Irans Atomanlagen: Potenzielle Ziele israelischer Angriffe?
2. Oktober 2024Der Iran hat am Dienstagabend Israel mit etwa 180 Raketen angegriffen. Laut Angaben der israelischen Armee konnte eine "große Anzahl" dieser Raketen abgefangen werden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte Vergeltungsmaßnahmen an.
Nach dem vorangegangenen iranischen Angriff auf Israel im April hatte Israel mit einem Luftschlag gegen den Iran reagiert. Dabei soll ein Luftwaffenstützpunkt in der zentral-iranischen Provinz Isfahan getroffen worden sein, in der sich auch die Urananreicherungsanlage Natanz befindet.
Die New York Times berichtete unter Berufung auf US-Beamte, dass Israel in einem möglichen Szenario gezielt die iranischen Nuklearanlagen angreifen könnte; im Fokus dabei die Anreicherungsanlagen in Natanz. Diese Anlage gilt als das Kernstück des iranischen Atomprogramms.
Israel betrachtet das iranische Atomprogramm als existenzielle Bedrohung, vor allen vor dem Hintergrund, dass der Iran damit möglicherweise in der Lage wäre, Atomwaffen zu entwickeln.
Der Iran warnte Israel vor einem Gegenschlag und drohte seinerseits mit einer heftigen Reaktion.
Die iranischen Atomanlagen sind weit von Israel entfernt und israelische Flugkörper müssten bei einem Angriff den Luftraum von Drittstaaten wie Jordanien, Saudi-Arabien oder dem Irak durchqueren. Israel hat jedoch bereits gezeigt, dass es in der Lage ist, Angriffe auf weit entfernte Ziele durchzuführen.
Der Iran hat seine Nuklearanlagen auf eine Anzahl von Standorten verteilt und einige in unterirdischen Bunkern errichtet, was es schwieriger macht, sie vollständig zu zerstören.
Hier eine Übersicht der Anlagen:
Natanz: Etwa 300 km südlich von Teheran in der Provinz Isfahan gelegen, ist Natanz das Hauptzentrum für die Urananreicherung im Iran. Dort werden Zentrifugen betrieben, die Uran für zivile und möglicherweise militärische Zwecke anreichern. Die Anlage ist in unterirdischen Bunkern untergebracht, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Natanz war Ziel mehrerer Sabotageakte, die Israel zugeschrieben werden, darunter der Einsatz des Stuxnet-Virus, Explosionen und Stromausfälle. Berichten zufolge wurde das Luftabwehrsystem der Anlage im April ausgeschaltet.
Isfahan: Das Nukleartechnologie Zentrum in der Stadt Isfahan ist eine Anlage zur Verarbeitung von Uran, die das radioaktive Material auf die Anreicherung vorbereitet. Hier wird Uranoxid, auch bekannt als "Yellowcake", in Urantetrafluorid (UF4) und Uranhexafluorid (UF6) umgesetzt. Diese chemische Verbindung wird in Zentrifugen zur Urananreicherung verwendet.
Saghand: Diese Uranmine liegt in der Wüstenregion der Provinz Yazd, etwa 200 Kilometer nordöstlich der Stadt Yazd. Die Mine ist eine der wenigen bekannten Uranabbaustätten im Iran und liefert das Roh-Uran, das für das Atomprogramm des Landes verwendet wird.
Bushehr: Dieses erste zivile Kernkraftwerk des Iran liegt an der Küste des Persischen Golfs im Südiran und wird zur Stromerzeugung genutzt. Es dient nicht militärischen Zwecken.
Teheran: Teheran Research Reactor (TRR) ist ein Forschungsreaktor in Teheran und wird vorwiegend zur Produktion medizinischer Radioisotope genutzt, die in der Krebsbehandlung und nuklearmedizinischen Diagnostik eingesetzt werden. Während den Verhandlungen zum Atomabkommen spielte der TRR eine zentrale Rolle, da er nicht nur für medizinische Zwecke, sondern auch potenziell für militärische Anwendungen genutzt werden könnte, wenn hoch angereichertes Uran verwendet würde.
Parchin: Diese Anlage, etwa 30 Kilometer südöstlich von Teheran, dient offiziell als Testgelände für konventionelle Waffen und Raketen. Es gibt jedoch Berichte, die vermuten lassen, dass in Parchin möglicherweise auch Aktivitäten im Zusammenhang mit der Entwicklung von Nuklearwaffen stattfinden.
Karaj: In der Nähe der Stadt Karaj, etwa 40 Kilometer westlich von Teheran, befindet sich ein Forschungszentrum für nukleare Technologien in den Bereichen Landwirtschaft und Medizin. Berichten zufolge könnte diese Anlage auch zur Produktion und Entwicklung von Zentrifugen für die Urananreicherung verwendet werden. Im Juni 2021 war die Anlage Ziel eines Sabotageversuchs, der nach iranischen Angaben jedoch erfolglos blieb.
Qom: Etwa 160 Kilometer südlich von Teheran nahe der Stadt Qom liegt die Fordo-Anlage. Sie ist in einem Berg untergebracht, um sie vor Luftangriffen zu schützen. Hier wird hoch angereichertes Uran produziert.
Arak: In der Stadt Arak, etwa 240 Kilometer westlich von Teheran, befindet sich ein Schwerwasserreaktor. In diesem Reaktor könnte Plutonium produziert werden, das für den Bau von Atomwaffen geeignet ist. Nach dem Atomabkommen von 2015 wurde der Reaktor jedoch modifiziert, um diese Möglichkeit zu auszuschließen.