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Politik

In der Botschafter-Affäre zielt Trump auf May

9. Juli 2019

Der britische Botschafter in Washington äußert sich herablassend über den US-Präsidenten. Dessen Reaktion bleibt nicht aus. Und da sich Trump schon mal mit den Briten befassen muss, holt er gleich etwas weiter aus.

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USA Washington 2017 | Kim Darroch, Botschafter Großbritanniens
Botschafter Kim DarrochBild: Getty Images/Capitol File Magazine/R. Savi

"Wir müssen herausfinden, wie das passieren konnte", sagt der britische Außenminister Jeremy Hunt. "Ich hoffe, wir kommen der Sache auf den Grund und natürlich wird es ernste Konsequenzen geben, falls und sobald wir herausfinden, wer verantwortlich ist." Der oberste Diplomat des Vereinigten Königreichs und Kandidat für das Amt des Regierungschefs muss einige Scherben zusammenkehren.

In geheimen Depeschen soll sich der britische Botschafter in den USA, Kim Darroch, recht unverblümt über Donald Trump geäußert haben. Der US-Präsident sei "inkompetent" und "unsicher", seine Regierung "einzigartig dysfunktional", zitiert die Zeitung "Mail on Sunday" den Diplomaten. "Wir gehen nicht wirklich davon aus, dass diese Regierung normaler wird; weniger dysfunktional; weniger unberechenbar; weniger gespalten; weniger diplomatisch plump und ungeschickt", schrieb Darroch weiter.

Wo ist das Leck?

Außenminister Hunt versuchte erst gar nicht, abzuwiegeln. Seine Drohung mit "ernsten Konsequenzen" betrifft auch nicht den Diplomaten, sondern denjenigen, der die Memos der Presse übergeben hat. Inhaltlich musste sich Hunt natürlich von den kritischen Berichten distanzieren: Er stimme nicht mit der Einschätzung von Botschafter Darroch überein. Seine Sprecherin sagte, Botschafter würden dafür bezahlt, "dass sie ehrlich sind" und Minister mit einer "aufrichtigen, ungeschminkten Einschätzung der Politik in ihrem Land versorgen".

Jeremy Hunt
Chefdiplomat in Nöten: Außenminister Jeremy HuntBild: picture-alliance/AP Photo/A. Grant

Im politischen London ist die Aufregung groß. Einen Monat nach dem Staatsbesuch des US-Präsidenten im Vereinigten Königreich drohen die wenig schmeichelhaften Einschätzungen die Verhandlungen über ein neues Freihandelsabkommen zwischen beiden Ländern zu überschatten. Der in Washington weilende Handelsminister Liam Fox beteuerte in der BBC, sich bei der Tochter des US-Präsidenten, Ivanka Trump, entschuldigen zu wollen.

Darroch gilt als einer der erfahrensten britischen Diplomaten. Er trat seinen Posten in Washington im Januar 2016 an. Seine Amtszeit läuft noch bis Ende des Jahres.

"Ich kenne ihn nicht, aber er wird nicht gemocht"

Trump hatte kurz nach der Veröffentlichung erklärt, er und seine Regierung seien "keine großen Fans" des britischen Diplomaten. Botschafter Darroch habe Großbritannien "nicht gut gedient". Auf Twitter legt Trump nun nach: "Ich kenne den Botschafter nicht, aber er wird in den USA nicht gemocht und hat kein Ansehen. Wir werden mit ihm nicht mehr zusammenarbeiten." 

Trump verknüpft diese Ankündigung mit scharfer Kritik am Brexit-Kurs der britischen Premierministerin Theresa May. Sie habe Chaos angerichtet. "Ich habe ihr gesagt, wie man es machen sollte, aber sie hat sich entschieden, einen anderen Weg zu gehen." Die gute Nachricht für Großbritannien sei, dass das Land bald einen neuen Premierminister haben werde. Vor einem Monat, bei seinem Staatsbesuch in London, hatte Trump noch gelobt, wie gut May in Sachen Brexit gearbeitet habe und wie viel Anerkennung sie deshalb verdiene. 

Neben Ex-Außenminister und Brexit-Hardliner Boris Johnson ist auch Außenminister Hunt noch im Rennen um Mays Nachfolge an der Partei- und Regierungsspitze.

rb/cw (afp, ap, dpa, rtr)