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Kampf mit der Bescheidenheit

Hendra Pasuhuk9. Juli 2014

Joko Widodo, genannt "Jokowi", Gouverneur der Hauptstadt Jakarta, galt als Favorit der Präsidentenwahl in Indonesien. Viele Wähler schätzen den Mann mit der leisen Stimme für seinen Kampf gegen Korruption.

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Joko Widodo (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Bis 2005 war Joko Widodo ein wenig bekannter Möbelhändler in der javanischen Stadt Surakarta. Dann wurde er zum Bürgermeister gewählt und gewann schnell an Popularität. Viele schätzten seine bescheidene Art zu regieren: immer nah am Volk und an Alltagsproblemen der kleinen Leute. "Jokowi", wie er genannt wird, reformierte die Stadtverwaltung, bekämpfte die weitverbreitete Korruption und erweiterte die städtischen Sozialprogramme.

"Sauber und unbestechlich"

Fünf Jahre später, im Jahr 2010, kandidierte er wieder als Bürgermeister und gewann über 90 Prozent der Stimmen. Die nationale Presse fing an, über den "hageren Mann mit der leisen Stimme" zu berichten, der als "sauber und unbestechlich" gilt. Das bedeutet sehr viel in Indonesien, wo fast wöchentlich hohe Beamte, Minister und ehemalige Generäle unter Korruptionsverdacht geraten.

2012 gab Jokowi sein Bürgermeisteramt in Surakarta auf und ging in die Hauptstadt Jakarta. Seine "Demokratische Partei des Kampfes" (PDI-P) stellte ihn als Spitzenkandidat bei der Gouverneurswahl auf. Sein Gegenspieler war der damalige Amtsinhaber Fauzi Bowo, ein reicher Grundbesitzer, in Jakarta geboren und bestens vernetzt unter der politischen Elite. Doch Jokowi, der sich als "frommer Muslim" und "großer Fan" der Rockband Metallica bezeichnet, gewann durch seine sympathische und unkonventionelle Art in kürzester Zeit die Herzen der Bewohner Jakartas und wurde zum Gouverneur gewählt.

Ein Mann in einem Boot fährt an einem Slum in Jakarta entlang, im Hintergrund steht ein modernes Hochhaus (Foto: picture alliance/ROPI)
Stadt der Kontraste: Seit 2012 ist Jokowi Gouverneur von Jakarta - beliebt bei Arm und ReichBild: picture alliance/ROPI

Medienwirksame Besuche

Ein großer Teil seiner Popularität beruht auf seinen spontanen "Ortsbesuchen", auf javanisch "blusukan" genannt, die Jokowi fast täglich veranstaltet. Er geht zum Beispiel unangemeldet in die Slums von Jakarta, um, wie er sagt, die "Klagen der Bewohner zu hören". Er inspiziert die Büros der lokalen Verwaltung, um zu sehen, ob seine Beamten tatsächlich anwesend sind und "für das Volk arbeiten". Er besucht städtische Bauprojekte, um die "Baufortschritte zu prüfen". Die Medien begleiten Jokowi und berichten täglich von diesen Besuchen. "Blusukan" ist inzwischen in der indonesischen Politik zum festen Begriff geworden.

Jokowi ist sich des Einflusses der Medien sehr bewusst. "Ich habe in Surakarta gelernt, wie die Medien arbeiten und wie man damit umgehen muss", sagte er einmal. "Ich gehe dahin, wo es Probleme gibt. Zu den traditionellen Märkten, oder zu den Slums am Flussufer, das ist sexy für die Medien." Dies und sein lockerer Umgang mit Journalisten haben ihn zum Publikumsliebling gemacht.

Nach langem Zögern hatte sich Jokowi Ende März bereiterklärt, zur Kandidatur für die Präsidentschaftswahl am 9. Juli anzutreten. Staatschef Yudhoyono darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidieren. Bisher liegt der 53-Jährige in allen Umfragen weit vorne. Seine Kritiker werfen ihm jedoch vor, er habe kein richtiges politisches Programm und werde zu sehr von Interessengruppen innerhalb seiner "Demokratischen Partei des Kampfes" dirigiert.

Vages politisches Programm

In der Tat hat Jokowi bisher nur ein vages politisches Programm vorgestellt. Demnach will er die Antikorruptionsbehörde stärken, mehr ausländische Investoren einladen und den Binnenmarkt ankurbeln. Er plant zudem, die Infrastruktur in den östlichen, unterentwickelten Regionen aufzubauen und den Seetransport zu verbessern. Doch er wolle nicht zu viel versprechen, sagt er: "Was wir brauchen ist kein Gerede, sondern Taten."

Joko Widodobei einem Besuch in Yogyakarta (Foto: Ulet Ifansasti/Getty Images)
Jokowi weiß, was die Medien wollen: "Besuche auf Märkten oder Slums sind sexy für die Medien"Bild: Getty Images

Indonesien hat sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich gut entwickelt, die Demokratie ist gestärkt und die Pressefreiheit garantiert. Doch die Korruption ist weit verbreitet. Die Intoleranz gegenüber Andersdenkenden wächst. Was das Land dringend braucht, ist nach Ansicht Jokowis eine "Revolution in den Köpfen der Menschen".

Gegenspieler Subianto

Jokowis Gegenspieler bei der Präsidentschaftswahl am 9. Juli ist Prabowo Subianto, ehemaliger General und Sohn einer der reichsten Familien Indonesiens. Ihm werden Menschenrechtsverletzungen während der Suharto-Diktatur vorgeworfen. Die USA verweigern ihm deshalb seit Jahren ein Einreisevisum. Subianto gilt als gewiefter Stratege und Meister des Wahlkampfs - entscheidungsstark und sehr machtbewusst. Er pocht auf das Nationalbewusstsein der Indonesier und verspricht den Wählern, er werde das Land "mit starker Hand" führen und Indonesien wieder international Respekt verschaffen.

In den letzten Wochen ist der Abstand zwischen Jokowi und Prabowo Subianto in den Meinungsumfragen kleiner geworden. Jokowi muss sich jetzt der größten Herausforderung seiner Laufbahn stellen.