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Politik

Millionenspritze für Corona-Impfforscher

4. September 2020

Das Tübinger Unternehmen Curevac will bis Ende des Jahres 100 Millionen Dosen eines COVID-19-Impfstoffs produzieren. Russische Forscher melden schon einen Erfolg.

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Deutschland | Coronavirus | Symbolbild Impfung
Impfung per Injektion (Symbolbild)Bild: picture-alliance/dpa/C. Schmidt

252 Millionen Euro erhält das Tübinger Unternehmen Curevac für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs. Wie ein Sprecher bestätigte, schießt die Bundesregierung das Geld aus einem im Mai aufgelegten Sonderprogramm des Forschungsministeriums zu. Der Fördertopf enthält insgesamt 750 Millionen Euro. Im Gegenzug sichert sich der Staat, der über die KfW-Bank an Curevac beteiligt ist, einen Anteil an der Produktion.

Der Impfstoffkandidat des schwäbischen Unternehmens befindet sich in Phase eins der klinischen Entwicklung und wird derzeit an gesunden Erwachsenen getestet. Der Curevac-Haupteigner, SAP-Gründer Dietmar Hopp, sagte dem "Handelsblatt", er rechne mit einer Zulassung bis Frühjahr oder Sommer 2021. Schon bis Ende dieses Jahres wolle man "mehr als 100 Millionen Dosen zur Verfügung haben".

"Konkurrenten haben die Nase vorn"

Allerdings wird Curevac das Rennen um einen Impfstoff wohl nicht gewinnen. Die beiden Hauptkonkurrenten hätten die Nase vorn, räumte Hopp ein - das US-Unternehmen Moderna und Biontech aus der rheinland-pfälzischen Hauptstadt Mainz.

Deutschland | Coronavirus | Biotech-Unternehmen Curevac
Sitz des Unternehmens Curevac in TübingenBild: picture-alliance/dpa/S. Gollnow

Russland hatte bereits im August einen potenziellen Impfstoff mit dem Namen "Sputnik V" für die breite Anwendung zugelassen, ohne die übliche letzte Testphase mit mehreren zehntausend Probanden abzuwarten. Westliche Wissenschaftler übten an dem Vorgehen scharfe Kritik und erklärten, ein Impfstoff mit womöglich lückenhafter Wirkung könne zu ernsthaften Problemen führen. Russische Forscher veröffentlichten derweil im Fachmagazin "The Lancet" einen Aufsatz zu der eingesetzten Substanz. Sie sei "sicher und gut verträglich", heißt es; die Probanden hätten "ohne ernste Nebenwirkungen" Antikörper gebildet.

Keine Placebo-Kontrollgruppe

Die Studie weicht jedoch von geltenden Standards ab. Einerseits ist die Zahl der Teilnehmer mit jeweils 38 in zwei Testreihen extrem niedrig. Zudem wurde auf eine sonst übliche Kontrollgruppe verzichtet, die zum Vergleich ein sogenanntes Placebo, also ein Präparat ohne Wirkstoff, erhielt.

Um die langfristige Wirkung und Sicherheit des mutmaßlichen Impfstoffs zu gewährleisten, müssten größere und längere Testreihen vorgenommen werden, räumten die russischen Forscher selbst sein. Der nicht an der Studie beteiligte Wissenschaftler Naor Bar-Zeev von der Johns-Hopkins-Universität in den USA nannte die Untersuchung "ermutigend, aber unbedeutend". So enthalte sie keine Daten zur Wirksamkeit bei Menschen über 60 Jahren, die für COVID-19 besonders anfällig sind.

USA | Coronavirus | Farbige Aufnahme Elektronenmikroskop
SARS-CoV-2-Erreger (violett) haben eine Zelle infiziertBild: picture-alliance/Zumapress/NIAID

Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie gab die Ständige Impfkommission am deutschen Robert-Koch-Institut unterdessen eine Empfehlung zur üblichen Grippeschutzimpfung. Diese sei weiterhin nur bei Älteren und chronisch Kranken angezeigt. Andernfalls drohten Engpässe beim Grippeimpfstoff für die Risikogruppen, sagte der Leiter der Kommission, Thomas Mertens, im Sender n-tv. Für die kommende Saison stünden rund 25 Millionen Impfdosen zur Verfügung, die bereits produziert seien.

Krankenversicherungen melden Milliardendefizit

Den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland dürfte im kommenden Jahr als Folge der Corona-Welle ein zweistelliger Milliardenbetrag fehlen. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, beträgt die Lücke durch den Konjunktureinbruch und pandemiebedingte Mehrausgaben voraussichtlich 16,6 Milliarden Euro. Ohne zusätzliche Gelder des Bundes müsste der Zusatzbeitrag verdoppelt werden, rechnet der Spitzenverband der Krankenkassen vor. Für das laufende Jahr belaufe sich der Fehlbetrag bei den Kassen auf etwa drei Milliarden Euro.

jj/wa (dpa, afp, kna)