Goodall: Umweltschutz mit Indigenen
10. Dezember 2015Sie geht ein wenig gebeugt, sie spricht leise: Ja, auch an Jane Goodall geht die Zeit nicht spurlos vorbei. 81 Jahre alt ist die berühmteste Primatenforscherin der Welt inzwischen. Aber das hält sie nicht davon ab, weiterzukämpfen. 300 Tage im Jahr reist sie um die Welt. Beim Pariser Klimagipfel ist sie, um für mehr Waldschutz zu werben. Letztendlich, sagt sie, brauchen sowohl Affen, als auch das Weltklima die Wälder dieses Planeten.
Lachfalten, grauer Pferdeschwanz, strahlender Blick – als sie auf die Bühne tritt, erkennt das Publikum sie schon, bevor der Moderator sie angekündigt hat. „Hier bei der Klimakonferenz hoffen wir, dass unsere Politiker eine kluge Entscheidung treffen, dass es einen rechtlich bindenden Vertrag geben wird, der die Emissionen drosseln, die Ozeane und Wälder schützen wird. Aber was immer hier beschlossen wird, wird komplett nutzlos sein, wenn es nicht umgesetzt wird,“ so Goodall. Dafür brauche man die Menschen vor Ort, besonders die indigenen Völker, betont Goodall
Indigene schützen den Wald
Weltweit gibt es geschätzt um die 400 Millionen Indigene. 80% der Biodiversität weltweit befindet sich auf ihren Gebieten. Weil viele Gemeinden selbst von der Umwelt abhängig sind, gibt es auf ihren Landstrichen auch weniger Umweltzerstörung. Jane Goodall meint daher, dass Indigene als Vorbild dienen sollten.
Auf der Klimakonferenz sind Gruppen aus aller Welt vertreten. Eine davon ist COICA, die Organisation indigener Völker des Amazonas. Jorge Furagaro, Leiter von COICA in Kolumbien, sagt: "Wenn es keine Indigenen im Amazonas gäbe, stünde es um die Wälder viel schlimmer.“
Daher fordert er Finanzmittel für indigene Völker, damit diese zum Beispiel Aufforstungsprojekte durchführen und die Waldgebiete besser überwachen können.
Indigene brauchen selbst Unterstützung
Indigene werden nicht nur oft diskriminiert oder von ihren Territorien vertrieben, sie sind auch besonders hart betroffen, wenn der Klimawandel das Ökosystem des Waldes beeinträchtigt. „Wir sind nicht von Monokulturen abhängig, sondern von dem, was der Wald produziert, von seinen wilden Pflanzen. Aber dort gibt es nicht mehr so viele Früchte,“ so Jorge Furagaro.
Was passiert, wenn Einheimische hungern, hat Jane Goodall selbst gesehen, als sie 1990 über den Gombe-Nationalpark in Uganda flog - den Park, in dem sie seit den 60er Jahren geforscht hatte.
„Ich war nicht darauf vorbereitet gewesen, auf diese kleine Waldoase herunterzuschauen, inmitten von kargen Hügeln", sagt Goodall. "Die Hügel waren karg, weil die Menschen verzweifelt versuchten, Gemüse anzubauen, weil es kein Geld gab, welches zu kaufen. Und das war der Moment, in dem ich realisierte, dass es nicht möglich ist, Schimpansen im Wald zu schützen, wenn die Menschen in solcher Armut leben.“
Der Wald, Affen, das Klima, die Einheimischen – alle sind voneinander abhängig. Und zwar langfristig. Wir sollten bei unseren Entscheidungen nicht das nächste Aktionärstreffen im Blick haben, sondern die zukünftigen Generationen, meint Jane Goodall: „Alle Entscheidungen die wir treffen, müssen wir auf der Grundlage dessen treffen, wie sie unsere zukünftigen Generationen beeinflussen. Und wir müssen aufhören, Geld als unseren Gott zu sehen.“
Sie habe große Bewunderung für die Indigenen rund um die Welt und wüsste um deren Probleme, ihre Benachteiligung und um das, was sie für die Umwelt leisteten.
Deshalb gibt sie ein Versprechen:„300 Tage im Jahr bin ich unterwegs. Ich werde eure Nachricht in die Welt tragen.“ Tosender Applaus im Publikum. Langsam verschwindet ihr grauer Pferdeschwanz hinter dem Vorhang. Aber in den kommenden Tagen wird er auf einer anderen Bühne, an einem anderen Ort der Welt, wieder zum Vorschein kommen.