Jean-Luc Godard: Der Kino-Revolutionär
Sein Markenzeichen: große Brillen, dicke Zigarren. Seine Filme: innovative Meisterwerke, die ihrer Zeit voraus waren. Nun ist Jean-Luc Goddard im Alter von 91 Jahren verstorben.
Nicht ohne seine Zigarre...
Zigarren waren aus dem Leben des weltberühmten Regisseurs nicht weg zu denken. Selbst bei Interviews, wie mit dem Kerala-Filmfestival in Indien, ist es nicht einfach, die Sätze des berühmten französischen Regisseurs zu verstehen. Aber dieser ging um die Welt: "Ich beende meine Karriere im Filmgeschäft mit zwei letzten Drehbüchern", so Jean-Luc Godard höchstpersönlich ein Jahr vor seinem Tod.
"Sympathy for the Devil" (1968)
Godard war immer Vordenker: innovativ, linksradikal, politisch. Er interessierte sich nicht für Konventionen, ignorierte Filmpreise und Ehrungen. Als Regisseur sprengte er die Grenzen der üblichen Kinoproduktionen, verzichtete sogar auf Drehbücher. Mit seiner damals völlig neuen Bildsprache wagte er sich 1968 in ein neues Genre: mit einem experimentellen Dokumentarfilm über die Rolling Stones.
"Außer Atem" (1960)
Sein wichtigster Film: "Außer Atem" mit Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg in den Hauptrollen. Der Gangsterfilm machte Godard, der am 3. Dezember 1930 in Paris geboren wurde, mit einem Schlag berühmt. "Außer Atem" - schnell und unkonventionell - war bei der Premiere in Cannes eine Sensation. Und begründete Godards Ruhm als Leitfigur der Nouvelle Vague (Neue Welle) des französischen Kinos.
Berliner Filmfestspiele (1961)
1961 reiste Godard als Star-Regisseur zu den Internationalen Filmfestspielen nach Berlin - mit seiner Frau Anna Karina. "Außer Atem" hatte in die Filmgeschichte "eingeschlagen, wie eine Faust", schrieb damals eine Filmzeitschrift. Die Ehe mit der aparten dänischen Schauspielerin, die in vielen seiner Filme mitgespielt hat, hielt allerdings nicht lang. 1964 wurden sie geschieden.
"Die Verachtung" (1963)
Reflexion und Selbstkritik waren ständige Begleiter des französisch-schweizerischen Regisseurs, der seinen Lebensabend in der Schweiz verbrachte. Godard betrachtet die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Gesellschaft als Teil seiner Arbeit. Mit Brigitte Bardot und Michel Piccoli drehte er "Die Verachtung", ein Film über das Filmemachen. In einer Nebenrolle: Regie-Altmeister Fritz Lang.
"Die Außenseiterbande" (1964)
In vielen Kinofilmen von Jean-Luc Godard spielte Schauspielerin und Ehefrau Anna Karina die Hauptrolle. Sie war gleichzeitig Muse und Kontrapart für ihn. Und in den 1960er-Jahren seine bevorzugte Besetzung - auch weil sie einem modernen, emanzipierten Frauentyp entsprach. Im französischen Kino zur damaligen Zeit eher ungewohnt. Am Set verstanden sich die beiden allerdings besser als im Privaten.
"Alphaville" (1965)
Mit einem visionären Science-Fiction-Film wagte sich Godard in seiner extrem innovativen Bildsprache weiter vor. "Alphaville" mit Eddie Constantine (r.) als Privatdetektiv Lemmy Caution drehte er in der futuristischen Welt der Beton- und Glasfassaden der Pariser Vororte. 1965 kam der Film ins Kino, in Deutschland mit dem Titel "Lemmy Caution gegen Alpha 60" - der Kampf Mensch gegen Computersystem.
"Made in USA" (1966)
Auch als sie längst geschieden waren und Jean-Luc Godard die Liaison mit einer anderen Frau öffentlich gemacht hatte, besetzte er Karina weiter in seinen Filmen. "Made in USA" spielt in Frankreich, aber die Stadt, die Paula (Anna Karina) besucht, trägt den Namen einer US-Metropole: Atlantic City. Gewidmet hatre Godard den Film dem von ihm verehrten US-Regisseur Samuel Fuller (1912 - 1997).
"Godard trifft Truffaut" (2010)
Zwei Regie-Legenden: Jean-Luc Godard und Francois Truffaut (r.). Anfangs ziemlich beste Freunde, Kollegen und eigensinnige Weggenossen - bis zu den Studentenunruhen im Mai 1968. Über Truffauts Film "Die amerikanische Nacht" (1973) zerstritten sie sich vollständig. Der Bruch war radikal, wie die Film-Dokumentation "Godard trifft Truffaut" (neu auf DVD: Studiocanal/Arthouse) erzählt.
"Rette sich wer kann" (1980)
Lange hatte sich Godard nach einem Verkehrsunfall 1971 nach Grenoble und dann in die Abgeschiedenheit eines Schweizer Dorfes zurückgezogen. 1980 kehrte er als Kino-Regisseur zurück. Mit freizügigen Einstellungen und einem Star wie Isabelle Huppert in der Hauptrolle landet er mit "Rette sich wer kann" einen Paukenschlag: "Mein zweiter erster Film", sagte er später darüber.
"Nouvelle Vague" (1989)
Als intellektueller Revolutionär - zergrübelt und auf der Suche nach dem Geheimnis des Kinos - sicherte sich Jean Luc-Godard seinen Platz in der Filmgeschichte. In seinem Kinofilm "Nouvelle Vague" ließ er den Schauspieler Alain Delon die Rolle des Nach-Denkers spielen - in der authentischen Sprache der Wirklichkeit. Godard wollte die Welt lesbar und die Wörter sichtbar machen.
Ehren-Oscar für sein Lebenswerk
Ohne die radikale Bildsprache und die innovative Schnitt-Technik von Godard wären auch Filmemacher wie Rainer Werner Fassbinder nicht denkbar. Viele haben ihn kopiert, als Lehrmeister des Sehens wahrgenommen. Aber Jean-Luc Godard war ein eigensinniger Grantler: Sogar den Ehren-Oscar nahm er 2010 nicht persönlich entgegen. Da erschien er nur auf dem Bildschirm - ohne Zigarre.