Mehr als 3,5 Millionen Suchtkranke
11. April 2017Dies geht aus dem "Jahrbuch Sucht 2017" hervor, das die "Deutsche Hauptstelle für Suchtgefahren in Berlin vorlegte. Der Report fasst die aktuellen Daten, Fakten und Trends zum Konsum von legalen und illegalen Drogen sowie zu abhängigem Verhalten in Deutschland zusammen.
Zur Medikamentenabhängigkeit heißt es darin, etwa vier bis fünf Prozent aller verordneten Arzneimittel besäßen ein erhebliches Potenzial für Missbrauch und Abhängigkeit, unter ihnen vor allem die Schlaf- und Beruhigungsmittel mit Wirkstoffen aus der Familie der sogenannten Benzodiazepine, zu denen auch das bekannte Valium gehört.
In den vergangenen Jahren sind die Verordnungen dieser Mittel in der gesetzlichen Krankenversicherung zwar zurückgegangen, der Anteil der privat verordneten Mittel nahm allerdings zu.
Keinen Grund zu Entwarnung sehen die Experten auch bei Bier, Wein, Schnaps und Co. Der Alkoholkonsum stagniert demnach seit 2013. Auf jeden Bürger in Deutschland kam nach jüngsten verfügbaren Schätzungen im Jahr 2015 9,6 Liter reinen Alkohols. Den Verbrauch in Deutschland schätzten die Jahrbuch-Autoren im internationalen Vergleich als "besonders hoch" ein.
"Riskanter" Alkoholkonsum
Wenn man berücksichtigt, dass der meiste Alkohol von den 15- bis 65-Jährigen getrunken wird, erreicht der Durchschnittskonsum der Bevölkerungsmehrheit mit 14,6 Liter reinem Alkohol einen sehr hohen Wert, heißt es in dem Jahrbuch. Rund 7,4 Millionen Menschen hätten einen "riskanten" Alkoholkonsum, der über den empfohlenen Grenzwerten von 20 bis 24 Gramm Alkohol für Männer und 10 bis 12 Gramm Alkohol für Frauen liegt. 12 Gramm Alkohol entsprechen 0,3 Liter Bier oder einem Achtelliter Wein.
Deutlich zurückgegangen ist im vergangenen Jahr der Konsum von Tabakprodukten. Laut Jahrbuch sank die Nachfrage von Fertigzigaretten im Vergleich zum Jahr 2015 um 7,7 Prozent. Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene rauchten deutlich weniger als in den Jahren zuvor, hieß es. Dennoch sei das Rauchen weiterhin die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. "Im Jahr 2013 starben rund 121.000 Menschen an den Folgen des Rauchens", heißt es im Bericht. Das seien 13,5 Prozent aller bundesweiten Todesfälle
Bei den Todesfällen durch illegale Drogen stellt die Hauptstelle für Suchtfragen für 2015 einen deutlichen Anstieg um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr fest. Die Polizei habe 1.226 Rauschgifttote registriert. Damit sei diese Zahl erneut gestiegen. "Diese Entwicklung steht einem zuvor mehrere Jahre zu beobachtenden rückläufigem Trend drogenbedingter Todesfälle gegenüber", hieß es.
wl/stu (dpa, afp, epd)