1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Kim nennt Corona-Ausbruch "große Katastrophe"

14. Mai 2022

Die Todeszahlen aus Pjöngjang steigen rasant. Nordkoreas Machthaber will sich nun am Vorbild Chinas orientieren. Das bedeutet: knallharte Lockdown-Politik.

https://p.dw.com/p/4BI4k
Nordkorea I Coronavirus
Machthaber Kim (rechts) lässt sich in einem Quarantäne-Befehlszentrum über die Lage informierenBild: Yonhap/picture alliance

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat die Ausbreitung von COVID-19 in seinem Land als "große Katastrophe" bezeichnet. Wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtet, kam die regierende Arbeiterpartei des Landes zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

"Wenn wir bei der Umsetzung der Seuchenpolitik nicht den Fokus verlieren und auf der Grundlage der Einigkeit von Partei und Volk eine starke Organisationskraft und Kontrolle aufrechterhalten, können wir die Krise überwinden", sagte Kim. Bei landesweiten Lockdowns werde man sich am Vorbild Chinas orientieren. Die Volksrepublik verfolgt eine strikte Null-COVID-Strategie, stößt aber angesichts mehrerer Corona-Ausbrüche damit zunehmend an die Grenzen.

Todesursache: "Unbekanntes Fieber"

Nordkorea meldete 21 weitere Todesfälle, nannte aber als Grund zunächst ein unbekanntes Fieber. Offiziell blieb offen, ob die neuen Todesfälle auf Infektionen mit dem Coronavirus zurückzuführen sind. Insgesamt sollen laut KCNA seit Ende April 27 Menschen gestorben sein. Bei einem von ihnen sei das SARS-CoV-2 nachgewiesen worden. Auf der Parteisitzung erklärten Mitarbeiter der Seuchenkontrolle, in den meisten Fällen sei die Todesursache eine Überdosierung von Medikamenten "aufgrund mangelnder Kenntnis von Behandlungsmethoden" gewesen.

Nordkorea I Coronavirus
Auch das südkoreanische Fernsehen berichtet über den Corona-Ausbruch im Norden - hier ein Großbildschirm in SeoulBild: Ahn Young-joon/AP/picture alliance

KCNA zufolge haben etwa 524.440 Nordkoreaner seit Ende April Anzeichen von Fieber gezeigt. Zurzeit seien mehr als 280.000 Menschen deswegen in ärztlicher Behandlung. Angesichts der begrenzten Testmöglichkeiten in Nordkorea dürften die veröffentlichten Zahlen nach Ansicht von Experten nur einen Bruchteil des Infektionsgeschehens abbilden. Soweit bekannt, wurde die Bevölkerung in Nordkorea nicht gegen COVID-19 geimpft.

Nimmt Pjöngjang Unterstützung an?

Kim hatte am Donnerstag den Ausbruch der Infektionskrankheit bestätigt und einen landesweiten Lockdown angeordnet. In der Hauptstadt Pjöngjang war laut KCNA eine Untervariante des hochgradig ansteckenden Omikron-Erregers entdeckt worden. Am Freitag wurde der erste Corona-Tote gemeldet.

Die Entwicklung könnte zu einer Krise in dem Land mit seinen rund 26 Millionen Einwohnern führen. Dem verarmten Nordkorea mangelt es an medizinischen Ressourcen. Der Ausbruch dürfte die ohnehin schwierige Ernährungslage noch verschärfen. Das Land hat bislang nicht um ausländische Hilfe gebeten. Die Bekanntgabe des Ausbruchs könnte Beobachtern zufolge aber ein Hinweis darauf sein, dass die Regierung bald Unterstützung annimmt.

Südkorea kündigte an, Nordkorea Impfstoffe und andere medizinische Güter zukommen zu lassen. Das Verhältnis beider Staaten ist stark belastet. Südkoreas neuer Präsident Yoon Suk Yeol verlangt eine vollständige Denuklearisierung des kommunistischen Nordens. Alle Versuche, die Führung in Pjöngjang zu einer Aufgabe ihres Atomwaffenprogramms zu bewegen, sind bislang gescheitert. Nordkorea führt immer wieder Raketentests durch, die ihm seitens der Vereinten Nationen untersagt sind.

jj/as (afp, rtr)