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KriminalitätNordamerika

Mexiko macht Drogenboss Yépez Ortiz dingfest

2. August 2020

"Der Schläger", so sein Spitzname, wurde im Bundesstaat Guanajuato gefasst, einem Hotspot der Bandengewalt in Mexiko. Sein Kartell mischt kräftig im Drogen- und Ölgeschäft mit - und hat doch noch mächtige Gegner.

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Mexikanische Polizisten bei einem Einsatz Ende Juni gegen das Kartell Santa Rosa de Lima im Bundesstaat Guanajuato
Mexikanische Polizisten bei einem Einsatz Ende Juni gegen das Kartell Santa Rosa de Lima im Bundesstaat Guanajuato Bild: picture-alliance/dpa/El Universal

In Mexiko haben staatliche Sicherheitskräfte den Boss einer berüchtigten Drogenbande festgenommen. Jose Antonio Yépez Ortiz und weitere fünf Personen seien am Morgen im zentralmexikanischen Bundesstaat Guanajuato gefasst worden, teilte das Büro des dortigen Generalstaatsanwalts mit. Die Sicherheitskräfte hätten zudem eine entführte Geschäftsfrau aus den Fängen der Bande befreien können sowie ein "Arsenal" an Waffen gefunden.

Yépez Ortiz, weithin bekannt unter dem Namen "El Marro" (Der Schläger), ist Chef des Kartells Santa Rosa de Lima. Er gilt als einer der Verantwortlichen dafür, dass Guanajuato in den vergangenen Jahren zu einem Hauptbrennpunkt der Bandenkriminalität geworden ist. Sein Kartell ist auch für den Diebstahl großer Mengen von Erdöl von der staatlichen Ölgesellschaft Pemex berüchtigt.  

USA zahlt zehn Millionen Dollar für Gegner von Yépez Ortiz'  

Die Gruppe von Yépez Ortiz kämpft in Guanajuato unter anderem mit dem mächtigen Verbrechersyndikat Cártel de Jalisco Nueva Generación (CJNG) um Macht und Einfluss. CJNG-Chef ist Nemesio Oseguera Cervantes, genannt "El Mencho". Für Hinweise, die zu seiner Festnahme führen, hat die US-Regierung zehn Millionen Dollar ausgelobt - im nördlichen Nachbarland Mexikos wird er wegen Drogenhandels gesucht.

Nationalgardisten und Forensiker im Einsatz nach der Attacke Anfang Juli auf die Einrichtung nahe Irapuato (Foto: picture-alliance/AP Photo/M. Armas)
Nationalgardisten und Forensiker im Einsatz nach der Attacke Anfang Juli auf die Einrichtung nahe IrapuatoBild: picture-alliance/AP Photo/M. Armas

Erst Anfang Juli wurden bei einem Angriff auf eine informelle Einrichtung für Suchttherapie nahe der zentralmexikanischen Stadt Irapuato mindestens 24 Menschen erschossen. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador sprach von Konfrontationen zwischen Banden. Yépez Ortiz hatte im Juni ein Video veröffentlicht, in dem er wütend mit einer Eskalation der Gewalt drohte. Zuvor waren bei Razzien unter anderem seine Mutter und seine Schwester festgenommen worden. Die Mutter kam inzwischen wieder frei.

Einrichtungen für Drogenabhängige im Visier

In Irapuato hatte es knapp einen Monat zuvor bereits einen Angriff auf eine Einrichtung für Drogenabhängige mit zehn Toten gegeben. Die "Annex" genannten Orte - die in der Regel nicht beim Staat registriert sind und weder über Genehmigungen noch medizinische Bedingungen verfügen, um Menschen zu therapieren - sind in Mexiko häufig eine Zielscheibe der Kartelle. Sie greifen Drogenhändler rivalisierender Gruppen an, die dort Unterschlupf finden. Berichten zufolge entführen die Gangster dort auch Drogenabhängige, um sie zu zwingen, für sich zu arbeiten.

Angehörige der Opfer der Gewalttat in der Betreuungseinrichtung für Drogenabhängige   nahe der Stadt Irapuato (Foto: picture-alliance/AP Photo/M. Armas)
Verzweifelt: Angehörige der Opfer der Gewalttat in der Betreuungseinrichtung für Drogenabhängige Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Armas

Im vergangenen Jahr wurden in Mexiko fast 100 Mordopfer pro Tag registriert. Zudem gelten mehr als 60.000 Menschen als verschwunden. Die Gewalt geht in diesem Jahr trotz der Corona-Krise ungebrochen weiter. Das Blutvergießen geht zu einem großen Teil auf das Konto von Kartellen und Banden, die in Drogenhandel, Entführungen und Erpressung verwickelt sind. Oft haben die Gangster Verbindungen zu örtlichen Sicherheitskräften. Die meisten Verbrechen in dem nordamerikanischen Land werden nie aufgeklärt, geschweige denn geahndet.

sti/uh (ap, dpa, rtr)