Hofmanns Elixier - 80 Jahre LSD
Keine andere Droge verändert bei so kleinen Dosierungen das Bewusstsein so stark wie LSD. Entdeckt wurde die Wirkung des Psychedelikums vor 80 Jahren - durch Zufall. Eine Wirkungsgeschichte in Bildern.
Wunderdroge? Wahnsinnsdroge? Medizin?
Seit seiner Erfindung vor 80 Jahren wurde LSD mit vielen Namen belegt. Die Substanz wurde gefeiert, sie wurde verteufelt. Wissenschaftler, Künstler, Geheimdienste, Hippies: unterschiedlichste Gruppen haben sich mit LSD beschäftigt. LSD hat in Kunst, Kultur und Gesellschaft tiefe Spuren hinterlassen. Nach jahrzehntelangem Verbot und eingestellter Forschung kehrt die Substanz in die Medizin zurück.
LSD-Erfinder Albert Hofmann bei seinem 100. Geburtstag
Im April 1943 entdeckte der Chemiker Albert Hofmann die Wirkung des LSD. Die Droge wurde für Hofmann vom anfänglichen Wunderkind, das er mit Forschern und Künstlern teilte, bald zum Sorgenkind. Die Popularisierung des LSD in den USA während der 60er Jahre hielt er für falsch, auch weil sie zum Ende der legitimen Forschung führte. Er hat immer an das Potenzial von LSD geglaubt.
Aldous Huxley und die "Pforten der Wahrnehmung"
Der britische Schriftsteller Aldous Huxley begann Anfang der 1950er Jahre mit psychedelischen Drogen zu experimentieren. Seine Erlebnisse mit Meskalin inspirierten Huxley 1954 zu seinem Buch "Die Pforten der Wahrnehmung". Später experimentierte er auch mit LSD. Als der mit Albert Hofmann befreundete Huxley 1963 im Sterben lag, ließ er sich von seiner Frau 100 Mikrogramm LSD injizieren.
Therapeutischer Einsatz - und gute Presse
In den 1950er Jahren wurde intensiv an der therapeutischen Nutzung von LSD geforscht. Die Ergebnisse fanden schnell Eingang in die Praxis. Befeuert wurde das Interesse an der Substanz auch durch Medienberichte: 1959 berichtete das US-Magazin "Look" unter dem Titel "Die wundersame Geschichte hinter dem neuen Cary Grant" sehr positiv über die LSD-Psychotherapie des prominenten Schauspielers.
Ernst Jünger und die "Psychonauten"
Der Schriftsteller Ernst Jünger unternimmt mit seinem Freund Albert Hofmann und einem begleitenden Arzt 1961 seine erste LSD-Reise. In seinem Buch "Annäherungen" prägt Jünger dann für Drogenforscher den Begriff "Psychonauten": Während Astronauten die Weiten des Weltalls erforschen, reisen diese in die Tiefe der eigenen Psyche.
Vom Harvard-Professor zum LSD-Guru
Als Harvard-Psychologe hatte Timothy Leary Anfang der 1960er Jahre wissenschaftlich mit LSD geforscht und Regeln für einen sinnvollen Umgang mit der Droge entwickelt. Nach seiner Entlassung aus Harvard 1963 wurde er schnell zum Drogenpapst einer rasch wachsenden Gegenkultur, die den "American Way of Life" in Frage stellte. Leary wurde zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt, verbrachte Jahre im Gefängnis.
Washington verbietet LSD
Die Administration von US-Präsident Johnson - hier mit dem australischen Premier Holt - fühlt sich von den neuen sozialen und politischen Bewegungen speziell der Jugend herausgefordert und bedroht. 1965 lässt Johnson LSD verbieten. Berichte über Missbrauch und Unfälle schaffen die Stimmung dafür. Der Schweizer Sandoz-Konzern stellt die Produktion des LSD-Präparats "Delysid" ein.
"Sommer of Love"
Trotz des LSD-Verbots entfaltet sich 1967 mitten im Vietnam-Krieg vor allem in San Francisco der psychedelisch befeuerte "Summer of Love". Sogar Beatles-Star George Harrison kommt auf einen Überraschungsbesuch im Hippie-Bezirk Haight Ashbury vorbei.
LSD und Silicon Valley
Einige Gründerväter großer Computer- und IT-Unternehmen haben mit LSD experimentiert. Apple-Gründer Steve Jobs beschrieb in seiner Autobiographie seine LSD-Trips sogar als "eines der drei wichtigsten Dinge in meinem Leben". LSD-Erfinder Hofmann erkundigte sich 2007 deswegen 101-jährig in einem Brief bei Jobs. Heute gilt zumindest LSD-Microdosing in der in der IT-Szene als weit verbreitet .
Zurückgedrängt, aber nicht verschwunden
Zwar ist LSD verboten, die Forschung zum Erliegen gekommen. Das Interesse an Fragen des Bewusstseins aber bleibt. 1996 treffen bei einem Kongress in Heidelberg drei alte Herren der Psychedelika-Forschung zusammen: Der Göttinger Psychiater Hans-Carl Leuner (l.), der 1961 den ersten LSD-Kongress in Deutschland organisiert hatte, der US-Chemiker Alexander Shulgin (r.) und LSD-Erfinder Albert Hofmann.
"Psychedelische Renaissance" in der Wissenschaft
In Europa hat der Brite David Nutt wesentlichen Anteil daran, dass Forschung mit psychedelischen Substanzen heute wieder möglich ist - wenn auch gegen Widerstände. Inzwischen wird auch in Deutschland wieder mit Psychedelika geforscht, unter anderem als vielversprechendes Mittel gegen Depression. Was hilft: Anders als früher kann man mit Tomographen sichtbar machen, wie die Drogen im Gehirn wirken.