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Jungbrunnen durch Zitronensäure

29. Januar 2014

Sie nahmen nur ein wenig Säure. Mit diesem einfachen Trick verwandelten japanische Forscher Mäusezellen in embryonale Stammzellen. Ist das der Durchbruch für die Therapie?

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Eine Hand hält eine Petrischale (Foto: Insa Moog / DW)
Bild: DW

Mit etwas Säure haben Forscher Zellen in eine Art embryonalen Zustand zurückversetzt. Diese könnten sich dann wieder in nahezu jeden Zelltyp entwickeln, berichten die Wissenschaftler aus Japan und den USA in der britischen Fachzeitschrift "Nature". Eine solche "Rückprogrammierung" war auch bislang schon möglich, aber weitaus aufwändiger.

Ein Team um Haruko Obokata vom Riken-Zentrum für Entwicklungsbiologie im japanischen Kobe behandelte Körperzellen neugeborener Mäuse mit einer Lösung aus schwacher Zitronensäure. Einige Zellen entwickelten sich darauf in einen früheren, undifferenzierteren Entwicklungszustand zurück.

Mit genetischen Markern konnten die Forscher nachweisen, dass diese Zellen ähnliche Eigenschaften haben wie embryonale Stammzellen. Pflanzten die Forscher diese sogenannten STAP-Zellen ("stimulus-triggered acquisition of pluripotency") in einen Mäuse-Embryo ein, so entstanden Tiere, deren verschiedene Gewebetypen sich sowohl aus Nachfahren der eigenen Zellen, als auch aus denen der STAP-Zellen zusammensetzten.

Neue "Ära der Stammzellenbiologie"

Die Rückprogrammierung von Körperzellen in einen Zustand, in dem sie sich wie embryonale Stammzellen zu vielen verschiedenen Gewebetypen entwickeln können, war zuvor nur durch biochemische und genetische Manipulationen gelungen. Das Verfahren, solche jugendlichen Zellen durch simplen Säurestress zu erzeugen, eröffne ganz neue Möglichkeiten, um eines Tages patienteneigene Stammzellen zu erzeugen, kommentiert Austin Smith von der britischen Universität Cambridge in "Nature".

Man müsse allerdings bedenken, dass die Versuche bisher nur mit unausgereiften Mäusezellen gemacht wurden. Es bleibe abzuwarten, ob dies auch bei anderen Organismen gelinge, vor allem beim Menschen.

Von "einer neuen Ära der Stammzellbiologie", spricht der Stammzellforscher Dusko Ilic vom Kings College London. "Ob menschliche Zellen in ähnlicher Weise auf solche Einflüsse reagieren, muss allerdings noch gezeigt werden", schränkte er ebenfalls ein. Man müsse auf dem Weg zum klinischen Einsatz genauso vorsichtig sein, wie bei anderen Methoden der Zellrückprogrammierung.

Anders als bei embryonalen Stammzellen muss jedoch für STAP- oder iPS-Zellen kein Embryo zerstört werden. So dürften auch die neuen Zellen nicht zu größeren ethischen Bedenken führen.

mm/hf (dpa, afp, rtr, ap)