1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kaeser: Infrastruktur gewaltig verbessern

Hilke Fischer
4. Mai 2017

Siemens nutzt das Weltwirtschaftsforum, um seine Beziehungen mit Afrika auszubauen. Auch mit dem Unrechtsregime Sudan will man zusammenarbeiten. Warum, das erklärt CEO Joe Kaeser der DW.

https://p.dw.com/p/2cOuU
Deutschland München - Hauptversammlung Siemens mit Vorstandsvorsitzendem Joe Kaeser
Bild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel

DW: Herr Kaeser, im Rahmen der Initiative "Pro! Afrika" des deutschen Wirtschaftsministeriums hat Siemens soeben eine Absichtserklärung mit dem Sudan unterzeichnet. Worum geht es bei der geplanten Zusammenarbeit?

Joe Kaeser: Wir werden im Sudan Gaskraftwerke für die Elektrifizierung bauen. Das sind Kraftwerke, die doppelt so effizient sind wie die bisherigen Kraftwerke dort. Sie haben weniger als die Hälfte des CO2-Ausstoßes und liefern das Doppelte an Strom. Daran sehen Sie schon, was für eine gewaltige Verbesserung das für die Infrastruktur des Landes bedeuten wird. Und die Infrastruktur ist ja die Grundvoraussetzung dafür, eine Industrialisierung in Angriff zu nehmen - vorher macht das gar keinen Sinn.

Sudans Präsident Omar al-Bashir wird vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesucht, die Menschenrechtslage im Land ist alles andere als optimal. Haben Sie das bei diesem Projekt in Erwägung gezogen?

Wir respektieren natürlich die internationalen Regulierungen, was Sanktionsregime angeht. Aber es gibt doch keinen Strafbefehl gegen das Volk, sondern gegen Einzelpersonen. Wenn man heute Kraftwerke oder Übertragungsanlagen im Sudan baut - natürlich unter Wahrung der Bestimmungen - verbessert man die Lebensbedingungen, indem man den Menschen Strom liefert. Insofern sind wir bei der Annahme von Aufträgen sehr überlegt vorgegangen. Natürlich beachten wir solche Dinge.

Südafrika World Economic Forum in Durban | Kaeser, Zypries, Dall-Omo, Abdullah
Mit Wirtschaftsministerin Zypries, Siemens-Südafrika-Chefin Sabine Dall'Omo und Salih Ali Abdullah von der Sudan Electricity Holding (v.l.) bei der UnterzeichnungBild: DW/H. Fischer

Momentan herrscht ja ein regelrechter Wettbewerb der Ministerien, was neue Afrika-Initiativen angeht. Wie beurteilen Sie es, dass verschiedene Ministerien gleichzeitig versuchen, die Investoren nach Afrika zu locken?

Ich sehe das überhaupt nicht als Wettbewerb. Das ist wirklich eine einmalige Initiative, in der mehrere Ministerien zusammenarbeiten. Dass Herr Schäuble gekommen ist, ist ein ganz wichtiges Zeichen, weil vieles davon abhängen wird, wie die Bundesregierung diesen Plan finanziert. Da spielt der Finanzminister eine große Rolle. Er ist sehr erfahren, er kennt fast alle früheren und derzeitigen Finanzminister der wichtigen afrikanischen Länder. Frau Zypries als Wirtschaftsministerin ist vertreten. Ich weiß, dass Entwicklungsminister Müller sich sehr engagiert für das Training und die Ausbildung einsetzt. Das ist eine sehr gut konzertierte Aktion.

Mich freut ganz besonders, dass die Bundesregierung mit ihren unterschiedlichen Prioritäten für die Wahl im September über die Parteigrenzen hinweg so eng zusammenarbeitet. Das zeigt, dass verstanden worden ist: Es ist Zeit, das Thema konzentriert und gemeinschaftlich anzugehen.

Es gab ja schon viele Afrika-Initiativen. Glauben Sie, dass sich jetzt für die deutsche Wirtschaft grundlegend etwas ändert?

Es ist zumindest eine Chance. Der Ansatz ist anders: Bundesregierung, Unternehmen und einzelne afrikanische Länder arbeiten in einer trilateralen Gemeinschaft zusammen. Es sind sehr konkrete Projekte. Es geht jetzt auch darum, Industrie hier anzusiedeln, die Infrastruktur auszubauen. Die Bundesregierung leistet finanzielle Unterstützung sowohl in der Absicherung von Krediten für bestimmte Länder als auch mit einem Entwicklungshilfeprogramm für die Ausbildung junger Menschen. Damit bietet sie gleich im Ansatz schon eine Alternative zur Flucht in besser aufgestellte Länder. Wir haben es hier mit einer Kooperation verschiedener Regierungsparteien zu tun, die man so eng selten sieht.

Das Interview führte Hilke Fischer.