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Porträt Hitzfeld

26. Mai 2010

Mit Feinsinn und Autorität hat Trainer Ottmar Hitzfeld die Schweiz zur WM nach Südafrika geführt. Als Vereinscoach gehört er ohnehin zu den erfolgreichsten der Welt. Ein Porträt des Ausnahmekönners an der Seitenlinie.

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Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld (Foto: picture-alliance/KEYSTONE)
Mit der Schweizer Nati zur WM: Ottmar HitzfeldBild: Picture-Alliance / KEYSTONE

"Einen Ottmar Hitzfeld würde ich niemals unterschätzen", sagt Michael Meier, ein persönlicher Freund des Schweizer Nationaltrainers mit Blick auf die Weltmeisterschaft.

Ottmar Hitzfeld Trainer von Borussia Dortmund präsentiert 1997 mit Stolz den Landesmeisterpokal (Foto: dpa)
1997 holt Hitzfeld die Kanne nach DortmundBild: picture-alliance/ dpa

Fußball-Manager Meier kennt den Trainer aus der gemeinsamen Zeit bei Borussia Dortmund. In den Jahren von 1991 bis 1997 holte Hitzfeld zwei deutsche Meistertitel und gewann 1997 mit dem BVB die Champions League. Erfolge, die sich der Südbadener hart erarbeitet hat. "Wir haben ihn immer als ehemaligen Mathematiklehrer gekennzeichnet, der sehr akribisch und zielgerichtet arbeitet", erinnert sich Meier, "ich kenne keinen Trainer, der sowohl seine eigene Karriere, als auch die Erfolge einer Mannschaft so sorgfältig planen konnte."

Die Schweiz immer greifbar

Geboren wurde Hitzfeld 1949 als jüngstes von fünf Geschwistern in Lörrach – nahe an der Grenze zur Schweiz. Dort startete er später auch seine Profi-Karriere als Fußballer.

Nach seiner Station beim FC Basel wechselte er nach Stuttgart und schoß dort in der Zweitligasaison 1976/77 in einem Spiel sechs Tore – bis heute ein unerreichter Wert. Auch bei Olympia war er dabei. An der Seite von Uli Hoeneß stand er 1972 in der deutschen Auswahl für die Spiele in München. Auch als junger Trainer führte ihn sein Weg zuerst zu den Eidgenossen. 1983 übernahm er den SC Zug und schon zwei Jahre darauf holte er mit Aarau seinen ersten Meistertitel als Trainer. Fünf weitere folgten in seiner Zeit bei Grasshoppers Zürich. Internationales Renommée hat er sich dann aber erst in Deutschland erarbeitet. Bei Borussia Dortmund und ab 1998 auch beim FC Bayern München.

Der Stratege als Titelsammler

Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld gestikuliert am Rande des Spielfelds
Hitzfeld brilliert auch mit den BayernBild: dpa

In München gelingt es ihm mit seiner Autorität und gleichzeitiger Feinfühligkeit, den als FC Hollywood bekannten Club zu zähmen. Er formt Typen wie Kapitän Stefan Effenberg, Mario Basler und Torwart-Titan Oliver Kahn zu einer Mannschaft. Sein Rotationsprinzip führt dazu, dass die Münchner trotz vieler Spiele in Bundesliga, Pokal und Europapokal bis zum Saisonende mithalten können. Vier Meisterschaften, zwei Pokalsiege sowie der Erfolg in der Champions League 2001 und der Gewinn des Weltpokals gehen auf sein Konto. Es ist wohl der Stratege Hitzfeld, der am meisten zu den Erfolgen beiträgt, meint Michael Meier. Viele Spielsituationen gehe Hitzfeld schon vorher durch, um immer eine Lösung parat zu haben, erklärt er: "Das war für mich immer ein Kennzeichen, wie er diesen Job macht. Sehr akribisch, sicherlich aber auch hart und konsequent in der Entscheidung."

Erfolg als Belastung für die Gesundheit

Weltschiedsrichter Dr. Markus Merk umarmt den weinenden Ottmar Hitzfeld bei dessen Abschied aus München 2008 (Foto: AP)
Hitzfeld weinte zum Abschied aus München 2008Bild: AP

Doch diese Härte und der Stress als Spitzentrainer kosten den Menschen Hitzfeld auch Kraft, nicht nur die dramatische Niederlage im Champions League Finale 1999 gegen Manchester United. 2004 wird er von den Münchnern beurlaubt, weil der sportliche Erfolg fehlt. Danach nimmt er sich eine Auszeit und lehnt sogar das Angebot ab, deutscher Nationaltrainer zu werden, weil sich ausgebrannt fühlt. Michael Meier hatte sich damals für ihn eingesetzt, kann aber seine Entscheidung nachvollziehen: "Er hat einen Beruf gewählt, für den er eigentlich aufgrund seiner Physiognomie nicht geeignet ist. Man sieht ihm nach 90 Minuten schon am Gesicht an, welche Spuren so ein Spiel hinterlassen hat." Sehr emotional gerät auch Hitzfelds zweiter Abschied in München: In der Saison 2007/08 übernimmt er den Club noch einmal und führt ihn erneut zum nationalen Double. Beim gemeinsamen Abschied mit Torwart Oliver Kahn fließen auch bei Hitzfeld Tränen der Rührung, vielleicht aber auch der Erleichterung.

Mit der Schweiz nach Südafrika

Seit Mitte 2008 betreut Hitzfeld die Nationalmannschaft der Schweiz. Unter seiner wie immer souveränen und kompetenten Leitung hat sich die Mannschaft als Gruppenerster für die WM in Südafrika qualifiziert. Dort treffen sie in der Gruppenphase auf Europameister Spanien, haben aber mit Gegnern wie Honduras und Chile gute Chancen auf das Erreichen des Achtelfinales. In der K.O-Runde kommt die ganze Erfahrung von Ottmar Hitzfeld zum tragen, dann ist die Mannschaft mit diesem Coach wohl wirklich nicht zu unterschätzen.

Autor: Jens Krepela
Redaktion: Wolfgang van Kann