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Politik

Aggressiver Wahlkampf befürchtet

6. Januar 2017

Der Deutschlandtrend überrascht nach dem Schock aus dem vorweihnachtlichen Berlin geradezu: Die Deutschen zeigen sich trotz Terrorgefahr gelassen. Das garantiert aber noch nichts, meint Christoph Strack.

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Deutschland Symbolbild Razzia Polizei
Bild: picture alliance/dpa/P. Zinken

Der erste ARD-Deutschlandtrend des Jahres 2017 ist auch das erste große Stimmungsbild nach dem islamistischen Terroranschlag am Berliner Breitscheidplatz mit zwölf Toten und vielen zum Teil schrecklich Verletzten. Die Umfrage sendet ein klares Signal: Es gibt keine Panik. Fast drei Viertel der Bürger fühlen sich - alles in allem - in Deutschland eher sicher. Die Stimmung bricht nicht weg. Das spricht für eine stabilen Grundton.

Dabei macht die Umfrage zugleich die Erwartungen deutlich. Die Deutschen nennen "Flüchtlinge, Zuwanderung, Integration" als das mit Abstand wichtigste politische Thema dieses Jahres. Mehr als jeder zweite Deutsche äußert Angst vor steigender Kriminalität, vor wachsendem Einfluss des Islam, vor Nachteilen angesichts der Zuwanderung. Diese Themen spalten das Land. Die Politik agiert dementsprechend. Hoffentlich wird die stabile Grundstimmung der Gelassenheit dem Wahlkampf 2017, der ein ungewohnt harter werden wird, nicht geopfert.

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DW-Korrespondent Christoph StrackBild: DW

Denn der Trend zeigt auch: Die Populisten im linken und rechten politischen Lager mit ihren unwürdigen Parolen ernten nach dem Terror von Berlin keinen Bonus. Sahra Wagenknecht von der Linken, verlor an Ansehen, Frauke Petry verharrt auf ihrem Wert. Beide hatten Angela Merkel mitverantwortlich für die Opfer vom Breitscheidplatz gemacht. Bei allem Gerede um die angebliche oder tatsächliche Distanz von Politik und Volk: Die Deutschen folgen auch nach dem schlimmsten Terror-Anschlag seit Jahrzehnten nicht zuhauf den Verführern mit den platten Antworten.

Ihr monatlich erhobenes Meinungsbild bezeichnet die ARD als "Trend". Das klingt nach Kontinuität. Zu hoffen bleibt, dass die zum Jahresbeginn erhobene Gelassenheit tatsächlich einen Trend signalisiert. Auf den Terror - so wirkten viele Bilder aus Berlin - reagierten die Deutschen ruhig, mit Bestürzung, mit gegenseitigem Trost, auch mit Gelassenheit. Die Reaktion auf den Terror des 19. Dezember, so sagte es Bundeskanzlerin Merkel in ihrer Neujahrsansprache, stimme sie zuversichtlich.

Freilich: Eine Garantie ist das nicht - angesichts der vielen "Gefährder" im Land, nicht zuletzt angesichts all der noch offenen Fragen und auch Rätsel, die sich aus dem jahrelangen Treiben des Gefährders Anis Amri quer durch die Republik ergeben. Auch Deutschland steht im Fokus des internationalen Terrorismus. Doch der Trend zeigt: Die Deutschen stehen selbstbewusst dagegen. Vergessen wir es nicht.

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