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Klimaforscher warnen vor regelmäßiger Dürre in Europa

7. Oktober 2022

Als Folge des Klimawandels müssen West- und Mitteleuropa alle 20 Jahre mit extremen Dürren rechnen. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam. Es fordert einen Verzicht auf fossile Brennstoffe.

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Ausgetrocknete Ederseetalsperre in Waldeck
Ende August 2022 hat die große Trockenheit den hessischen Edersee fast komplett verschwinden lassenBild: Abdulhamid Hoşbaş/AA/picture alliance

Die lange Trockenperiode, unter der weite Teile Europas im Sommer zu leiden hatten, ist bei vielen Menschen schon wieder in Vergessenheit geraten, doch Forscherinnen und Forscher der Initiative World Weather Attribution warnen nun vor regelmäßig wiederkehrenden Dürren. Mit vergleichbaren Extremlagen sei in Folge des Klimawandels nun alle 20 Jahre zu rechnen - selbst wenn sich die Erde nicht weiter erwärmen würde.

Die Klimaexperten haben für ihre Untersuchung unter anderem Wetterdaten aus der vorindustriellen Zeit mit jenen von heute verglichen. In West- und Mitteleuropa sind demnach Dürren nach etwa 1,2 Grad vom Menschen verursachter Erderwärmung mindestens drei- bis viermal wahrscheinlicher geworden. Ohne einen Temperaturanstieg wäre eine Dürre wie in diesem Jahr in Europa nur alle 60 bis 80 Jahre zu erwarten gewesen.

Bewusst konservativ geschätzt

Das besondere Augenmerk der Forscher lag auf der Trockenheit von Böden in den Monaten Juni, Juli und August diesen Jahres. Sie betrachteten dabei den ersten Meter unter der Erdoberfläche, der für die Wasserversorgung von Pflanzen besonders wichtig ist. Ist dieser ausgetrocknet, sprechen Fachleute von einer landwirtschaftlichen und ökologischen Dürre.

Die Wissenschaftler weisen allerdings darauf hin, dass es trotz der enormen Fortschritte in der Forschung schwierig sei, exakt zu bemessen, welchen Anteil die Erderwärmung für ein einzelnes Dürreereignis hat. Das liegt auch daran, dass die Trockenheit des Bodens schwieriger zu messen und zu berechnen ist als etwa Temperaturen und Niederschläge. Daher seien die Ergebnisse der Studie extra konservativ angesetzt. Der tatsächliche Einfluss des menschengemachten Klimawandels könnte den Forschern zufolge noch höher sein.

Frankreich | Sonnenblumen auf einem Feld in Bram
Vertrocknete Sonnenblumen auf einem Feld im südfranzösischen BramBild: Alain Pitton/NurPhoto/picture alliance

"Wir müssen damit aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen, wenn wir das Klima stabilisieren und eine weitere Verschlimmerung dieser Dürreereignisse vermeiden wollen", sagte Sonia Seneviratne, eine beteiligte Forscherin der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, der Mitteilung zufolge. Mit jeder weiteren Zunahme der Erderwärmung würden Dürren häufiger und intensiver.

Leopoldina-Präsident macht Druck bei den Erneuerbaren

Auch der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Gerald Haug, hat deutlich mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien, aber auch beim Ausstieg aus der Kohle gefordert. "Wir müssen massiv in Erneuerbare investieren. Das war viel zu langsam", sagte der Klimaforscher der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sind überall am Aussteigen ohne einzusteigen", so Haug weiter. "Wenn die Süddächer mit Photovoltaik bedeckt wären, hätten wir schon mal einen Ausbau um den Faktor vier." Hilfreich seien Investitionsprogramme, steuerliche Förderung und Mietmodelle für Menschen mit weniger Geld.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine erklärte Haug, man müsse trotz des aktuellen Bedarfs mittelfristig auf Kohle verzichten. "Für unsere Klimaziele ist es wichtig, den Kohleausstieg wirklich bis 2030 zu schaffen. Dafür brauchen wir viel mehr Erneuerbare, aber auch mehr Gas- und Wasserstoffkraftwerke."

djo/se (dpa)