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KonflikteIsrael

Israel gibt Tötung von fast 200 Hamas-Kämpfern bekannt

24. Mai 2024

Das israelische Militär rückt in der palästinensischen Stadt Rafah im Gazastreifen vor. Die Leichen weiterer Geiseln der Hamas werden geborgen. Zugleich muss Israel neue Angriffe von außen abwehren.

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Gazastreifen | Israelischer Soldat in Rafah
Israelischer Soldat in Rafah am Samstag - die Stadt liegt an der Grenze zu Ägypten (Bild des israelischen Militärs)Bild: IDF/Xinhua/picture alliance

In der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten hat das israelische Militär nach eigenen Angaben bislang mehr als 180 Hamas-Kämpfer getötet. Diese Zahl nannte Armeesprecher Daniel Hagari am Donnerstagabend. Die Soldaten hätten zudem Raketen-Abschussvorrichtungen der militant-islamistischen Palästinenserorganisation zerstört wie auch unterirdische Tunnel ausgehoben.

"Die Hamas hält unsere Geiseln in Rafah fest - deshalb sind unsere Streitkräfte dort im Einsatz", sagte Hagari. Die Leichen dreier weiterer Menschen, die im Oktober verschleppt worden waren, habe man bergen können. Israelische Bodentruppen hätten bei ihrem Vorstoß das Schabura-Viertel erreicht, von wo aus die Hamas-Terroristen vorgingen, so Israels Armeesprecher.

"Schwierige Gefechte in komplexer Umgebung"

Die Operation umfasse "schwierige Gefechte in komplexer Umgebung", Hagari. Nach Evakuierungsaufrufen hätten inzwischen rund eine Million Zivilisten Rafah verlassen. Hunderttausende Binnenflüchtlinge aus anderen Teilen des Gazastreifens hatten vor Beginn des Einmarschs in der Stadt Schutz gesucht.

Gaza | Rafah | Zerstörtes Wohngebäude durch einen israelischen Luftangriff
Die Zivilbevölkerung im Gazastreifen hat massiv unter dem Israel-Hamas-Krieg zu leiden - hier ein zerstörtes Wohngebäude in Rafah am MittwochBild: Eyad Al-Baba/AFP/Getty Images

Israel hat wiederholt darauf verwiesen, die Hamas platziere bewusst militärische Einrichtungen und Verstecke in Krankenhäusern, Kindergärten oder Schulen und gefährde somit willentlich das Leben von Zivilisten. Zudem verlören die entsprechenden Gebäude hierdurch ihren völkerrechtlichen Schutzstatus.

Erklärtes Ziel: Neugruppierung der Hamas verhindern

In Dschabalia im Norden des Palästinensergebiets verstärkte die israelische Armee ebenfalls ihre Angriffe. Betroffen war auch die nahe gelegene Stadt Beit Hanun. Israel hatte das Gebiet bereits vor Monaten erobert und greift nach eigenen Angaben dort wieder an, um zu verhindern, dass sich die Hamas neu gruppiert. Der Kommandeur des Beit-Hanun-Bataillons der Hamas, Hussein Fiad, sei in Dschabalia getötet worden.

Gazastreifen Rafah | Israelische Angriffe
In Rafah vermutet das israelische Militär noch Geiseln, die die Hamas verschleppt hat - hier ein Bombardement in der südlich gelegenen Stadt am SonntagBild: AFP/Getty Images

Derweil muss sich Israel gegen neuerlichen Attacken von außen wehren. In der im Norden gelegenen Stadt Safed lösten herabfallende Trümmer einer abgeschossenen Kampfdrohne einen Brand aus. Wie die Armee mitteilte, wurde niemand verletzt. Israelische Kampfflugzeuge fingen demnach den aus Richtung Osten kommenden Flugkörper ab.

Wie die "Times of Israel" berichtet, reklamierte die im Irak stationierte proiranische Miliz Islamischer Widerstand die Attacke für sich und erklärte, man habe die israelische Hafenstadt Haifa treffen wollen.

Entscheidung in Den Haag

An diesem Freitag entscheidet der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag über die Forderung Südafrikas, dass sich das israelische Militär sofort aus Rafah beziehungsweise dem gesamten Gazastreifen zurückziehen müsse. Seinen vor zwei Wochen gestellten Eilantrag begründete das Land mit der Behauptung, die Führung Israels beabsichtige einen Völkermord an den Palästinensern.

Israel wies diesen Vorwurf zurück. Die israelische Regierung erklärte, der afrikanische Staat nutze die Völkermordkonvention "schamlos" aus und unterstütze die Terrororganisation Hamas, die ihrerseits einen "Völkermord an jüdischen Israelis" anstrebe.

Niederlande, Den Haag | Richter des Internationaler Strafgerichtshofs | Südafrika klage gegen Israel
Die Richter des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag verfügen nicht über Machtmittel, um ihre Urteile durchzusetzen - hier eine Anhörung in der vergangenen WocheBild: Nick Gammon/AFP/Getty Images

Wann der IGH über die bereits Ende vergangenen Jahres eingereichte Klage Südafrikas in der Hauptsache entscheidet, ist nicht absehbar. Die Prüfung kann sich nach Einschätzung von Experten noch über Jahre hinziehen. Machtmittel, um einen Staat zur Umsetzung seiner völkerrechtlich bindenden Urteile zu zwingen, besitzt das höchste UN-Gericht nicht.

Es kann zwar den UN-Sicherheitsrat aufrufen, tätig zu werden. Dort haben indes die Vereinigten Staaten mit ihrem Veto Resolutionen, die sich gegen Israel richteten, bisher blockiert. Gleichwohl könnte eine Entscheidung des IGH zugunsten der Palästinenser den politischen Druck auf Israel erhöhen.

Schlimmstes Massaker seit der Staatsgründung

Auslöser des Israel-Hamas-Krieges war das schlimmste Massaker seit der israelischen Staatsgründung. Am 7. Oktober hatten Hunderte Hamas-Terroristen israelische Grenzanlagen überwunden und Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Zugleich wurden Tausende Raketen auf Israel abgefeuert.

Nach Angaben des israelischen Militärs fielen der Attacke mehr als 1100 Menschen zum Opfer. Rund 250 Personen wurden von palästinensischen Terroristen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Bei darauf folgenden israelischen Angriffen wurden nach Zahlen der Hamas-Behörden mehr als 35.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen. Die Hamas wird außer von Israel auch von den USA, der Europäische Union, Deutschland und weiteren Staaten als Terrororganisation eingestuft.

jj/sti/AR (dpa, afp, rtr, kna)

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