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Neue Kritik am Berliner Humboldt Forum

28. Mai 2021

Der Countdown für das Berliner Humboldt Forum läuft: Im Juli soll das Haus öffnen. Doch auf der Zielgeraden gibt es einige Probleme.

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Blick vom Wasser auf das Gebäude des Humboldt Forums auf der Berliner Spreeinsel
Umstrittenes Projekt: Das Humboldt Forum auf der Berliner SpreeinselBild: SHF/Christoph Musiol

Kulturstaatsministerin Monika Grütters nannte den Neubau auf der Spreeinsel einmal das "ambitionierteste Kulturvorhaben unseres Landes". Mit der Rekonstruktion des einstigen Hohenzollern-Schlosses, das die DDR 1950 sprengte und an dessen Stelle bis 2008 der Palast der Republik stand, haben Deutschland und Berlin sich einiges vorgenommen: Nicht weniger als ein Museum der Welt, gedacht für den Dialog der Weltkulturen, soll hier in wenigen Wochen seine Pforten öffnen. Doch nun häufen sich die Komplikationen. 

Könnte sich die - unter anderem wegen der Corona-Pandemie mehrfach verschobene und nun für den Sommer geplante - Eröffnung erneut verzögern? Es droht Ungemach: Denn ans Tageslicht kamen gravierende technische Mängel. Von einer Auflistung noch nicht beseitigter Baumängel berichtete die "Süddeutsche Zeitung" und zitierte aus einem Brief von Bauvorstand Hans-Dieter Hegner an das für die Ausführung zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung.

Einladung für Hackerangriffe

Allem voran fehle es an einer übergreifenden Sicherheitsarchitektur für die IT-Infrastruktur. Datenverbindungen seien "an der zentralen Firewall vorbei" installiert worden, was Hackerangriffe begünstige. Hegner spricht von einem "Risiko für das Kulturgut und die Besucher". Die Stiftung Humboldt Forum sei "nicht in der Lage (...), einen sicheren Betrieb zu gewährleisten".

Drei antike Skulpturen stehen vor der hellen Fassade des Humboldt Forums.
Warten auf die Besucher: Der Schlüterhof mit seinen Skulpturen wurde im November 2020 vollendetBild: Fabian Sommer/dpa/picture alliance

Damit nicht genug: In der zweiten Juni-Woche sollen immerhin schon einmal die Innenhöfe mit Gastronomie und Shop öffnen. Offen ist jedoch, mit welcher Motivation der Besucherservice sein Publikum empfängt.

Mitarbeitende des Bereichs erhoben zuletzt schwere Vorwürfe gegen das Management. Ihnen sei übel mitgespielt worden, sie fühlten sich gedemütigt und überwacht, berichteten einige dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und dem TV-Magazin "Frontal 21". Von 75 Personen, die man im November für den Dienst in dem 44.000 Quadratmeter großen Komplex eingestellt habe, verließen 28 das Unternehmen. Etlichen sei gekündigt worden, andere seien von selbst gegangen, weil sie es nicht mehr aushielten.

Mitarbeitende beklagen Schikane

Nach Recherchen des "Tagesspiegel" soll die "Humboldt Forum Service GmbH", eine Tochterfirma der Stiftung Humboldt Forum, unter anderem "unzulässige und leicht zugängliche Listen" über Mitarbeitende des Besucherservice geführt haben. Diese enthielten dem Bericht zufolge auch "private Details, von Schlafstörungen bis zu Psychotherapien". Das Humboldt Forum will von den Vorgängen erst durch Presseanfragen erfahren haben. Man habe die zuständige Geschäftsführerin "bis zur Aufklärung der Vorfälle ihrer Aufgaben entbunden", hieß es. 

Das neue, alte Berliner Schloss

Zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin und die Humboldt-Universität sollen das rund 680 Millionen Euro teure Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft nutzen, das nach Plänen des italienischen Architekten Franco Stella errichtet wurde. Ausstellungen sollen Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien zeigen, ebenso Objekte zur Geschichte Berlins.

Bis jedoch die ersten Besucherinnen und Besucher durch das Gebäude strömen werden, kann es noch dauern. Uferweg, Spreeterrassen, Baumhain und Spreebalkon, all das ist inzwischen sichtbar: Mitte Dezember wurden die Bauzäune entfernt. Rund um das Humboldt Forum öffnet sich Berlins neuer Stadtraum. Die Ausstellungsräume freilich bleiben vorerst - pandemiebedingt - geschlossen.

Doch wer mag, kann das Humboldt Forum bereits virtuell besuchen. Seit Dezember finden sich digitale Angebote auf der Website des Projekts - virtuelle Rundgänge ebenso wie Kurzfilme und Diskussionsforen. Online-Reihen fragen etwa nach "Kolonialismus und Kolonialität", der Stoßrichtung von Provinienzforschung, der Existenzberechtigung ethnologischer Museen oder auch der Aktualität des Namensgebers Alexander von Humboldt. Digital ist das Humboldt Forum am Start. Jetzt muss nur noch das wirkliche Leben einziehen.