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Ghana: Afrikaspiele trotz Wirtschaftskrise?

Jens Krepela Mitarbeit: Isaac Kaledzi/Accra
1. Juni 2023

Drei Milliarden US-Dollar Finanzhilfe sollen Ghanas Wirtschaft retten. Trotz der Krise will die Regierung Ausrichter der Afrikaspiele bleiben. Doch in der Hauptstadt Accra überwiegt die Skepsis.

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Luftaufnahme des Legon Stadions an der Universität von Ghana in Accra. Die Haupttribühne befindet sich im April 2023 zum Zeitpunkt der Aufnahme noch im Rohbau.
Legon Stadion in Accra: das Zentrum für die Afrikaspiele muss noch fertiggestellt werdenBild: Issac Kaledzi/DW

"Über 200 Millionen US-Dollar sind schon in das Projekt geflossen", gibt sich Dan Kwaku Yeboah gegenüber der DW erneut kämpferisch. "Die Bauarbeiten laufen. Und trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen ist die Regierung zu hundert Prozent entschlossen, dass Ghana die Spiele ausrichtet", betont der Sprecher des Organisationskomitees der Afrikaspiele in Ghanas Hauptstadt Accra. 

Die Zweifel an dem Multimillionen-Event waren zuletzt gewachsen. Das westafrikanische Land steckt mitten in einer schweren Wirtschaftskrise. Die Inflation lag im April bei gut 40 Prozent, die Kosten für Lebensmittel schossen um knapp 60 Prozent nach oben. Viele Menschen setzt das in ihrem Alltag in Ghana unter Druck. Den spürt auch die Regierung in Accra, die zuletzt internationale Kredite nicht mehr zurückzahlen konnte, was die Lage weiter verschärfte. 

Wirtschaftshilfe-Deal mit Bedingungen 

Vor diesem Hintergrund ist die Erleichterung greifbar, die sich Ende Mai im weit entfernten Washington D.C. breit macht. Ghana bekommt drei Milliarden US-Dollar vom Internationalen Währungsfonds (IWF), um seine Wirtschaft zu stabilisieren. In "Rekordzeit" von wenigen Monaten sei der Deal abgeschlossen worden hebt Ken Ofori-Atta, Ghanas Finanzminister, hervor. Der IWF-Beauftragte für Ghana, Stephane Roudet, verweist auf die Bedingungen die das westafrikanische Land dafür erfüllen muss: "Eines der Schlüsselelemente ist das sehr umfangreiche und ehrgeizige Programm zur Haushaltskonsolidierung." Ghanas Regierung muss ihre Ausgaben in den Griff bekommen und gleichzeitig die Einnahmen erhöhen, sonst kommt kein Geld vom IWF.

Das löst selbst bei denen Skepsis aus, die Ghanas Gastgeberolle im Grunde positiv sehen, wie Sportjournalist Michael Nsiah Otchere: "Ich glaube nicht, dass es finanzielle Mittel geben wird, die sicherstellen, dass wir die Spiele ausrichten oder sogar gute Ausrichter sein zu können", erklärt er im DW-Interview mit Blick auf den IWF-Deal. Auch wenn die größten Investitionen schon geflossen sind, bringt die Ausrichtung noch erhebliche Kosten mit sich. Die Afrikaspiele sind schließlich das größte Multisport-Event des Kontinents. Mehr als 5000 Sportlerinnen und Sportler aus 55 Nationen werden in Ghana erwartet. Für neun der insgesamt 25 Sportarten, darunter Schwimmen, Radfahren und Basketball, dienen die Wettkämpfe auch als Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris 2024. 

Probleme verzögern den Termin

Aufgrund der Probleme wurden die Spiele bereits verschoben. Statt im August 2023 sollen Afrikas Sportler nu im März 2024 in Ghana zusammenkommen, wie die Veranstalter mit einem ersten Clip in den Sozialen Medien werben.

Selbst diesen neuen Zeitplan hält Anwohnerin und Sportfan Betty Yawson für ambitioniert: "2024 steht vor der Tür. Und im Moment sieht es noch nicht danach aus, als wären wir bereit." Vor allem der Borteyman Sportkomplex gleicht einer Großbaustelle. Um die Arbeiten dort abzukürzen denken die Organisatoren schon darüber nach, statt der geplanten Schwimmhalle ein Wettkampfbecken im Freien zu realisieren.

Zudem sei die Stimmung unter den Bauarbeitern mies, schildert Sportjournalist Otchere seine Eindrücke von einem Besuch im Legon Stadion. "Sie weigern sich, öffentlich zu sprechen, aber hinter den Kulissen beschweren sie sich bitter darüber, dass sie die ganze Zeit gearbeitet haben, aber nicht bezahlt wurden." Mit einem enormen finanziellen und organisatorischen Kraftakt sei es dennoch denkbar, dass Ghana die Spiele irgendwie ausrichtet, darüber sind sich Otchere und Yawson einig. "Ich glaube aber nicht, dass wir damit einen bleibenden Eindruck hinterlassen", meint Yawson. Neben den organisatorischen Problemen mangele es schlicht auch am entsprechenden Marketing. "Wir haben es nicht geschafft der Welt mitzuteilen, dass Ghana die Spiele ausrichtet."

Die Baustelle des Borteyman Sportkomplexes am Rande von Ghanas Hauptstadt Accra. Zu sehen sind rudimentäre Bodenarbeiten und zwei Hallen im Rohbau. Hier soll unter anderem ein Schwimmbad für die Schwimmwettkämpfe entstehen.
Noch eher Baufeld als Sportstätte: der Borteyman Sportkomplex im April 2023Bild: Issac Kaledzi/DW

Schicksal der Para-Spiele unklar 

Regierung und Organisationskomitee in Accra lassen sich nicht beirren. Mit der ersten Tranche der IWF-Finanzhilfen in Höhe von 600 Millionen US-Dollar im Rücken wollen sie an der Gastgeberrolle festhalten. "Die Zeit ist jetzt unser größter Feind", gibt OK-Sprecher Yeboah zu. Das gilt umso mehr, weil Ghana nicht nur die 13. Ausgabe der Afrika-Spiele ausrichten soll, sondern auch eine echte Premiere: die afrikanischen Para-Spiele. Die Wettkämpfe für Behindertensportler aus ganz Afrika sind für Anfang September geplant. 

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor