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Kein neuer Skandal

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Udo Bauer
19. Januar 2016

Ob Transportflieger A-400 M oder Hubschrauber NH-90 - die Bundeswehr hat viel Ärger mit ihrem fliegenden Gerät. Die aktuellen Probleme der Tornados im Syrieneinsatz aber taugen nicht zum Skandal, meint Udo Bauer.

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Deutschland Luftwaffe Tornado Recce Aufklärungsflugzeug
Bild: picture-alliance/dpa/Pressezentrum Luftwaffe

Zunächst einmal: Die Bundeswehr verweist den Bericht der "Bild"-Zeitung nicht ins Reich der Fabel. Der Bericht über die mangelnde Einsatzfähigkeit der Aufklärungs-Tornados bei Nacht stimme im Wesentlichen, räumt ein Sprecher der Verteidigungsministeriums ein. Es gebe "technische Probleme bei der Nachtsichtfähigkeit und bei der Nachtkampffähigkeit" der Recce-Tornados. Was jetzt aber nicht bedeute, dass die Aufklärungsjets nachts nicht fliegen können. Das könnten sie natürlich trotzdem.

Blendung durch Nachtsichtgeräte

Worum es wirklich geht, das ist die neue Instrumentenbeleuchtung im Cockpit. Die stört die Piloten, wenn sie nachts über Feindgebiet abgedunkelt fliegen müssen. Und das müssen sie, um nicht zur Zielscheibe von IS-Kämpfern zu werden, die mit leichten Luftabwehrraketen bewaffnet sind. Die können nämlich den Tornados, die in Höhen zwischen 3000 und 5000 Metern unterwegs sind, durchaus gefährlich werden. Deshalb fliegen die Piloten mit Nachtsichtgeräten vor den Augen. Und diese Geräte lassen die kleinsten Lichtquellen hell erstrahlen. Die Cockpitbeleuchtung kann also die Piloten blenden, deshalb wird sie jetzt modifiziert. Nach Angaben eines Luftwaffensprechers dauert das bis Anfang Februar - dann seien die Tornados bereit, auch in der Nacht Feindbewegungen und gegnerische Stellungen aufzuklären.

Bisher gehört diese Fähigkeit aber gar nicht zum Anforderungsprofil. Die Deutschen müssen gar nicht nachts ran - das machen andere. Die Fähigkeitslücke in Sachen Aufklärung, die die deutschen Tornados füllen sollen und auch füllen, ist die Aufklärung am Tag. Das können sie wie kaum ein anderer. Mit den hochsensiblen Kameras der Tornados liefern sie Bilder von brillanter Schärfe in Echtzeit an die Bodenstation zum NATO-Stützpunkt im türkischen Incirlik. Dort werden sie ausgewertet, und die Ergebnisse werden dann an die Alliierten weitergegeben. Das funktioniert - nicht mehr aber auch nicht weniger. Und bis heute sind keine Beschwerden publik geworden.

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Udo Bauer, Korrespondent im DW-Hauptstadtstudio

Bald auch nachtkampffähig

Lassen wir also bitte die Kirche im Dorf. Und verlangen wir von der Bundeswehr nicht Fähigkeiten, die sie in der Praxis gar nicht braucht. Von einem normalen Passagierflugzeug verlangt ja auch niemand, dass es Loopings fliegen kann, weil das in der Praxis niemals passieren wird. Aber gut, vielleicht fordern ja die Alliierten irgendwann die Deutschen auf, auch nachts kampffähig zu sein, vulgo aufzuklären. Dann wäre ein Verweis auf ein paar Wochen Wartezeit nichts, an dem der Syrieneinsatz scheitern wird.

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