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So kontrolliert man Facebook

25. März 2018

Strengere Sicherheitseinstellungen bringen nichts, sagt DW-Redakteur Zulfikar Abbany. Seiner Meinung nach sollte man Facebook gar nicht nutzen. Wenn der Datenschutz verletzt wird, sind die User teilweise selbst Schuld.

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Facebook Cambridge Analytica Whistleblower
Bild: picture-alliance/AP Photo/T. Camus

Stellen Sie sich vor, Sie seien ein Außerirdischer, der zufällig ein paar Minuten Berichterstattung über Facebooks aktuellen Datenskandal im amerikanischen Fernsehen zu sehen bekommt. Sie könnten den Eindruck gewinnen, es ginge nur um fallende Aktienkurse.

Facebook-CEO Mark Zuckerberg, der das Unruhe-stiftende soziale Netzwerk in seiner Studentenbude entwickelte, hat erhebliche Verluste erlitten - heißt es zumindest. Am Montag war der Marktwert von Facebook zeitweise um 50 Milliarden Dollar (40,7 Milliarden Euro) gesunken. Das sind 1000 Dollar für jeden der 50 Millionen User, deren Daten von der britischen Firma Cambridge Analytica gestohlen und für psychologische Kriegsführung missbraucht wurden. Zuckerberg persönlich soll sechs Milliarden Dollar verloren haben, dadurch dass der Fall an die Öffentlichkeit kam.

Der Ärmste. Mir kommen die Tränen.

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DW-Wissenschaftsredakteur Zulfikar Abbany

Mich persönlich kümmert es nicht sonderlich, dass Facebook Überwachungstaktiken anwendet, auf die jeder Geheimdienst neidisch sein kann, und so seine Anziehungskraft für Werbekunden stetig ausbaut. Es ist mir auch egal, dass jeden Monat mehr als zwei Milliarden aktive Facebook Nutzer ihr Sozialleben mit aller Welt teilen - das ist schließlich ihre eigene Entscheidung. So wie eine Drogensüchtige nicht nur ihrem Dealer die Schuld für ihre Probleme geben kann, können auch Facebook Nutzer nicht nur Facebook die Schuld geben. Jede Datenpanne beginnt praktisch mit dem Einloggen, selbst wenn man ein VPN (Virtual Private Network) nutzt.

Ja, ich weiß - ich sollte von meinem hohen Ross heruntersteigen. Aber ich kann mir diese Kritik leisten, weil ich Facebook nicht nutze. Ich habe zwar einen Account, damit ich für meine Arbeit bei der DW Beiträge unserer Fans überprüfen kann. Aber davon abgesehen habe ich den Reiz von Facebook noch nie verstanden - auch nicht in den Anfangstagen des Netzwerks, als Kollegen vergaßen, wann es Zeit war ins Nachrichtenstudio zu gehen, weil sie damit beschäftigt waren ihren Status upzudaten.

Allerdings muss ich zugeben, dass Facebook selbst über mich, einen "Nicht-Nutzer", unheimlich viel weiß. Das liegt daran, dass die Schwarmintelligenz, oder der Mangel daran, schon viel preisgibt.

Letztendlich ist der Fall Cambridge Analytica kein großes Drama. Man braucht keine großen Datenanalysen, Algorithmen und künstliche Intelligenz, um beängstigend detaillierte Profile von Menschen auf der ganzen Welt zu erstellen. Dazu reichen ein paar gesunde Augen und ein wenig menschliche Intelligenz.

Und genau da liegt der Knackpunkt: Wir haben uns freiwillig fast unserer gesamten Intelligenz entledigt und den Schlüssel zu unseren Herzen und Köpfen an eine sehr clevere Bande Gauner und Betrüger übergeben. Sie halten sich größtenteils an Regeln - auch wenn es ihre eigenen sind. Aber wir erwarten, dass machtlose Regierungen diesen Markt kontrollieren. Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt im Interesse der Regierungen ist, die Technologieriesen zu regulieren. 

Immerhin: Das britische und das US-amerikanische Parlament haben nun Zuckerberg einberufen, damit er erklärt, warum seine Firma "irreführende" Beweise zur Sicherheit von Benutzerdaten vorgelegt hatte. Ist das also endlich mal ein Machtwort? Nun ja. Sagen wir, Zuckerberg beehrt London und Washington vielleicht mit seiner Anwesenheit. Was sollte ihn daran hindern, mehr irreführende Informationen zu präsentieren? Immerhin steckt es in der DNA sozialer Medien, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen. Versuchen Sie nur mal, den Button für die Löschung ihres Facebook Accounts oder anderer Social Media Konten zu finden. Dann sehen Sie, was ich meine. Außerdem sind diese Konzerne längst in Übung: Man muss sich nur den Skandal um die Steuerzahlungen von Technologiefirmen ansehen. Hat irgendeine Regierung bisher dieses Problem lösen können? Nein!

Wenn Sie die Kontrolle von Facebook über ihr Leben und ihre persönlichen Daten beenden wollen, gibt es nur eine Lösung: Sie müssen den gut versteckten Löschknopf finden. Das Online-Magazin "The Verge" hat eine praktische Anleitung dafür veröffentlicht und schlägt vor, die Facebook Daten zunächst zu speichern. Diese Option finden Sie bei den Einstellungen. Danach können Sie Ihr Konto unter diesem Link löschen. Was auch immer Sie tun - loggen Sie sich danach nie wieder ein, oder Ihr Konto wird sofort reaktiviert. Nehmen Sie sich stattdessen mal wieder Zeit für Ihr analoges Ich.

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Zulfikar Abbany Wissenschaftsredakteur mit einem Faible für KI und die Beziehung zwischen Technologie und Menschen.