Gibt es einen Begriff, der über dem Start des gewählten Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier steht? Ein Wort, kurz und prägnant und sehr anspruchsvoll, tauchte immer wieder auf in seiner Rede: "Mut". "Lasst uns mutig sein, dann ist mir um die Zukunft nicht bange", so schloss Steinmeier seine erste Rede nach seiner Wahl zum neuen Staatsoberhaupt.
Am 19. März wird er als zwölfter Bundespräsident die Nachfolge von Joachim Gauck antreten. Auf dessen Leitwort "Freiheit" lässt er den "Mut" folgen. Steinmeier will also Mutmacher sein. Den Kontext dafür zeigte er in seiner Rede selbst auf. Da nannte er verbreitete Verunsicherung der Menschen im Land, die Sorge um die Demokratie und konstatierte: "Die Welt scheint aus den Fugen."
Wenn der 61-Jährige Mut machen will, kann es nicht nur um das Werben für eine offene Gesellschaft gehen. Nein, Steinmeier muss auch einen Beitrag dazu leisten, den Graben zu schließen zwischen "der Politik" und "denen", die sich außerhalb des Systems sehen. Einem Bundespräsidenten mag es gelingen, jene zu erreichen, die die Politik nicht mehr erreicht. Aber als Mutmacher sollte Steinmeier bitte seine Worte weniger diplomatisch und weniger trocken, sondern - ja - mutiger wählen, als er das zu seiner Zeit als Deutschlands Chefdiplomat tat.
Die Stärke des ehemaligen Pastors Gauck war und ist, dass seine Worte, oft starke Worte, in Erinnerung bleiben. Das ist das Maß auch für Steinmeier, wenn er - wie er im Vorfeld der Wahl sagte - einen Beitrag zur "Rettung der Vernunft in der Demokratie" leisten will. Um dieses Maß zu erfüllen, muss er - gerade in großen, offiziellen Reden - noch kräftig zulegen. Auch dazu kann - dazu muss man ihm Mut wünschen.
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