Outfit der 28-Jährigen. Mit einem äußerst knappen T-Shirt und Mini-Rock bekleidet lief Machado am Trainingsgelände entlang. Nach einer Viertelstunde konnte das Training der "Ticos" dann aber fortgesetzt werden.

Doch trotz Verletzungspech und Trainingspannen: Der Optimismus der Costa Ricaner vor der größten Partie ihrer Fußball-Geschichte ist ungebrochen. "Warum sollten wir nicht gewinnen? Deutschland hat zwar viele Qualitäten. Aber wir können auch Fußball spielen. Wir sind für eine Überraschung gut", sagt Stürmerstar Paulo Wanchope, auf dessen Schultern die Hoffnungen aller vier Millionen Einwohner des Landes zwischen Atlantik und Pazifik liegen.

"Die Deutschen haben Druck"

WM Fußball Costa Rica
Locker und entspannt: die Spieler der costa-ricanischen Mannschaft auf dem Weg nach MünchenBild: AP

Wanchope sieht in der Favoritenrolle der Deutschen einen klaren Vorteil für seine Mannschaft. "Die Deutschen haben den Druck. Sie werden versuchen, in den ersten 15 Minuten ein Tor zu erzielen. Aber wenn wir hinten gut stehen, bei den Standards aufpassen und gut kontern, dann können wir gewinnen", verriet Wanchope sein Erfolgsrezept. Der Angreifer hat zudem einen Schwachpunkt bei den Deutschen ausgemacht: "Die vielen jungen Spieler sind dem Druck vielleicht nicht gewachsen. Das müssen wir ausnutzen."

Das Ziel der "Ticos" ist das Achtelfinale. Alles andere wäre eine herbe Enttäuschung, versichern alle Spieler und Betreuer. Wenn es gegen Deutschland nicht klappen sollte, dann wollen die Costa Ricaner die nötigen Punkte in den Vorrunden-Partien gegen Polen und Ecuador holen, um zum zweiten Mal nach 1990 in die zweite Runde einzuziehen. "Ich habe großes Vertrauen in meine Spieler. Wir sind gut genug, um das Achtelfinale zu erreichen", erklärte Costa Ricas Trainer Alexandre Guimaraes.

Der letzte Schrei: Häschenohren

WM 2006 - Eröffnung Fan Fest Kultur Kunst Unterhaltung Gesellschaft Bevölkerung WM06 Sport Fussball
WM-Party auf der Berliner FanmeileBild: picture-alliance / dpa

Der Fußball-Fan von heute trägt Häschenohren, Nationaltrikots und bunte Perücken in den jeweiligen Nationalfarben. Diese Trends haben zumindest die 200.000 Besucher der WM-Eröffnungsparty in Berlin am Mittwochabend gesetzt.

Am FIFA-Stand auf der Party-Meile waren das weiß-schwarze Trikot und Fanschals die Renner. Öfter in der Menge zu sehen waren die Hemden von Michael Ballack, Christoph Metzelder und Lukas Podolski. Bei den internationalen Stars war das gelb-grüne Ronaldhinho-Leibchen der Favorit. Die rosafarbenen Häschenohren waren keine Anspielung auf den hasenzähnigen Ronaldhinho, sondern das Geschenk eines Batterieherstellers an die Besucher der Eröffnungsparty.

Die Veranstalter der Berliner Fanmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule rechnen täglich mit bis zu 100 000 Besuchern. Auf 14 Großbildleinwänden können sich die Fans unter freiem Himmel die Spiele angucken - eine Alternative zum teuren Stadionbesuch. Die größte Fanmeile Deutschlands muss nach Angaben der Polizei mit mehr als 2000 Mitarbeitern gesichert werden. (rom)