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Granit Xhaka macht Bayer Leverkusen zum Double-Sieger

26. Mai 2024

Im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern erzielt der Schweizer mit Wurzeln im Kosovo das entscheidende Tor für Bayer 04 Leverkusen. Seine Bedeutung für die Werkself geht aber weit darüber hinaus.

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Leverkusens Granit Xhaka stemmt bei der Siegerehrung im Kreise der Mannschaft nach dem DFB-Pokalfinale den Pokal in die Höhe
Der Siegtorschütze stemmt den DFB-Pokal in die Höhe: Granit Xhaka und seine Mitspieler sind Double-SiegerBild: Frank Hoermann/SVEN SIMON/picture alliance

"Ich kriege den Ball eigentlich perfekt vom Timing her. Ich wusste, wenn ich den mit einem Kontakt nehme und er aufs Tor kommt, dann ist er drin", freute sich Granit Xhaka, den goldenen Pokal im Arm, über sein Traumtor, das Bayer Leverkusen den Sieg im Endspiel um den DFB-Pokal bescherte.

Die Werkself, die in der Fußball-Bundesliga bereits souverän und ohne eine einzige Niederlage die Meisterschaft gewonnen hatte, musste für den zweiten Titel der Saison aber deutlich härter kämpfen als gedacht und als es nötig gewesen wäre.

Xhaka: "Taktisch hervorragend, Mentalität hervorragend"

Nach der frühen Führung durch Xhaka, einem Direktschuss aus etwa 25 Metern aus vollem Lauf (16. Minute), hatte Leverkusen den 1. FC Kaiserlautern eigentlich im Griff. Eine unnötige gelb-rote Karte kurz vor der Pause gegen Odilon Kossounou, der obwohl bereits gelbbelastet an der Mittellinie zu hart einstieg (44.), brachte den Zweitligisten zurück ins Spiel. Leverkusen musste sein Spiel anpassen und mehr in die Defensive investieren, doch am Ende gelang ein verdienter Sieg.

Tor Granit Xhaka für Leverkusen im DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern
Xhaka zieht direkt ab, Kaiserslauterns Torhüter Julian Krahl streckt sich vergeblichBild: Tilo Wiedensohler/camera4+/IMAGO

"Ich glaube, bis zur roten Karte hatten wir alles unter Kontrolle. Und danach war ein komplett anderes Leverkusen auf dem Platz: taktisch hervorragend, die Mentalität hervorragend", sagte Xhaka. "Ich glaube, außer einem Torschuss von Kaiserslautern haben wir in der zweiten Halbzeit nichts zugelassen. Ich glaube sogar, dass wir in der zweiten Halbzeit die besseren Chancen hatten."

Xhaka - die "rechte Hand" Xabi Alonsos

Für Xhaka war es im 50. Einsatz für Bayer zwar erst der vierte Treffer, dennoch ist sein Wert für die Leverkusener Ausnahmemannschaft nicht hoch genug zu bewerten. In der Zentrale im defensiven Mittelfeld läuft fast alles über ihn. In jedem Spiel, dass er von Anfang an bestreitet, hat der Schweizer bis zu 150 oder mehr Ballkontakte. Über 90 Prozent seiner Pässe kommen beim Mitspieler an.

Gäbe es außerdem eine Statistik, wie oft Xhaka während des Spiels den Kopf dreht, um sich zu versichern, wo der Gegner steht und wo die freien Mitspieler, würden die Zahlen wohl vierstellig.

Leverkusens Trainer Xabi Alonso Arm in Arm mit Mittelfeldspieler Granit Xhaka nach der Übergabe der Meisterschale in Leverkusen
Zwei geniale Mittelfeldspieler: Granit Xhaka (l.) und sein Trainer Xabi Alonso (r.)Bild: Anke Waelischmiller/Sven Simon/picture alliance

Wenn Trainer Xabi Alonso das entscheidende Puzzleteil für Leverkusens Erfolg neben dem Platz ist, dann gilt Gleiches für Xhaka auf dem Spielfeld. Es sei "sehr schön", meinte Alonso daher auch nach dem Pokalfinale, dass sich ausgerechnet seine "rechte Hand" im Team mit dem Siegtor für eine außergewöhnliche Saison belohnt habe.

"Er hat meine Arbeit viel einfacher gemacht. Ich hatte eine starke Verbindung mit ihm", sagte Alonso. Ohne Xhaka, so der Trainer, wäre der Erfolg "nicht möglich" gewesen. 

Frusterlebnis gegen Bergamo

Nur ganz selten funktionierte das Leverkusener Spiel mit "Motor" Xhaka nicht wie geplant, mit einer Ausnahme. Diese war ausgerechnet das Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo.

Die Italiener erstickten das Ballbesitz-Spiel der Leverkusener regelrecht, indem sie Xhaka ständig auf den Füßen standen und ihm keine Zeit ließen, den Ball anzunehmen und sicher weiterzuleiten.

Bayers Nummer 34 unterliefen so viele Fehlpässe wie sonst nie, der Sieg ging verdient mit 3:0 an Bergamo. Es war die einzige Niederlage der Werkself in 53 Pflichtspielen.

Enge Familienbande mit kosovo-albanischen Wurzeln

Geboren und aufgewachsen ist Xhaka in der Schweiz. Seine Eltern stammen aber aus dem Kosovo. Auch sein älterer Bruder Taulant Xhaka ist Fußballprofi. Er lief allerdings für die albanische Nationalmannschaft auf. Granit Xhaka wurde 2010 beim FC Basel Profi und wechselte 2012 zu Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga.

Duell zwischen Taulant und Granit Xhaka beim EM-Spiel 2016 zwischen Albanien und der Schweiz
Xhaka gegen Xhaka: Duell zwischen Taulant (l.) und Granit beim EM-Spiel 2016 zwischen Albanien und der SchweizBild: Anke Waelischmiller/SVEN SIMON/picture alliance

Hier lernte er auch sein Frau Leonita kennen, die er 2017 heiratete. Da spielte Xhaka bereits für den FC Arsenal in der englischen Premier League, wo er von 2016 bis 2023 im Mittelfeld das Spiel diktierte. Leonita Xhaka hat ebenfalls eine Verbindung zum Kosovo. Sie ist in Albanien geboren und im Kosovo aufgewachsen. Später zog sie mit ihrer Familie nach Deutschland.

Große Ziele mit Bayer Leverkusen

Im Sommer 2023 sicherte sich Leverkusen die Dienste des Nationalspielers, der auch bei der EURO 2024 dabei sein wird und dort mit der Schweizer "Nati" im dritten Gruppenspiel auf das DFB-Team treffen wird.

Angeblich sollte Leonita Xhaka treibende Kraft hinter dem Wechsel gewesen sein, weil sie nach sieben Jahren in London zurück ins Rheinland wollte. Ihr Mann stellte das später gegenüber dem Magazin "The Athletic" allerdings richtig. "Um ehrlich zu sein, war sie dagegen", erklärte Xhanka. "Nicht dagegen, dass wir nach Leverkusen gehen, sondern dagegen, dass wir London verlassen. Wenn man einmal in London gelebt hat, will man dort bleiben - vor allem mit der Familie."

Umso glücklicher kann sich Bayer Leverkusen schätzen, dass Xhaka dennoch zurück in die Bundesliga wechselte. Sein Vertrag in Leverkusen läuft noch bis 2028. Und er hat noch große Ziele, auch wenn seine Ansage auf der nächtlichen Pokalfeier möglicherweise der Euphorie und dem einen oder anderen Sieger-Getränk geschuldet sein mag: "Meisterschaft, Pokal - wir wollen die Titel verteidigen", sagte er. "Und lass' uns mal auch in der Champions League angreifen."