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Irland schließt Bitte um Hilfe nicht mehr aus

18. November 2010

Europa will Irland finanziell unter die Arme greifen, um den Euro zu retten. Experten von IWF, EZB und EU sollen in Dublin klären, wie das hoch verschuldete Land seine Bankenkrise in den Griff bekommen kann.

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Passanten vor der Bank of Ireland (Foto: dpa)
Marode irische Banken sind die Sorgenkinder der Regierung in DublinBild: picture alliance/dpa

Bislang zögerte Irland, Hilfen zu beantragen - doch die vorsichtige Zustimmung zu finanzieller Unterstützung in Milliardenhöhe wächst mittlerweile in Dublin. Der Chef der irischen Zentralbank, Patrick Honohan, sagte in einem Interview mit dem staatlichen Rundfunksender RTE, er erwarte, dass die Regierung in Kürze "einen sehr beträchtlichen Kredit" akzeptieren werde. Die externe Finanzhilfe werde nach seiner Einschätzung deutlich im zweistelligen Milliardenbereich liegen.

Finanzminister signalisiert Zustimmung

Finanzminister Brian Lenihan (Foto:AP)
Finanzminister Brian LenihanBild: AP

Finanzminister Brian Lenihan wollte bereits am Mittwoch erstmals einen Antrag auf Finanzhilfe an die europäischen Partner nicht mehr ausschließen. "Das System ist verwundbar, wir müssen es unterstützen, stabilisieren und wenn das bedeutet, dass wir unsere Partner in der Eurozone um Hilfe bitten müssen, dann werden wir das tun." Irlands Premierminister Brian Cowen äußerte sich deutlich zurückhaltender. Seine Regierung werde sich erst nach den Gesprächen mit der hochrangigen Expertengruppe über die Notwendigkeit von Finanzhilfen äußern, betonte Cowen. "Wir müssen zunächst darüber entscheiden, welches die beste Option für uns ist."

Experten in Dublin

Experten von EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) wollen sich nun einen Überblick über den irischen Haushalt und die Situation der maroden Banken verschaffen, um die Modalitäten einer eventuellen Rettungsaktion zu klären. Neben den Euroländern bietet auch Großbritannien Hilfe an. Finanzminister George Osborne sagte: "Irland ist unser nächster Nachbar, es ist im nationalen Interesse Großbritanniens, dass die irische Wirtschaft erfolgreich ist und wir ein stabiles Bankensystem haben." Britische Banken sind mit knapp 150 Milliarden Dollar am stärksten in irischen Staatsanleihen engagiert, vor den deutschen Banken mit 138 Milliarden Dollar.

Irland kämpft gegen riesiges Haushaltsdefizit

Eine irische Ein-Euro-Münze (Foto:dpa)
Eine irische Ein-Euro-MünzeBild: picture-alliance/dpa

Kapitalspritzen für die ganz oder teilweise verstaatlichten Banken haben das irische Haushaltsdefizit 2010 bereits auf einen Rekordwert von 32 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) getrieben. Insgesamt bürgt Irland zur Rettung seiner maroden Finanzinstitute mit einer Rekordsumme von 350 Milliarden Euro, das ist gut zehnmal so viel wie die EU erlaubt. Die angespannte Lage sorgt seit Wochen für Turbulenzen auf den Finanzmärkten der Eurozone.

EU-Finanzminister wollen Euro-Rettungsschirm einsetzen

Finanzminister Wolfgang Schäuble mit Kollegen bei den Beratungen in Brüssel (Foto:dpa)
Finanzminister Wolfgang Schäuble mit Kollegen bei den Beratungen in BrüsselBild: picture alliance/dpa

Die Finanzminister der Euro-Länder einigten sich in Brüssel bereits am Mittwoch grundsätzlich auf Rettungsmaßnahmen für Irland, um die europäische Gemeinschaftswährung zu sichern. Irland werde Notfallkredite der EU und des IWF erhalten, sobald es darum bitte, entschieden die Minister. Das Geld kann aus dem Euro-Rettungsschirm kommen, der insgesamt 750 Milliarden Euro Kreditgarantien umfasst. Nach Einschätzung von EU-Diplomaten ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Irland offiziell um Kredithilfe bitten werde. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) beharrt darauf, dass Hilfen über die EU-Rettungsschirme nur an Staaten fließen, die in harte Sparprogramme einwilligen.

Autor: Ulrike Quast (dpa,rtr,afp,dapd)
Redaktion: Martin Schrader