Mexiko: Bauern gegen VW
22. August 2018Bauern im mexikanischen Bundesstaat Puebla halten Volkswagen vor, sogenannte Hagelkanonen würden nicht nur den Hagel verhindern, sondern überhaupt jeden Niederschlag. Mit seinen Maßnahmen zur Hagelabwehr habe VW eine Dürre provoziert und diese bewusst in Kauf genommen zu haben. Volkswagen bestreitet nicht, die Hagelkanonen seit Mai einzusetzen, betont aber, die Schallwellen der Geräte würden lediglich den Hagel in Wasser umwandeln.
Der Autobauer hat seinen Schaden durch Hagelschlag laut dem deutschen "Handelsblatt" allein für das vergangene Jahr auf gut 17,5 Millionen Euro beziffert. Betroffen gewesen seien Neuwagen auf dem Parkplatz des VW-Werks in Puebla. Die Fabrik ist das größte Volkswagenwerk außerhalb von Deutschland. Der Konzern ist dort seit 1965 aktiv und beschäftigt rund 16.000 Menschen in der Stadt 120 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt.
"Es regnet einfach nicht"
"Das Unternehmen kann andere Vorkehrungen treffen, um seine Autos zu schützen", erkärte der Behördenvertreter Rafael Ramírez am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, "aber die Menschen hier können von nichts anderem leben als ihrem Land."
Wenn die Hagelkanonen Schallwellen in Richtung Himmel ausstießen, "klart sich der Himmel auf und es regnet einfach nicht", sagte Bauernvertreter Gerardo Perez. Die Bauern in der Gemeinde Cuautlancingo sind besonders von der Dürre betroffen. Seit Mai - eigentlich der Beginn der Regenzeit in Mexiko - seien nicht nur Hagelstürme verhindert worden, sondern überhaupt keine Niederschläge mehr gefallen, erklärten sie. Die Dürre betreffe rund 2000 Hektar Ackerfläche.
Straßenblockaden?
Volkswagen hat inzwischen angekündigt, die Hagelkanonen nur noch bei Bedarf und nicht mehr automatisch einzuschalten. Mit den Kanonen soll die Bildung von Eisklumpen zu Hagel in Gewitterwolken unterbunden werden. Wissenschaftler zweifeln allerdings an der Wirksamkeit der Geräte.
Die Bauern aus der Gegend um Puebla fordern jetzt Geld von Volkswagen: Sie wollen eine Entschädigung in Höhe von mehr als drei Millionen Euro. Einem Bündnis zur Vertretung der eigenen Interessen haben sich inzwischen 170 Produzenten angeschlossen, berichtete das "Handelsblatt". Ende der Woche wollen nun Bauern und Behördenvertreter mit Volkswagen zusammenkommen, um eine Lösung zu finden. Ein Sprecher der Bauern drohte schon einmal Straßenblockaden an, falls es dann nicht zu einer Einigung kommen sollte. Es wären nicht die ersten Blockaden.
ar/hb (afp – Archiv)