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Kroatien entsetzt über Tötung von IS-Geisel

Zoran Arbutina12. August 2015

Es gibt bisher keine sicheren Belege für die Ermordung des Kroaten Tomislav Salopek durch IS-Anhänger in Ägypten, aber in Zagreb geht man von seiner Tötung aus. Die Anteilnahme mit seiner Familie ist im Land sehr groß.

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Ausschnitt aus IS-Propagandavideo (Foto: via AP)
Ausschnitt aus IS-PropagandavideoBild: Propagandavideo Islamischer Staat via AP

Seit Tagen fürchtete man sich in Kroatien vor der Nachricht über den Tod des in Ägypten entführten Kroaten Tomislav Salopek, wollte die Hoffnung aber nicht aufgeben. Nun haben die Extremisten des "Islamischen Staates" (IS) in den sozialen Netzwerken ein verstörendes Enthauptungsfoto veröffentlicht, auf dem angeblich der ermordete Salopek zu sehen ist. Über dem Bild wird in arabischer Sprache behauptet, der Kroate sei getötet worden, weil sich sein Land an dem Kampf gegen den IS beteilige. Die führenden kroatischen Medien, ansonsten schnell dabei, wenn es darum geht, unzensiert schockierende Fotos zu veröffentlichen, haben diesmal eine Übereinkunft erzielt und von einer Veröffentlichung abgesehen.

"Versuch, unsere Lebensweise zu zerstören"

Der kroatische Regierungschef Zoran Milanovic unterbrach seinen Urlaub und erklärte in einer eilig einberufenen Pressekonferenz, dass es immer noch keine gesicherten Informationen darüber gebe, ob Tomislav Salopek tatsächlich ermordet worden sei. "Zurzeit kann ich nicht mit 100-prozentiger Sicherheit sagen, ob das wahr ist", sagte Milanovic. "Allerdings befürchte ich", so der Premierminister, "dass nun zum ersten Mal einem kroatischen Bürger das Gleiche passierte, was schon früher anderen Menschen in der Welt wiederfuhr".

Die Entführung und die mutmaßliche Ermordung von Tomislav Salopek bezeichnete Milanovic als einen "Versuch einiger Menschen, unsere Lebensweise zu zerstören". Das dürfe man aber nicht zulassen, so Milanovic, denn "wenn das geschieht, dann haben wir verloren". Der kroatische Regierungschef betonte aber auch, dass Kroatien sich an den unmittelbaren Kampfeinsätzen gegen den "Islamischen Staat" nicht beteiligen werde. Seit April 2009 ist Kroatien Mitglied der NATO.

Zoran Milanovic (Foto: Al)
Regierungschef Milanovic: "Wir befürchten, dass das Schlimmste passiert ist"Bild: picture-alliance/AP Photo/G. Stanzl

Große Anteilnahme in Kroatien

Tomislav Salopek war im Großraum Kairo am 22. Juli entführt worden, als er in seinem Dienstwagen zur Arbeit fuhr. Der 31-Jährige arbeitete für die französische Ölfirma CGG. Zunächst fehlte von ihm jede Spur, bis zehn Tage nach der Entführung ein Video des IS auftauchte. Darin war Salopek zu sehen, wie er gefesselt und kniend vor einem maskierten und mit einem Messer bewaffneten Mann eine Erklärung in englischer Sprache verlas. Der ägyptische Ableger der Terrormiliz IS, der vor allem auf der Halbinsel Sinai operiert, forderte die Freilassung der in ägyptischen Gefängnissen eingesperrten "muslimischen Frauen" innerhalb von 48 Stunden. Damit waren vermutlich inhaftierte Islamistinnen gemeint, die nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi 2013 ins Gefängnis mussten.

Die kroatische Außenministerin Vesna Pusic reiste nach der Video-Veröffentlichung nach Kairo und versprach "alles mögliche zu unternehmen, um den kroatischen Staatsbürger zu befreien", was die Beobachter daheim auch als Bereitschaft deuteten, ein Lösegeld zu bezahlen. Gleichzeitig versicherte die ägyptische Regierung, mit Hochdruck daran zu arbeiten, die Entführer und die Geisel zu lokalisieren. Zwischenzeitlich sorgte eine Nachricht für Hoffnung, die Islamisten hätten ihr Ultimatum für weitere 48 Stunden verlängert, mehrere kroatische Experten für muslimische Staaten warnten aber vor zu großem Optimismus. Inzwischen berichten kroatische Medien unter Berufung auf ägyptische "Sicherheitskreise", dass die Entführer wohl kein Lösegeld verlangt hatten.

Ägyptisches Militär in Sinai (Foto: AFP/Getty Images)
Die ägyptische Armee bekommt die Lage auf dem Sinai nicht in den GriffBild: Getty Images/AFP

Tomislav Salopek ist der erste kroatische Staatsbürger, der in einem fremden Land Opfer einer islamistisch motivierten Entführung wurde, und er ist gleichzeitig offenbar das erste westliche IS-Mordopfer in Ägypten.