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Der Jewrovision Song Contest 2022

Verena Greb
28. Mai 2022

Für jüdische Jugendliche ist sie das Highlight des Jahres: die Jewrovision, ein Tanz- und Gesangswettbewerb von Juden für Juden. Zwei Jahre blieb die Bühne leer, jetzt wurde auf ihr ein neuer Sieger gekürt.

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Die Gewinner des Jewrovision Song Contests 2022 stehen auf der Bühne, über ihnen der Schriftzug "Jewrovision. Berlin 2022 - The show must go on". Im Vordergrund die Silhouetten der Zuschauer.
Aus "2020" wurde "2022": Endlich durfte in Berlin ein neuer Jewrovision-Sieger gekürt werdenBild: Christophe Gateau/dpa/picture alliance

Alle Auftritte waren einstudiert, alle Kostüme fertig gestellt: Dann wurde die für den 8. März 2020 geplante Show wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie drei Tage vor dem großen Event abgesagt. "Man kann sich vorstellen, dass die Enttäuschung bei den Jugendlichen außerordentlich groß gewesen ist", sagte Daniel Botmann, Geschäftsführer des veranstaltenden Zentralrats der Juden, und Veranstalter des Jewrovision Song Contests. 

Unter dem Motto "The Show Must Go On" kehrte die Veranstaltung nun nach einer zweijährigen Pause zurück. "Nie haben wir so viel Vorfreude erlebt, wie in diesem Jahr. Die Kinder und Jugendlichen sind hungrig nach Gemeinschaft, nach Zusammenkommen, nach Miteinandersein. Und das wird großartig werden", so Botmann im DW-Gespräch vor der "Jewro 2022". Auch er selbst freute sich sehr darauf, endlich wieder eine Jewrovision erleben zu können. 

Jewrovision: Angelehnt an den ESC

Jugendliche in schwarzen Jacken, mit Sonnenbrillen und Hüten auf einer Bühne. Zwei halten ein Mikrofon in Händen.
Die Gruppe Olam aus Berlin bei ihrem Auftritt 2019 in Frankfurt am MainBild: Zentralrat der Juden in Deutschland

Austragungsort war Berlin, denn die Gruppe Olam hat als Gewinner des Jahres 2019 den Contest in ihre Heimatstadt geholt. Auch in diesem Jahr waren Olam wieder mit von der Partie - und erneut erfolgreich: Hinter dem jüdischen Frankfurter Jugendzentrum Amichai, belegten sie Platz zwei. Die JuJuBa (Jüdische Jugend Baden) wurden Dritte. 

Das Prinzip der Veranstaltung, die 2022 in die 19. Runde geht, erinnert an den Eurovision Song Contest (ESC), der gerade erst im italienischen Turin ausgetragen wurde. Bei der "Jewro" treten Kinder und Jugendliche aus jüdischen Gemeinden gegeneinander an, allerdings nicht aus ganz Europa, sondern nur aus Deutschland. Sie singen und tanzen, performen Cover-Songs und eigene Texte. Wie beim ESC stellt sich jede Gruppe mit einem eigens produzierten Video vor. Darum darf die Jury auch zwei Preise vergeben, einen für die beste Performance und einen für den besten Videoclip. 2022 ging letzterer nach Düsseldorf an die Gruppe Kadima. 

Die Gewinner des Jewrovision Song Contests 2022 vor einer Fotowand.
So sehen Sieger aus: Auch nach der Preisverleihung ebbte der Jubel 2022 nicht abBild: Jewrovision Song Contest

Insgesamt nahmen zwölf Jugendzentren und Verbände teil - vier Gruppen weniger, als 2020 auftreten wollten. Einige Städte hätten sich zusammengeschlossen, so Botmann, weil die definitive Entscheidung, dass der Wettbewerb 2022 würde stattfinden können, nach dem Teil-Lockdown im Winter doch recht kurzfristig gefallen sei. Und dann habe man das Event noch einmal vom ursprünglichen Februar-Termin auf den Mai verschoben.

Performen vor einer Jury

In der Jury saßen allesamt mit dem Musikbusiness vertraute Personen, darunter der Performer und Regisseur Uriel Yekutiel, zugleich ein bekanntes Mitglied der LGBTQ-Community in Tel Aviv, sowie die deutsche Sängerin und Jungschauspielerin Faye Montana.

Yekutiel, der selbst als Kind einmal einen Auftritt bei einer Jewro hatte, lobte die Veranstaltung als eine Möglichkeit für Kinder abseits vom Studium der Thora mit dem Judentum in Verbindung zu kommen. Er sagte nach den Auftritten der verschiedenen Gruppen: "Es ist ein Weg, sich einzubringen, der mehr Spaß bereitet - du wirst willkommen geheißen. Davon, was hier passiert, können jüdische Gemeinschaften anderswo lernen."

Rahmenprogramm mit Gastauftritt von Static & Ben El

Der Wettbewerb ist traditionell eingebettet in eine dreitägige Jugendzusammenkunft, "Mini-Machane" genannt. Wenn 1200 junge Juden ein ganzes Wochenende lang zusammen Zeit verbringen, dann ist das für die meisten von ihnen etwas ganz Besonderes. Der Großteil der Kinder und Jugendlichen, die an der Jewrovision teilnehmen, befasst sich zum ersten Mal näher mit seiner jüdischen Identität oder feiert das erste Mal Shabbat unter Einhaltung sämtlicher Regeln. 

"Die Jugendlichen kommen nach so einem Wochenende immer mit aufgefüllten Akkus nach Hause und das ist eine tolle Erfahrung", so Daniel Botmann. Außerdem bot 2022 der Show Act des israelischen Pop-Duos Static & Ben El Anlass zur Freude.

Die erste Jewrovision entstand 2002 im Rahmen einer Wochenendfreizeit. In den folgenden Jahren nahmen immer mehr Jugendliche und jüdische Jugendzentren teil. Seit 2013 richtet der Zentralrat der Juden in Deutschland die Veranstaltung aus, die von prominenter Seite unterstützt wird. Schirmherrinnen sind die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Lisa Paus, sowie die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey. 

Um große Öffentlichkeit buhlen die Veranstalter aber nicht. Zwar sind die Tickets für wenig Geld erhältlich, aber die Veranstaltung möchte grundsätzlich ein geschützter Raum bleiben, in dem sich die jüdischen Teilnehmenden sicher fühlen können. 2023 heißt der neue Austragungsort aufgrund des Erfolgs von Amichai dann Frankfurt am Main.

Dies ist eine aktualisierte Version des Artikels vom 25.5.2022.