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"Keine Ahnung, wie VW sich davon erholen soll"

Gero Schließ9. Oktober 2015

Der US-Abgeordnete Frank Pallone hat mit anderen Parlamentariern den VW-Manager Michael Horn befragt. Im DW-Exklusivinterview sagt er: "Es sind mehr Fragen aufgeworfen worden, als wir Antworten bekommen haben."

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USA Anhörung VW Abgas-Skandal - CEO Michael Horn
Bild: Getty Images/C. Somodevilla

Michael Horn ist der US-Chef von Volkswagen. Der 53-Jährige hat sich jetzt den Fragen von US-Kongressabgeordneten zum Abgasskandal gestellt. "Im Namen unseres ganzen Unternehmens und meiner Kollegen in Deutschland möchte ich eine aufrichtige Entschuldigung anbieten", sagte Horn, bevor er ins Kreuzverhör genommen wurde.

Im Mittelpunkt von Horns Befragung stand, wer Kenntnis von der Betrugs-Software hatte, wie Kunden und Händler in den USA entschädigt werden können und wie VW die Probleme beheben will. Drei große Fragen - und zumindest ein Abgeordneter ist mit den Antworten nicht zufrieden...

DW: Herr Abgeordneter Pallone, wie bewerten Sie die Antworten, die Herr Horn Ihrem Ausschuss gegeben hat?

Frank Pallone, demokratischer Abgeordneter aus New Jersey: Ich erkenne seine Entschuldigung an. Aber es fällt mir schwer zu glauben, dass dies das Werk weniger Ingenieursschurken war und niemand aus der Konzernspitze Ahnung davon hatte. Was mich auch besorgt, ist die Frage, wie sie das beheben wollen. Er konnte mir nicht versichern, dass sie in der Lage sind, das Problem mit den Emissionen zu beheben, ohne dass die Autos an Leistung verlieren und mehr verbrauchen.

Und dann noch alle die zusätzlichen Emissionen, die in die Luft geblasen wurden: Welche gesundheitlichen Schäden haben Amerikaner und andere davongetragen? Heute sind mehr Fragen aufgeworfen worden, als wir Antworten bekommen haben.

Herr Horn sagt, weder er selbst noch irgendjemand von Volkswagen in Amerika hatte bis vor kurzem Kenntnis von den Manipulationen. Ist das glaubhaft?

Ich denke, er selbst ist glaubwürdig - aber ich kann mir kaum vorstellen, dass niemand aus der Konzernspitze in den USA und, wie er sagt, sogar in Deutschland davon wusste. Sie versuchen es so darzustellen, dass niemand auf einer Führungsebene hierfür Verantwortung trägt.

Welche Fragen bleiben für Sie offen? Sie sprachen die Lösung des Abgas-Problems an.

Michael Horn konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob und wann sie die Emissionen wie versprochen in den Griff bekommen können - und dass dabei sich nichts an Leistung und Verbrauch ändert. Das ist ein großes Problem, denn Kunden fahren mit diesen Autos und Händler können sie nicht mehr verkaufen.

Symbolbild: VW-Logo mit US-Flagge
"Viele sind überzeugt, VW baut einige der besten Autos - jetzt gibt es keinen Grund mehr, das zu glauben"Bild: picture-alliance/dpa

Welche weiteren Schritte wird der Kongress unternehmen?

Wir werden einfordern, dass die Probleme gelöst werden und frühere Versprechen eingehalten werden. Es stellt sich auch noch die Frage nach den Schäden. Wir müssen aber auch die Verantwortung der Konzernspitze klären. Wir sehen in den vergangenen fünf Jahren ein Muster bewussten Betrugs bei Autofirmen - nicht nur bei Volkswagen, sondern auch bei Toyota und bei General Motors. Daraus ergibt sich die Frage: Passiert so etwas auch bei anderen Herstellern? Und woher kommt dieses Muster in der Autoindustrie, wissentlich die Kunden zu betrügen?

Welchen Schaden nimmt die Marke Volkswagen in den USA?

Die Leute kaufen VW-Autos wegen der Reputation. Sie fahren die Autos aus mehreren Gründen: hohe Leistung, geringer Verbrauch, die Einhaltung von Emissionsgrenzen. Viele sind überzeugt, VW baut einige der besten Autos - jetzt gibt es keinen Grund mehr, das zu glauben. Keine Ahnung, wie sie sich davon erholen sollen.

Das Gespräch führte Gero Schließ. Mitarbeit und Übersetzung: Stefan Reccius.