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Beethovens Klaviersonaten auf dem Hammerflügel - Andrea Lucchesini

30. Oktober 2009

Der "Historische Sonatenzyklus" bildete einen Themenschwerpunkt des Beethovenfestes. Sechs Interpreten spielten an acht Abenden die insgesamt 32 Klaviersonaten Beethovens.

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Der italienische Pianist Andrea Lucchesini (Quelle: Beethovenfest)
Andrea LucchesiniBild: beethovenfest.de

Den Auftakt machte Andrea Lucchesini im Bonner Beethoven-Haus. Der italienische Pianist gehört nicht zu den Hammerklavierspezialisten der Alte-Musik-Szene. Im Konzert spielte er sowohl auf einem Hammerflügel, dem Nachbau eines Instruments des Wiener Klavierbauers Conrad Graf von 1824, als auch auf einem Steinway-Flügel. Dieser war allerdings nicht für Beethovens Musik, sondern für eine Klaviersonate des vor sechs Jahren verstorbenen Komponisten Luciano Berio reserviert. Lucchesini hatte sie 2001 in Zürich uraufgeführt.

Mit und ohne Hammerklavier

Zwei Klavier-Klangwelten begegneten einander in diesem Konzert auf beeindruckende Weise. Gefühlvoll und zart brachte Lucchesini das Hammerklavier mit der Fis-Dur-Sonate op. 78 zum Klingen und Singen. Über ihre viertaktige Adagio-Einleitung sagte der Dirigent Hans von Bülow einmal: "Hätte Beethoven nichts anderes als diese vier Takte komponiert, er wäre unsterblich".

Der Wechsel zum Steinway-Flügel mit Berios Klaviersonate wirkte fast wie ein Schock. Neue Farben und Klänge füllten den Raum, die Lautstärke und explodierende Dynamik des modernen Flügels ließen die Intimität des Hammerklaviers verblassen. Diese entstand jedoch wieder mit Beethovens "Hammerklavier-Sonate", dem zur Zeit seiner Uraufführung radikalsten und neuartigsten Werk des Sonatenzyklus. Als der schon fast vollständig ertaubte Beethoven sie 1817/18 komponierte, teilte er seinem Schüler Carl Czerny mit: "Jetzt schreibe ich eine Sonate, welche meine größte sein soll". Noch immer fürchten viele Pianisten den Schlusssatz, in dem Beethoven auf die technische Umsetzung durch zwei Pinanistenhände keine Rücksicht nimmt.

Im Beethovenhaus brachte Lucchesini den Graf-Flügel brillant an seine akustischen Grenzen. Für den großen Beifall bedankte er mit sich zwei Zugaben von Schubert und Scarlatti.

Beethoven-Haus Bonn. Hammerklavier von 1826, Klavierbauer Conrad Graf, Wien (Quelle:Klaus Weidner, dpa)
Beethoven-Haus Bonn. Hammerklavier von 1826, Klavierbauer Conrad Graf, WienBild: Klaus Weidner / dpa

Programm:

Ludwig van Beethoven:

Sonate für Klavier Nr. 24 Fis-Dur op. 78

Sonate für Klavier Nr. 29 B-Dur op. 106 (»Hammerklavier-Sonate«)

Luciano Berio:

Sonata für Klavier

1. Zugabe, Franz Schubert:

Impromptu D 899 op. 90 Nr. 2 Es-Dur

2. Zugabe, Domenico Scarlatti:

Sonate G-Dur L 349 (K 146)

Interpret:

Andrea Lucchesini (Klavier, Hammerklavier)

Aufgenommen von der Deutschen Welle am 14. September 2009 im Bonner Beethoven-Haus

Autor: Norbert Hornig

Redaktion: Carla Gehrmann-Zellen