Fett, Filz und 7000 Eichen: Hauptwerke von Joseph Beuys
Deutschland feiert den Künstler mit Filzhut zum 100. Geburtstag: Beuys war Künstler, Politiker und Ökologe der ersten Stunde. Diese Werke sind weltberühmt.
Der Mann mit dem Hut
Nicht nur um seinen Filzhut ranken sich Legenden. Joseph Beuys, am 12. Mai 1921 vor 100 Jahren in Krefeld geboren, hat seiner Biografie einige Facetten frei hinzu gefügt. Später wurden diese mythologischen Geschichten Teil seiner Kunst. Beuys wurde damit der bedeutendste deutsche Künstler nach 1945. Er passte in keine Schublade - und seine Arbeiten selten an eine Wand oder in einen Bilderrahmen.
Lichtblick: "Capri-Batterie", 1985
Fasziniert von Skulpturen des deutschen Plastikers Wilhelm Lehmbruck beschloss der junge Beuys, Bildhauer zu werden. Seine Skulpturen basierten oft aus ungewöhnlichen Material-Kombinationen. Das Objekt "Capri-Batterie" entstand bei einem Genesungsaufenthalt in Italien: Zitrone an Glühbirne, verbunden mit einem Stecker - beide gespeist von Sonnenenergie, so seine Vision.
"Fettstuhl", 1964
Bevorzugte wiederkehrende Materialien des Bildhauers waren grauer Filz und grob verschmiertes Fett. Mal präparierte der Künstler alle Ecken in einem Galerieraum mit Margarinefett, für eine andere Arbeit machte er einen Küchenstuhl mit einer Schräge aus Fett unfunktional. Beuys, der im Zweiten Weltkrieg gedient hatte, verstand Filz und Fett als Wärmespeicher und als Symbol für Überleben.
"Das Rudel (The Pack), 1969
Beuys lud die Bedeutung von Gegenständen - wie hier Holzschlitten - mythologisch auf, indem er sie in Kombination mit z.B. mit Filz verwendete und im Raum anordnete. Der VW-Bulli gehörte seinem Galeristen René Block. "Das Rudel" machte ihn weltberühmt. Es handelt sich um seine allererste Installation, die er 1969 auf dem Kölner Kunstmarkt präsentierte.
"I like America and America likes me", 1974
Kapitalismuskritik zog sich durch das gesamte Werk von Joseph Beuys. Kunstaktionen auch außerhalb der Museen waren ihm ein Anliegen. Im Mai 1974 ging der Deutsche in New York in die Kunstgeschichte ein: Als Schamane in Filz gehüllt verbrachte er Tage mit einem wilden Kojoten. Als Lager diente ihm Zeitungspapier: das "Wall Street Journal".
"Das Kapital Raum 1970-77"
Auch diese Arbeit zeigt Beuys' Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus. Das eigentliche Kapital, so der Künstler, sei die kreative und schöpferische Kraft eines jeden Menschen. Noch ist das Werk als Dauerleihgabe des Kunstsammlers Erich Marx auf über 100 Quadratmetern im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen. Bald soll es einen neuen Platz in der Neuen Nationalgalerie finden.
"Kunst=Kapital", 1979
Eine echte Banknote mit Filzstift zu signieren, war provokant. Damit war der 20-Mark-Schein zum Kunstobjekt geadelt und vervielfachte seinen Wert in kürzester Zeit: Kapitalismus pur. Das kleine Auflagenobjekt von Joseph Beuys, mit 20 Exemplaren 1979 von der Edition Staeck aufgelegt, wird heute auf Auktionen für 3000 Euro und mehr angeboten.
"7000 Eichen", 1982
Beuys, längst international bekannter Aktionskünstler und Kunsttheoretiker, gab seinem ökologisch visionären Projekt den Untertitel: "Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung". Konzipiert hatte er die Arbeit 1982 für die Documenta 7. Ihre Realisierung erforderte viel Geld und Überzeugungsarbeit. Beuys war seiner Zeit voraus, er erkannte die Bedeutung der Ökologie und sah Bäume als Lebensspender.
Basaltblöcke als Denkmal, 1982
Neben jede neu gepflanzte Eiche wurde eine Basaltstele montiert, was Beuys als Gesamtkunstwerk verstand. Wer 500 DM für die Kunst-Aktion spendete, durfte einen Baum pflanzen. Die erste Eiche hat Beuys persönlich in Kassel gesetzt. Die Vollendung seines Werkes hat er nicht mehr miterlebt. Der Künstler starb am 23.Januar 1986. Nach seinem Tod pflanzte sein Sohn Wenzel die letzte der 7000 Eichen.