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Politik

Nordkorea will Atommacht sein

Kommentarbild Jürgen Hanefeld PROVISORISCH
Jürgen Hanefeld
30. November 2017

Das Land könne mit den getesteten Raketen nun jeden Winkel in den USA treffen, heißt es aus Pjöngjang. Doch will Kim Jong Un das wirklich? Sein Ziel ist allein der Machterhalt, meint Jürgen Hanefeld.

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Nordkorea Kim Jong-Un
Bild: Reuters/KCNA

Als Kim Jong Un vor vier Jahren ankündigte, bis Ende 2017 werde sein Raketenprogramm abgeschlossen sein, hörte kaum jemand zu. "Der Verrückte" hieß es damals noch, "der Unberechenbare", "der mit dem feisten Grinsen im Gesicht". "Wer weiß wie lange der überhaupt noch dran ist?" Und als Kim zwei Jahre später erklärte, er mache weiter auf seinem Weg zur Atommacht, um dann mit den Amerikanern über Abrüstung zu verhandeln, lachte man ihn aus. Doch allmählich sollte auch der Letzte begriffen haben, dass es der Mann ernst meint.

Jürgen Hanefeld
Jürgen Hanefeld leitet das ARD-Studio Ostasien in TokioBild: NDR/Christian Spielmann

Ein historischer Tag?

Natürlich weiß niemand, wie treffgenau seine Raketen sind und ob er schon jetzt in der Lage wäre, New York oder Washington auszulöschen. Aber wollen wir das wirklich wissen? Wäre es nicht vernünftiger das Risiko abzuwägen anstatt es einzugehen? Ob dieser Mittwoch als ein historischer Tag in die Geschichte eingehen wird, wissen wir noch nicht. Aber er hätte das Zeug dazu: Nordkorea hat sich zur Atommacht erklärt! Und zwar mit allem drum und dran. Das bedeutet nicht nur eine verschärfte Bedrohung, es bedeutet gleichzeitig ein Angebot. Denn jeder weiß: Selbst wenn Pjöngjangs Raketen jeden Ort in den USA erreichen können - sie können das nur einmal. Und dann gibt es kein Pjöngjang mehr und wohl auch kein Korea - egal ob Nord oder Süd.

Was Kim wirklich im Sinn hat? Er will sich schützen. Er will im Sattel bleiben. Und deswegen will er mit den USA auf Augenhöhe reden. Nicht mit Südkorea, von dem er weiß, dass das Land zumindest militärisch an der Leine der USA läuft. Auch nicht mit China, das sich windet zwischen seinen wirtschaftlichen und strategischen Interessen. Kim gegen Trump - das ist das Spiel auf das Nordkorea setzt!

Es geht um den Frieden

"Welche Hybris!" könnte man jetzt ausrufen, "Welche Anmaßung!" - aber nüchtern betrachtet gibt es gar keine Alternative. Mit all seinen Flugzeugträgern, mit seiner kolossalen militärischen Übermacht kann Trump nichts bewirken, wenn er nicht gleichzeitig Südkorea aufs Spiel setzen will und wohlmöglich einen Weltkrieg entfesseln. Wäre es da nicht ein vergleichsweise kleines Opfer für das Ego des US-Präsidenten, mit Kim zu reden anstatt über ihn zu twittern? Es wäre nicht der erste Diktator, mit dem sich Amerika ins Benehmen setzen müsste. Häufig geht es bei solchen Deals mit Despoten um Öl, um Waffen, um Geld. Diesmal geht es um mehr: um Frieden.

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