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Kommentar: Aufwachen, Wölfe!

26. November 2016

Wer es noch nicht bemerkt hat: Der VfL Wolfsburg steckt zu Recht mitten drin im Abstiegskampf - nicht nur auf dem Platz. Das Spiel in Ingolstadt war ein weiterer Tiefpunkt, meint DW-Sportredakteurin Olivia Gerstenberger.

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Deutschland FC Ingolstadt 04 v VfL Wolfsburg
Bild: Getty Images/Bongarts/D. Calagan

Was ist da los in Wolfsburg? Sind die Spieler verunsichert, weil der durch den Abgasskandal kriselnde Volkswagen-Konzern zur Zeit alles auf den Prüfstein stellt und drastische Kürzungen auch in der Fußball-Abteilung angekündigt hat? Die Ansage, in Zukunft eher auf junge Talente und damit den "Leipziger Weg" zu setzen, dürfte zumindest die Besserverdiener und abwanderungswilligen Stars wie Luis Gustavo, Ricardo Rodriguez oder Julian Draxler nicht gerade beflügeln. Aber die scheinen mit den Köpfen sowieso schon weit weg zu sein. Identifikation mit dem Verein sieht zumindest anders aus.

Anders ist der Auftritt beim glücklichen, oder besser gesagt, äußerst schmeichelhaften 1:1 beim ebenfalls katastrophal in die Saison gestarteten FC Ingolstadt kaum zu erklären. Im Gegensatz zu den spielfreudigen und torgefährlichen Gastgebern fand der VfL so gut wie gar nicht statt, sondern spielte harmlos, ideenlos, zaghaft, uninspiriert. Tabellenplatz 14 ist nur die logische Konsequenz. Dabei trat Wolfsburg ohne Personalnot und mit einer hochkarätig besetzten Offensive um die deutschen Nationalspieler Draxler und Mario Gomez an.

Erste Torchance nach 66 Minuten

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DW-Sportredakteurin Olivia Gerstenberger

Wenn allerdings der erste Torschuss erst in der 57. Minute notiert wird und die erste echte Torchance kurz darauf ein Innenspannstoß von Draxler aus 18 Metern ist, dann lässt das schon tief blicken. Diego Benaglio auf der anderen Seite hatte da ganz andere Kaliber zu entschärfen, unter anderem einen Elfmeter. Er war der einzige Wolfsburger mit Bundesliga-Format an diesem Nachmittag. Und er sowie dreimal Aluminium retteten seiner Mannschaft am Ende das Remis. Bezeichnend auch der Zufallstreffer des VfL: ein mehrfach abgefälschter Ball, der sonst am Tor vorbei gegangen wäre.

Dieses Tor fiel übrigens erst, als Draxler nicht mehr auf dem Platz stand. Trainer Valerien Ismael hatte ihm wohl nicht mehr zugetraut, die Wende zu bringen. Stattdessen kam mit Routinier Marcel Schäfer ein Spieler, dessen Vertrag Ende der Saison ausläuft und durch einen Anschlussvertrag ersetzt werden soll: Der Sportmanagement-Student und Start-up-Gründer ist heißer Kandidat auf den Posten der sportlichen Leitung. Da dürfte er einiges zu tun bekommen. 

Abstiegskampf statt Champions League

Ismael, seit zwei Spieltagen der offizielle Nachfolger von Dieter Hecking, ist in dieser Situation nicht zu beneiden. Als Interimscoach holte er Siege gegen Freiburg in der Liga und im DFB-Pokal gegen Hoffenheim. Seine Bilanz als Cheftrainer: eine Niederlage, ein Unentschieden. Eine Handschrift Ismaels lässt sich noch nicht erkennen.

Worüber der Höhenflug in der Champions League in der vergangenen Saison mit dem Erreichen des Viertelfinals noch hinwegtäuschte, spiegelt sich momentan in der Bundesliga wieder: Der VfL befindet sich im freien Fall und endgültig im Abstiegskampf. Das hat Ismael durchaus erkannt. "Wir kriegen Woche für Woche ein klareres Bild, welcher Spieler bereit ist, den Weg mitzugehen", sagte er nach dem Spiel in Ingolstadt. "Daraus werden wir unsere Schlüsse ziehen."

Dieser Hinweis ist richtig. Denn wenn sich auf dem Platz nicht schnellstmöglich etwas ändert, fehlen die Argumente in den Finanz-Verhandlungen für die Neuausrichtung des Vereins. Eines dürfte aber so oder so klar sein: Beim VfL sind die fetten Jahre vorbei.

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