Iwan Baan - der rastlose Fotograf
Iwan Baan ist längst Hoffotograf der Stararchitekten. Eine Ausstellung in Frankfurt zeigt jetzt, dass der Niederländer sich nicht nur für Prunkbauten, sondern auch für Elendsquartiere interessiert: "52 Wochen 52 Städte".
Schwebendes Licht
So kennt man Baans Bilder: Wie eine schwebende Matrix steigt Sou Fujimotos "Wolke" aus weißen Stahlstangen von Kensington Garden auf. Der Japaner war der 13. Architekt des temporären "Serpentine Gallery Pavillons" in London. Die Mixtur aus Geometrie und Natur lädt neugierige Besucher zum Klettern ein. Iwan Baan hat Architektur und Wirkung fotografisch eingefangen.
Grellbunte Wände
Farbe im Leben: Das "Favela Painting Project" von Haas & Hahn in Rio de Janeiro, mit 6,5 Millionen Einwohnern zweitgrößte Stadt Brasiliens, hatte Architekturfotograf Iwan Baan seit Jahren im Auge. Als er diesen Platz mit den Karten spielenden Männern schließlich ablichtete, fand er die Anstriche "lebendig wie am ersten Tag."
Schwimmende Schule
Um diese schwimmende Schule in Makoko, einem Stadtteil der nigerianischen Hauptstadt Lagos, aus der Luft zu fotografieren, charterte Iwan Baan einen Hubschrauber. Kunle Adeymi entwarf das Gebäude, das aus Holzbalken konstruiert ist. Wenn die Schule aus ist, kommen die Menschen aus der Gemeinde: Fischer, die ihre Netze flicken und pausierende Verkäuferinnen aus ihren schwimmenden Läden.
Mensch und Architektur
Architekturfotograf Iwan Baan fährt auch in Länder von Diktatoren, die sich mit staatlichen Repräsentationsgebäuden einen Platz in der Geschichte sichern wollen. Arbeiter ruhen sich auf der Außenhaut des nagelneuen Kulturzentrums in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, aus. In Baans Aufnahme bilden sie einen lebhaften Kontrast zur Optik des von Stararchitektin Zaha Hadid errichteten Gebäudes.
Göttliche Perspektive
Das Viertel der Zabaleen in Kairo: Mitglieder der Kommune koptischer Christen arbeiten als die inoffziellen Müllsammler der ägyptischen Hauptstadt. Der Müll aus Häusern und Geschäften wird zuhause sortiert, gepresst und anschließend weiter verkauft. Für sein Foto mietete Iwan Baan einen Helikopter. Aus dieser "göttlichen Perspektive", sagt er, komme er den Menschen am nächsten.
Traditionelles Wohnen
Aus einer einzigen Lehmwand besteht diese "Maison soukala" in einem traditionellen Lobi-Dorf in Nordghana. Von hier gelangt die junge Familie, die Iwan Baan beim Gespräch ablichtete, über einen eingekerbten Baumstamm hinauf auf die gemeinsame Dachterrasse. Abseits der Gebäude von Stararchitekten faszinieren den Fotografen die sozialen Aspekte des Bauens.
Seele Afrikas
Als vagabundierender Fotograf reist Iwan Baan um die Welt, 52 Wochen im Jahr. Mit dem Objektiv spürt er Gebäuden und ihren Bewohnern aus aller Herren Ländern nach. Auf diese Menschen, die in selbstgebauten Stelzenhäusern über dem Wasser leben, stieß Baan in Lagos, Nigeria. Die Stadt, die "Seele Afrikas", platzt wegen der rasch wachsenden Bevölkerung aus allen Nähten.
Abklingendes Licht
Abendstimmung am Wasser: Irisierendes Licht, Farben und Strukturen am Zusammenfluss von Ganges und Yamuna haben den Fotografen zum Auslösen veranlasst. Alle zwölf Jahre findet hier Kumbh Mela statt, das größte religiöse Fest der Welt. Zum hinduistischen Pilgerfest kommen jedes Mal Millionen von Menschen.
Zentraler Ort
Die Luft über dieser Moschee in der Nordwüste von Ghana flimmert vor Hitze. Die Lehmhütten des Dorfes rücken ganz nah heran. Das älteste islamische Gotteshaus des Landes ist Ort des Gebetes ebenso wie Treffpunkt für die Gemeinde. Vom Kinderfest über Modenschauen bis hin zur Schulabschlussfeier finden hier viele Feiern statt. Auch in dieser Aufnahme rückt Iwan Baan Menschen in den Vordergrund.
Stürzende Wände
Zaha Hadid gilt als Visionärin des Bauens. Für ihre spektakulären Entwürfe erhielt die britische Stararchitektin mit irakischen Wurzeln die höchsten Auszeichnungen der Branche - den Pritzker-Preis und den Praemium Imperiale. Der junge Niederländer Iwan Baan rückte Hadids "Eli and Edythe Broad Art Museum" auf dem Universitätsgelände von Michigan in den USA ins rechte Licht.
Diagonale Linien
Bilder wie diese haben ihm Anerkennung und Aufträge verschafft. Nach einer Zufallsbegegnung mit seinem Landsmann Rem Koolhaas stieg Iwan Baan zum Hoffotografen der globalen Architekturelite auf. Im Bild hier: Das MAXXI Museum in Italien von Zaha Hadid. Die Ausstellung "52 Wochen 52 Städte" entstand im MARTa Herford. Im Deutschen Architektur Museum in Frankfurt ist sie noch bis 14. Juni zu sehen.