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Dynamische IT-Branche in Polen

Rozalia Romaniec4. März 2013

Polen hat sich zu einem der "Top 20" - Länder der IT-Branche entwickelt. In diesem Jahr ist es das Partnerland der internationalen Messe für Informationstechnik CeBIT.

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Symbolbild: Smartphone vor dem Kulturpalast in Warschau (Foto: DW/Made in Germany)
Bild: DW

Das neue Selbstbewusstsein der polnischen IT-Branche ist erfrischend und vor allem jung: Jedes Jahr verlassen 40.000 Absolventen des Informatik-Studiums die polnischen Hochschulen. Der IT-Markt bietet heute weit mehr als 100.000 feste Arbeitsplätze. Auf der Top-Programmierer-Rangliste belegt Polen den dritten Platz, gleich hinter Russland und China. Die Liste wird unter anderem anhand der Ergebnisse internationaler Wettbewerbe erstellt. IT-Absolventen aus Warschau, Posen oder Breslau gehören zum begehrtesten Nachwuchs großer internationaler Konzerne.

Das weiß auch die polnische Regierung, die sich um die Partnerschaft der CeBIT seit Jahren bemühte. "Es war nicht einfach", sagt Waldemar Pawlak, einer der Hauptinitiatoren des diesjährigen polnischen Auftritts in Hannover und bis vor kurzem Wirtschaftsminister Polens. Pawlak erinnert sich, wie die Organisatoren zu Beginn betonten, dass man eher auf ferne Märkte wie die Brasiliens oder der Türkei schaue. "Als man jedoch unsere Zahlen genauer betrachtete, hat sich das sofort geändert und man lud uns ein, uns zu präsentieren", sagt der einstige Wirtschaftsminister sichtbar zufrieden. Denn Polen gehört zu den 20 Ländern, deren IT-Sektor weltweit am schnellsten wächst. Vom Stellenwert der Branche zeugt auch die Tatsache, dass Polen ein eigenes Ministerium hat, das sich nur mit der digitalen Welt befasst.

Polen startet durch - IT-Branche im Aufschwung

Porträt des ehemaligen polnischen Wirtschaftsministers Waldemar Pawlak (Foto: DW/R. Romaniec)
Waldemar Pawlak ist einer der Hauptinitiatoren des polnischen Auftritts auf der CeBITBild: DW/R. Romaniec

Deutschland entdecken

Ihren Auftritt auf der CeBIT haben 200 Unternehmen aus Polen angesagt. "Das ist eine unheimliche Leistung", sagt Reinhold Ummingen von der Deutschen Messe in Hannover. Ummingen ist von der stabilen Entwicklung des IT-Marktes in Polen angetan. "Wir waren im Vorfeld auf zwei Reisen in Polen und waren sehr beeindruckt von der Innovationskraft der kleinen und mittelgroßen Unternehmen in dieser Branche. Diese Aufbruchstimmung versetzt viele in die Lage, international erfolgreich zu sein", sagt er.

Eines der Unternehmen, die ihre Innovation längst über die Grenzen getragen haben, ist ComArch AG aus Krakau. Der Gründer Janusz Filipiak ist ein Mathematikprofessor, der mittlerweile in die Schweiz gezogen ist, denn "von dort aus kann man besser sehen, in welche Richtung sich die Branche bewegt und welche Trends kommen". Filipiak betreute in den 90er Jahren ein Uni-Projekt; daraus ist mittlerweile ein Konzern mit 4000 Beschäftigten geworden. Seine Geschichte ist - auf Polen bezogen - vergleichbar mit der der SAP-Gründer Hasso Platner und Dietmar Hopp in Deutschland.

Porträt des Firmengründer sund Präsidenten des polnischen IT-Unternehmens Comarch, Janusz Filipiak (Foto: dpa)
Mathematikprofesor Janusz Filipiak hat die Firma ComArch gegründetBild: picture-alliance/dpa

Einige Hunderte Mitarbeiter beschäftigt ComArch in deutschen Filialen - in Dresden und Frankfurt am Main. "Wenn man deutsche Kunden hat, muss man ihnen einen Service im Inland anbieten - Datenschutzgesetz ist hier ein großes Wort", erklärt der Vorstandsvorsitzende der ComArch-Gruppe für den deutschsprachigen Raum Christoph Kurpinski im Hinblick darauf, warum das Unternehmen gerade große Datazentralen baut. In diesem Jahr bei der CeBIT widmet sich das Unternehmen besonders dem Thema 'Cloud'. "Wir sehen darin Riesenchancen", sagt Kurpinski. ComArch spezialisiert sich auf individuell zugeschnittene Programme für die Kommunikations- und Finanzbranche. Zu seinen Kunden gehören T-Mobile, Vodafone, Kabel Deutschland und andere.

Große Wachstumschancen

Doch viele der Firmen, die sich in diesem Jahr in Hannover präsentieren werden, sind noch lange nicht soweit. Ein Großteil der Teilnehmer sind kleine Unternehmen, die interessante Konzepte anbieten, aber erst nach Partnern für Kooperationen auf dem internationalen Markt suchen. "Wir möchten unsere kreative und flexible Seite zeigen", sagt Ilona Antoniszyn-Klik vom polnischen Wirtschaftsministerium. Was viele nicht wissen: Polen hat sich international einen Namen als Land der Computerspiele-Programmierer gemacht, ebenso gilt es für innovative Animationslösungen im Filmgeschäft. "Wir wachsen schnell und haben gute Referenzen, aber unser größtes Potenzial sind die Leute", sagt Antoniszy-Klik.

Die jungen Informatiker sorgen dafür, dass der polnische IT-Markt aktuell eine atemberaubende Dynamik aufweist und in Zentral-Osteuropa direkt nach Russland den zweiten Platz belegt. Sein Marktwert wurde - zuletzt 2010 - auf fast elf Miliarden Euro berechnet. Mit der großen Präsenz in Hannover hoffen polnische IT-Unternehmen auf weiteren Rückenwind. Denn eines steht fest: Polnische Informatiker wollen nicht auswandern. Trotz guter Anreize in Deutschland und anderswo bleiben sie am liebsten zu Hause. Dort verdienen sie mittlerweile vergleichbares Geld, sehr oft bei großen internationalen Konzernen.