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Politik

Hisbollah-Kritiker Slim im Libanon erschossen

4. Februar 2021

Im Libanon war Lukman Slim bekannt für seine offene Kritik an der schiitischen Hisbollah. Kürzlich war er bedroht worden. Nun wurde seine Leiche entdeckt.

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Libanon Mord an schiitischem Aktivist Lokman Slim
Der schiitische Aktivist und Journalist Lukman Slim ist tot (Archivbild)Bild: Colin Bertier/AFP/Getty Images

Der Leichnam Slims sei in der Stadt Nabatija im Süden des Landes in seinem Auto gefunden worden, sagte ein hochrangiger Vertreter der libanesischen Sicherheitskräfte. Er sei durch einen Schuss in den Kopf getötet worden. Die Stadt wird weitgehend von der Hisbollah kontrolliert. Der prominente schiitische Politologe, Aktivist, Journalist, Verleger war bekannt für seine Kritik an der radikalen schiitischen Organisation.

Slim, der mit der Deutschen Monika Borgmann verheiratet war, galt im Ausland als einer der bekanntesten Kommentatoren für den Libanon und den Nahen Osten. Slims Familie hatte nichts mehr von ihm gehört, seit er sich am Mittwochabend mit dem Auto auf den Rückweg in die Hauptstadt Beirut gemacht hatte. Sie meldete ihn daraufhin als vermisst.

"Unsere Träume getötet"

Slims Schwester Rascha al-Ameer hatte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP die Befürchtung geäußert, das Verschwinden ihres Bruders hänge mit dessen politischen Ansichten zusammen. "Er hatte eine politische Haltung, warum sonst sollte er entführt werden", sagte al-Ameer. "Durch die Tötung Lukmans haben sie uns alle getötet, unsere Träume", fügte sie hinzu. "Sie haben ihn getötet", sagte Slims Freund Makram Rabah, Professor an der American University in Beirut. Slim hatte zuvor erklärt, dass er Drohungen von Anhängern der Hisbollah erhalten habe.

Libanon Mord Aktivist Lokman Slim
Nach dem Fund der Leiche Slims kamen vielen Menschen zum Fundort bei NabatijaBild: Mohammed Zaatari/AP Photo/picture alliance

Die Hisbollah ("Partei Gottes") zählt in dem kleinen Land am Mittelmeer zu den mächtigsten politischen Akteuren. Die Organisation hat großen Einfluss in der Regierung und kontrolliert ganze Gebiete, etwa viele arme Viertel im Süden der Hauptstadt Beirut, aber auch den Süden des Libanons, der direkt an Israel grenzt. Nur wenige Libanesen kritisierten die Hisbollah so offen und so ausdrücklich wie Slim. Unterstützer der pro-iranischen Hisbollah warfen ihm vor, er lasse sich von den USA instrumentalisieren.

Der frühere UN-Sonderkoordinator für den Libanon, Ján Kubis, zeigte sich zutiefst beunruhigt und sprach von einem "tragischen Verlust". Slim sei ein "geachteter Aktivist und Journalist, eine ehrlich unabhängige Stimme" gewesen.

kle/uh (dpa, afp)