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Politik

Keine Babys mehr im britischen Parlament

30. Juni 2022

Nach einem Disput mit der Labour-Politikerin und Mutter zweier Kinder, Stella Creasy, sind Babys im britischen Parlament nicht mehr gern gesehen. Es gebe aber einen "Ermessensspielraum", heißt es in der Weisung.

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Stella Creasy mit Baby im britischen Parlament
Nur noch in Ausnahmefällen möglich: Stella Creasy mit Baby im britischen Parlament (Archivbild von September 2019)Bild: dpa/picture alliance

Die Kinder von Labour-Politikerin Stella Creasy sind medial wohl bekannt, schon mehrfach nahm sie Tochter und später Sohn im Tragetuch mit ins britische Unterhaus. Doch damit soll nun grundsätzlich Schluss sein. 

Die britischen Abgeordneten sollten ihren Nachwuchs besser nicht ins Unterhaus, in Ausschüsse oder die Westminster Hall bringen, wenn sie dort die Abläufe verfolgen oder sich einbringen wollen - so heißt es in einer Weisung des zuständigen Ausschusses. Es dürfe allerdings eine Art "Ermessensspielraum" geben, der von den jeweiligen Vorsitzenden "sparsam" angewandt werden solle.

Einsame Entscheidung?

Die Regeln waren auf Bitten des Unterhaussprechers Lindsay Hoyle neu geprüft worden, nachdem die Labour-Abgeordnete Stella Creasy sich über eine mahnende Mail der Parlamentsverwaltung empört hatte. Sie hatte gelegentlich ihr Baby mitgebracht und war für dessen gutes Benehmen sogar gelobt worden.

Die Politikerin hatte dazu aufgerufen, mehr Teilhabe für Abgeordnete mit kleinen Kindern zu ermöglichen. Nach der Veröffentlichung der neuen Weisung kritisierte Creasy, der zuständige Ausschuss habe dafür keinerlei externe Meinungen eingeholt. "Veränderung kommt nur zustande, wenn wir denen zuhören, die sich außerhalb des Status Quo befinden", sagte sie. 

Auch deutsche Politiker kommen mit Baby 

Dass Babys grundsätzlich nicht in der Kammer dabei sein sollten, sei "langjährige Praxis", argumentierte der Ausschuss. Zwar habe es Fälle gegeben, in denen Abgeordnete ihren Nachwuchs mitgebracht hätten, ohne dass es die Abläufe gestört hätte - allerdings habe es doch "einige Verwirrung" gegeben und zu einer Schere zwischen den Regeln und der Praxis geführt.

Anton Hofreiter mit Kinderwagen im Reichstag
Anton Hofreiter mit Kinderwagen im Reichstag - auch der deutsche Grünen-Politiker erregte Aufmerksamkeit Bild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

In Deutschland wurde kürzlich ebenfalls über Babys im Bundestag diskutiert, nachdem der Grünen-Politiker Anton Hofreiter seinen kleinen Sohn mit in eine Ausschusssitzung genommen hatte. In den sozialen Medien begrüßten einige das als "fortschrittlich", andere hingegen mutmaßten, der Grünen-Abgeordnete wolle nur Werbung in eigener Sache machen.

Auch in anderen Ländern sind Babys im Parlament durchaus ein Thema: Der neuseeländische Parlamentspräsident Trevor Mallard hat sich 2019 während einer Debatte als Babysitter versucht und gab dem Baby eines anderen Labour-Abgeordneten sogar ein Fläschchen.

sth/rb (dpa)