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Kanada kündigt Vergeltungszölle gegen USA an

8. August 2020

Die Retourkutsche könnte kaum schneller rollen: Kaum hat US-Präsident Donald Trump Strafzölle auf kanadisches Aluminium verhängt, antwortet das Nachbarland "schnell und hart" mit Gegenzöllen.

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Kanada I Chrystia Freeland
Klare Kante gegenüber den USA: Vize-Regierungschefin Chrystia Freeland Bild: picture-alliance/empics/Canadian Press/A. Wyld

Kanada hat als Reaktion auf US-Strafzölle auf Aluminium eigene Aufschläge auf Importe aus dem Nachbarland in Aussicht gestellt. Die stellvertretende Regierungschefin Chrystia Freeland sagte in der Hauptstadt Ottawa, man werde "entschieden und stark" agieren, um die eigene Aluminium-Branche zu schützen. "Für jeden aufgeschlagenen Dollar der USA auf kanadische Importe werden wir eine entsprechende Gebühr erheben."

Die US-Strafzölle seien "unnötig, ungerechtfertigt und vollständig inakzeptabel", betonte Freeland. Sie fügte hinzu: "Kanadisches Aluminium ist elementar für die US-Industrie, inklusive der US-Militär-Industrie." Regierungschef Justin Trudeau werde zunächst Beratungen über eine detaillierte Liste zu besteuernder Güter führen, erklärte die Ministerin. Am 16. September würden die "Gegenmaßnahmen" in Höhe von 3,6 Milliarden kanadischer Dollar (2,3 Milliarden Euro) dann in Kraft treten.

Zehn Prozent mehr Zoll

US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag erneut Strafzölle von zehn Prozent auf Aluminium-Lieferungen aus Kanada in Kraft gesetzt. Er habe ein entsprechendes Dekret zum Schutz der amerikanischen Wirtschaft unterzeichnet. "Kanada hat uns ausgenutzt, wie immer", sagte Trump beim Besuch einer Waschmaschinenfabrik im Bundesstaat Ohio. Er warf Kanada vor, den US-Markt mit Billigprodukten zu fluten und Arbeitsplätze in den USA zu vernichten. Kritiker wenden ein, dass durch die Zölle Produkte für US-amerikanische Firmen und Konsumenten im Inland teurer würden.

Vor zwei Jahren hatte Trump bereits Strafzölle von 25 Prozent auf Stahl und von zehn Prozent auf Aluminium aus mehreren Ländern einschließlich Kanada verhängt. Auch die EU ist von diesen Importaufschlägen betroffen. Kanada reagierte damals ebenfalls mit Zöllen auf US-Importe. Knapp ein Jahr später einigten sich die Nachbarstaaten dann auf eine Aufhebung.

US-Zölle treten in Kraft

Trump sagte nun, er habe der Aufhebung der Zölle damals unter der Bedingung zugestimmt, dass Kanada "nicht unser Land mit Exporten überschwemmt und alle unsere Aluminium-Jobs tötet". Die kanadischen Produzenten hätten diese Zusage aber "gebrochen". Nach Angaben der US-Regierung sind die kanadischen Aluminium-Exporte in die USA um 27 Prozent gestiegen.

"Absurde" Vorwürfe

Freeland bezeichnete Trumps Vorwürfe als "absurd", zeigte sich aber zugleich gesprächsbereit. "Wir werden die Situation nicht verschlimmern, aber wir werden auch keinen Rückzieher machen", fügte sie hinzu. Die heimische Aluminiumindustrie mit etwa 10.000 Arbeitsplätzen sei "wichtig für Kanadas Wirtschaft".

Die US-Strafzölle sollen zum 16. August in Kraft treten. Die Entscheidung wurde nur wenige Wochen nach dem Inkrafttreten des neuen Freihandelsabkommens zwischen den USA, Kanada und Mexiko (USMCA) Anfang Juli verkündet. Trump, der sich mitten in der Kampagne für eine Wiederwahl im November befindet, setzt schon seit langem auf eine protektionistische Handelspolitik.

kle/bru (afp, rtr, dpa)