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Mehr als 50 Tote bei Anschlagsserie

8. August 2015

Eine verheerende Anschlagsserie hat in den vergangenen 24 Stunden Afghanistan erschüttert. Auch eine Militärbasis mit internationalen Truppen wurde angegriffen, wie die NATO nun bekannt gab.

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Anschläge in Kabul: Durch eine in einem Lastwagen platzierten Bombe wurden mindestens 15 Menschen getötet (Foto: rtr)
Durch eine in einem Lastwagen platzierten Bombe wurden mindestens 15 Menschen getötetBild: Reuters/A. Masood

Nach zwei Anschlägen in Kabul, bei denen zahlreiche Menschen ums Leben kamen, haben die Taliban auch eine Basis der internationalen Truppen in der afghanischen Hauptstadt angegriffen. Bei der Attacke am Freitagabend starben nach Angaben der NATO-geführten Ausbildungsmission "Resolute Support" (RS) mindestens elf Menschen. Bei den Toten handele es sich um einen ausländischen Soldaten und acht zivile afghanische Mitarbeiter, sagte ein RS-Sprecher. Außerdem seien mindestens zwei der Angreifer getötet worden. Zur Nationalität des getöteten ausländischen Soldaten wurden bislang keine Angaben gemacht.

Damit kamen bei diesem Angriff und den zwei vorherigen Anschlägen in Kabul innerhalb von weniger als 24 Stunden mindestens 52 Menschen ums Leben. 270 weitere wurden verletzt. Die Anschlagsserie vom Freitag war damit die verheerendste seit dem Auslaufen des NATO-Kampfeinsatzes in Afghanistan Ende 2014.

Mehr als 20 Tote bei Anschlag auf Polizeiakademie

Kurz vor dem Angriff auf die RS-Basis hatte sich ein Selbstmordattentäter der Taliban vor der Polizeiakademie in die Luft gesprengt. Der Attentäter riss mindestens 25 Kadetten mit in den Tod. Weitere 20 Polizeischüler seien bei der Detonation verletzt worden, hieß es aus Polizeikreisen.

Der Attentäter hatte sich nach Angaben aus dem Innenministerium als Kadett ausgegeben und in eine Schlange vor dem Eingang eingereiht. Die jungen Männer hätten darauf gewartet, nach dem Wochenende - das in Afghanistan am Freitagabend endet - durch die Sicherheitskontrolle zurück in die Akademie zu gelangen. An der im Westen Kabuls gelegenen Polizeiakademie beenden jedes Jahr bis zu 3000 Polizeianwärter ihre Ausbildung.

Zahlreiche Verletzte bei Angriff auf Armee-Geheimdienst

In der Nacht zuvor waren bei der Explosion einer in einem Lastwagen platzierten Bombe nach Regierungsangaben mindestens 15 Menschen getötet und 250 verletzt worden (Artikelbild). Unter den Verletzten waren 37 Kinder, wie Präsidentensprecher Safar Haschemi sagte. Der Sprengsatz in dem Lastwagen zielte nach Polizeiangaben auf eine in einem Wohnviertel stationierte Einheit des Armee-Geheimdienstes.

Das Gesundheitsministerium sprach nach der Explosion in der Nacht zu Freitag sogar von mehr als 400 Verletzten. Dutzende Wohnhäuser und Läden wurden zerstört oder beschädigt. Die in der ganzen Stadt hörbare Detonation riss einen rund zehn Meter tiefen und etwa 15 Meter breiten Krater in die Straße.

Bekenntnis der Taliban

Zu den Anschlägen kam es kurz nach einem Führungswechsel bei den radikalislamischen Taliban. Diese bekannten sich zu dem Angriff auf die Resolute-Support-Basis und dem Anschlag vor der Polizeiakademie. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid wies aber jede Verantwortung für die Bombe in dem Lastwagen zurück - wie üblich bei Angriffen mit vielen zivilen Opfern.

Erst in der vergangenen Woche war der Tod des langjährigen Taliban-Anführers Mullah Omar bekannt geworden. Mullah Achtar Mansur wurde zum neuen Anführer bestimmt, doch wird er von großen Teilen der islamistischen Rebellenbewegung wegen seiner Nähe zur Regierung in Pakistan und seiner Befürwortung von Friedensgesprächen mit der Regierung in Kabul abgelehnt.

Die aktuelle Eskalation der Gewalt ist nach Ansicht von Politologen auf den Versuch Mansurs zurückzuführen, den Respekt der Basis zu gewinnen und die Aufmerksamkeit von internen Differenzen abzulenken.

Die afghanischen Sicherheitskräfte müssen erstmals einer Sommeroffensive der Taliban praktisch allein die Stirn bieten, nachdem die internationalen Truppen ihren Kampfeinsatz im Dezember beendeten. Für Ausbildungs- und Anti-Terror-Einsätze sind aber noch rund 13.000 ausländische Soldaten im Land. Die NATO in Afghanistan verurteilte den Anschlag vom Freitag als "verachtenswerte Gewalttat".

chr/wl (adp, afp)