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Irland entschuldigt sich

20. Februar 2013

Über Jahrzehnte sind tausende ledige Mütter in katholischen Frauenhäusern ausgebeutet, gedemütigt und misshandelt worden. Dabei hatte auch die irische Regierung ihre Hand im Spiel.

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Irlands Premierminister Enda Kenny (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Premierminister Enda Kenny hat sich vor dem Parlament im Namen des Staates und des irischen Volkes offiziell und umfassend für die Entrechtung tausender Frauen in den sogenannten Magdalenenheimen oder "Wäschereien" entschuldigt. "Wir bedauern zutiefst, was Ihnen zugefügt wurde. Was Ihnen als Kind oder Erwachsene angetan wurde, hätte nicht passieren dürfen", sagte Kenny. "Irland hat schlecht gehandelt, nicht Sie."

Laut einem unabhängigen Untersuchungsbericht wurden in den Jahren 1923 bis 1996 mindestens 10.000 irische Frauen in den von katholischen Orden betriebenen Frauenhäusern festgehalten. Teilweise wurden ihre Namen geändert und sie mussten ohne Bezahlung hart arbeiten. In mindestens einem Viertel der Fälle waren Regierungsbehörden und die Polizei an der Verschleppung sogenannter "gefallener Frauen" – oft Alleinerziehende oder Kinder von Alleinerziehenden sowie Prostituierten - beteiligt. Zudem profitierte der Staat von der Zwangsarbeit in den Wäschereien: Einer der Auftraggeber war die irische Armee. Ledige Mütter waren im streng katholischen Irland gesellschaftlich geächtet.

Die zweite Entschuldigung

Kenny hatte bereits nach dem Bekanntwerden des Berichts Anfang Februar eine Entschuldigung abgegeben, die von den Opferverbänden aber als unzureichend angesehen wurde. Nun sagte der Regierungschef, keine Entschuldigung, so aufrichtig sie auch gemeint sei, könne ungeschehen machen, was passiert sei. Seine Regierung sei jedoch entschlossen, den Worten auch konkrete Maßnahmen folgen zu lassen. Nähere Angaben machte er nicht.

Anwälte von Opfern hatten eine Summe von 50.000 Euro als Pauschale und zusätzlich 20.000 Euro für jedes Jahr des Aufenthalts in den Heimen als Verdienstausfall gefordert. Auf diese Weise könnte auf den Staat eine Entschädigungszahlung in Höhe von etlichen Millionen Euro zukommen.

gmf/det (afp, dpa)