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Brüssel: Gericht arbeitet Terroranschläge auf

12. September 2022

32 Menschen starben bei den Terroranschlägen in Brüssel. Sechseinhalb Jahre später müssen sich die Angeklagten vor Gericht verantworten. Darunter sind auch Männer mit Verbindung zu den Terroranschlägen von Paris 2015.

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Eingang der Metrostation Maelbeek
In einer U-Bahn, die gerade in der Station Maelbeek losgefahren war, gab es eine ExplosionBild: Dirk Waem/BELGA/dpa/picture alliance

Am 22. März 2016 töteten drei Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) am belgischen Hauptstadt-Flughafen sowie in der Metro-Station Maelbeek im belebten EU-Viertel 32 Menschen, Hunderte wurden teils schwer verletzt. Die Tat fiel in eine Zeit, in der Europa aufgrund anderer Anschläge ohnehin schwer verunsichert war.

Zehn Männer sind nun für diese Tat angeklagt, von denen einer mittlerweile wohl in Syrien gestorben ist. Acht Angeklagten wird 32-facher terroristischer Mord, versuchter terroristischer Mord an 695 Menschen sowie die Beteiligung an den Aktivitäten einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Dem neunten legt die Staatsanwaltschaft lediglich den dritten Punkt zur Last.

Belgien Gedenken an Terroranschläge 2016
Gedenken im Jahr 2018 an die Opfer in der Metrostation Maelbeek, einem der zwei AnschlagsorteBild: OLIVIER HOSLET/AFP/Getty Images

Vor dem Brüsseler Schwurgericht findet nun eine Voranhörung mit einigen der neun Angeklagten statt. Die meisten von ihnen verweigerten jedoch kurz nach Beginn des Verfahrens ihre Teilnahme, darunter vor allem der Hauptbeschuldigte, der französische Islamist Salah Abdeslam. Abdeslam warf dem Gericht eine unfaire Behandlung der Angeklagten vor, weil sie während des Verfahrens in geschlossenen Glaskästen isoliert sind. Zuvor hatten bereits weitere Angeklagte aus Protest gegen die Glaskästen darauf bestanden, wieder aus dem Gerichtssaal geführt zu werden. Schließlich waren nur noch drei von ihnen bereit, im Saal zu bleiben.

Abdeslam ist der einzige Überlebende der Pariser Anschlagsserie von 2015 mit 130 Toten und war Ende Juni in Paris zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung an der Brüsseler Terrorzelle kommt er nun auch in Belgien vor Gericht.

Einer der Angeklagten beteuerte am Montag seine Unschuld, bevor er in seine Zelle zurückkehrte. "Ich würde am liebsten nach Hause gehen. Ich habe hier nichts zu tun", sagte Smail Farisi, der im Pariser Terrorprozess bereits freigesprochen worden war. Ihm wird vorgeworfen, zwei der Brüsseler Selbstmordattentäter in seiner Wohnung untergebracht zu haben. 

960 Zivilkläger beteiligt

Bei der Vorverhandlung wird vor allem die Liste der Zeugen sowie deren Reihenfolge festgelegt. Am 10. Oktober sollen dann die Geschworenen ausgewählt werden, bevor zum Start der Sachverhandlung am 13. Oktober die Anklage verlesen wird. Sechs bis neun Monate sind für das Verfahren angesetzt. Es  nehmen rund 960 Zivilkläger teil.

Das öffentliche Interesse an dem Verfahren ist riesig - deshalb wird der Prozess in umgebauten Räumlichkeiten des früheren NATO-Hauptquartiers im Nordosten der Stadt geführt. Opfer und Opferorganisationen beklagten in den vergangenen Jahren immer wieder unzureichende und komplizierte Unterstützung des Staats.

ust/as/kle (dpa, afp)