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Politik

Ex-Linksterrorist in Bolivien gefasst

13. Januar 2019

Lange blieb der einstige italienische Linksterrorist Cesare Battisti in Südamerika unbehelligt, nun hat sich der politische Wind dort gedreht. Brasiliens Präsident Bolsonaro gratulierte Italien bereits zur Festnahme.

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Bolivien Festnahme Cesare Battisti
Foto von Cesare Battisti nach seiner Festnahme in BolivienBild: picture_alliance/dpa//Polizia di Stato

Nach jahrzehntelanger Flucht ist der frühere italienische Linksterrorist Cesare Battisti Fahndern in Bolivien ins Netz gegangen. Die Festnahme sei in Zusammenarbeit italienischer und bolivianischer Beamter erfolgt, teilten die italienischen Behörden mit. Rom entsandte umgehend ein Flugzeug in das südamerikanische Land; Italiens rechtsgerichteter Innenminister Matteo Salvini sagte, "Mittel und Männer" seien zur Rückholung Battistis unterwegs.

Die italienische Zeitung "Corriere de la Sera" berichtete, der 64-Jährige sei am späten Samstagabend in der bolivianischen Stadt Santa Cruz de la Sierra gestellt worden. Battisti habe einen falschen Bart getragen und sei von einem Spezialkommando von Interpol festgenommen worden, schreibt die Zeitung.

Bolivien Festnahme Cesare Battisti
Dieses Foto gab die italienische Polizei herausBild: picture-alliance/AP Photo/Italian Police

Ausbruch aus italienischem Gefängnis

Nach einer Verurteilung im Jahr 1979 wegen Mitgliedschaft in der verbotenen Gruppe "Bewaffnete Proletarier für den Kommunismus" war Battisti aus einem italienischen Gefängnis ausgebrochen. 1993 wurde er in Italien in Abwesenheit wegen vierfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Ende der 1970er Jahre verübten Morde werden der linksextremistischen Gruppe angelastet, die Battisti mitbegründet hatte. Battisti gibt seine Mitgliedschaft in der Gruppe zu, bestreitet aber die Mordvorwürfe.

Während der "Bleiernen Jahre" zwischen Ende der 1960er und Anfang der 1980er Jahre verübten sowohl Links- als auch Rechtsterroristen in Italien eine ganze Reihe von Anschlägen. Hunderte Menschen wurden getötet.

Unterschlupf in Frankreich und Brasilien

Unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand hatte Battisti in den 1990er Jahren in Frankreich Zuflucht vor der italienischen Justiz gefunden und sich eine Existenz als Schriftsteller aufgebaut. Als der konservative Präsident Nicolás Sarkozy ihn 2004 an Italien ausliefern wollte, floh Battisti nach Brasilien. Dort lebte er zunächst im Verborgenen, bis er 2007 in Rio de Janeiro gefasst wurde. Nach mehrjähriger Haft Battistis erließ der linksgerichtete brasilianische Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva 2010 ein Dekret, in dem er eine Auslieferung an Italien verweigerte. Battisti wurde zum Ärger Italiens freigelassen.

Fahndungsfoto Cesare Battisti
Mit diesen Fotos hatte Brasilien nach dem Flüchtigen gefahndetBild: Polícia Federal Brasil

Mit der Wahl des Ultrarechten Jair Bolsonaro zum brasilianischen Präsidenten hat sich der Wind in dem Land allerdings gedreht. Bolsonaro hatte Italien bereits vor seiner Wahl Ende Oktober die Auslieferung Battistis in Aussicht gestellt, sollte er Präsident werden. Mitte Dezember wurde dann in Brasilien Haftbefehl gegen Battisti erlassen, seither fehlte von dem Italiener jede Spur - bis zur nun erfolgten Festnahme.

Viele Reaktionen auf die Festnahme

Italiens Innenminister Salvini dankte den beteiligten Beamten für die Festnahme "eines Verbrechers, der das angenehme Leben am Strand nicht verdient und der den Rest seiner Tage im Gefängnis verbringen sollte". Obwohl Battisti nicht Brasilien festgenommen wurde, schrieb Eduardo Bolsonaro, der Sohn des Brasilanischen Präsidenten, an Salvini per Twitter, "das kleine Geschenk" sei auf dem Weg. Brasiliens Staatschef selbst gratulierte "den Verantwortlichen" auf Twitter "für die Festnahme des Terroristen Cesare Battisti".

Der Nachrichtenagentur AFP hatte Battisti vor einiger Zeit in einem Interview gesagt, ihm drohten bei einer Rückkehr nach Italien "Folter und Tod". Sein Lebensstil, seine Betätigung als Schriftsteller und seine Weigerung, sich der Justiz zu stellen, hatten in Italien für Unmut gesorgt. "Unsere Gefängnisse hier warten auf ihn", schrieb Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte nach Battistis Festnahme auf Facebook.

cw/sti (afp, dpa)