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PolitikEuropa

Macron: Syrische Dschihadisten in Berg-Karabach

1. Oktober 2020

Droht sich der Konflikt im Kaukasus zu internationalisieren? Laut Macron gelangten die Kämpfer über die Türkei ins Kampfgebiet. Auch Russland spricht von Söldnern, die aus Syrien wie auch aus Libyen stammten.

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Ein verletzter armenischer Soldat wird aus dem Kampfgebiet geflogen (Foto: Hakob Margaryan/Photolure/Reuters)
Ein verletzter armenischer Soldat wird aus dem Kampfgebiet geflogen Bild: Hakob Margaryan/Photolure/Reuters

Im militärischen Konflikt in der Kaukasus-Region Berg-Karabach sind nach Angaben von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron auch syrische Dschihadisten im Einsatz. Es handele sich um "syrische Kämpfer von Dschihadistengruppen", die über die Türkei in die Region gekommen seien, sagte Macron in Brüssel. Dies sei "eine sehr ernsthafte neue Tatsache, welche die Situation verändert". Auch das russische Außenministerium wies auf bewaffnete Kämpfer aus Syrien wie auch aus Libyen hin und forderte deren sofortigen Abzug. Kremlchef Wladimir Putin alarmierte seinen Sicherheitsrat angesichts der Gefahr ausländischer Söldner in Berg-Karabach. 

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (Foto: Getty Images/AFP/C. Hartmann)
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron: "Eine sehr ernsthafte neue Tatsache"Bild: Getty Images/AFP/C. Hartmann

Frankreich gehört zusammen mit Russland und den USA zur sogenannten Minsk-Gruppe, die versucht, den Konflikt in Berg-Karabach zu entschärfen. In einer gemeinsamen Erklärung forderten Macron, Putin und US-Präsident Donald Trump die "sofortige Einstellung der Feindseligkeiten" in der Region im Südkaukasus. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lehnte jedoch die Beteiligung der drei Staaten an der Suche nach einer Friedenslösung in Berg-Karabach ab. "Da die USA, Russland und Frankreich dieses Problem seit 30 Jahren vernachlässigt haben, ist es unannehmbar, dass sie an den Bemühungen für eine Waffenruhe beteiligt werden", sagte Erdogan im Parlament in Ankara.

EU verurteilt Gewalt in Berg-Karabach

Auch der EU-Sondergipfel hatte das Thema Berg-Karabach auf der Agenda. In einer gemeinsamen Erklärung aus Brüssel fordern die Staats- und Regierungschef der EU ein sofortiges Ende der Gewalt in der Konfliktregion. Der Verlust von Menschenleben und die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung seien nicht hinnehmbar. Aserbaidschan und Armenien sollten ohne Vorbedingungen Verhandlungen beginnen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell solle prüfen, wie eine Unterstützung der Europäer aussehen kann.

Französische Journalisten verletzt 

Unterdessen erlitten in Armenien zwei französische Journalisten Verletzungen, als sie Einwohner der Kleinstadt Martuni befragten. Dies teilte die armenischen Botschaft in Paris mit. Die Journalisten seien durch "aserbaidschanische Fliegerbomben" schwer verletzt worden. Martuni liegt rund 25 Kilometer von der Frontlinie entfernt, war aber heftigem Beschuss ausgesetzt. Der Reporter und der Fotograf der Zeitung "Le Monde" sollen laut Macron ausgeflogen werden.

Ein aserbaischanischer Soldat wird im Bezirk Tartar zu Grabe getragen (Foto: Aziz Karimov/Reuters)
Ein aserbaischanischer Soldat wird im Bezirk Tartar zu Grabe getragenBild: Aziz Karimov/Reuters

Aserbaidschan und Armenien streiten seit Jahrzehnten um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region. In den vergangenen Tagen war der militärische Konflikt nach Jahren relativer Ruhe wieder neu aufgeflammt. Aserbaidschans Armee und von Armenien unterstützte Kämpfer liefern sich seit Sonntag heftige Gefechte. Mehr als 130 Menschen wurden bereits getötet, darunter auch Zivilisten.

Russland und Türkei als Konkurrenten

Bei dem Konflikt spielt auch die Konkurrenz zwischen Russland und der Türkei um Einfluss in der Kaukasus-Region eine wichtige Rolle. Das ölreiche Aserbaidschan hat seine Armee in den vergangenen Jahren hochgerüstet und kann auf die Unterstützung der Türkei zählen. Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt. Zugleich pflegt Moskau gute Beziehungen zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen.

sti/kle (afp, dpa)