Gewaltspirale in Mexiko dreht sich weiter
16. März 2010Allein im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero sind Angaben mexikanischer Behörden zufolge 45 Menschen ermordet worden. Im Bundesstaat Chihuahua im Norden des Landes meldeten die Behörden 36 Mordopfer, davon 16 in der Grenzstadt Ciudad Juárez. Dort waren am Samstag am hellichten Tag eine Mitarbeiterin des US-Konsulats und ihr Ehemann erschossen worden. Kurz darauf wurde der Ehemann einer mexikanischen Konsulatsangestellten ebenfalls im Auto erschossen.
Um die Verbrechen aufzuklären hat das FBI Beamte nach Ciudad Juárez entsandt. Ermittler hatten zunächst Racheakte für die Auslieferung mehrerer mexikanischer Drogenbosse an die USA als Motiv für die Morde vermutet. Im vergangenen Monat war Jesús Vicente Zambada Niebla, Sohn eines Kartellchefs, in Chicago vor Gericht gestellt worden. Zeitlgeich wurde Miguel Caro Quintero, der Bruder eines anderen hochrangigen Drogenkriminellen, im US-Bundesstaat Colorado zu 17 Jahren Haft verurteilt.
Mexiko will eng mit den USA zusammenarbeiten
Die mexikanische Regierung hat dem FBI eine enge Zusammenarbeit bei der Fahndung nach den Tätern zugesagt. Das US-Außenministerium hat seine Bediensteten in sechs Konsulaten im Grenzgebiet zu den USA aufgerufen, ihre Angehörigen aus Sicherheitsgründen in die Vereinigten Staaten zurückzuschicken. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Gewalt im Norden Mexiko sprach das Außenministerium aucheine Reisewarnung für US-Bürger aus. Das US-Konsulat in Ciudad Juárez, eines der größten der Welt, blieb zunächst geschlossen.
Der mexikanische Präsident Felipe Calderón ist nach den Morden zum dritten Mal innerhalb von zwei Monaten nach Ciudad Juárez gereist, um seiner "Entschlossenheit zur Klärung dieses Taten" Ausdruck zu verleihen. Der Druck auf die mexikanische Regierung wächst. Die Bevölkerung wirft dem Präsidenten vor, die Gewalt nicht in den Griff zu bekommen. Calderón hat im Kampf gegen die Drogenkartelle das Militär eingesetzt. Doch auch die Mobilisierung von tausenden Soldaten hat nicht verhindern können, dass allein in Ciudad Juáren in den vergangenen zwei Jahren 4.600 Menschen gewaltsam ums Leben gekommen sind. Seit dem Amtsantritt von Calderón Ende 2006 sind im Drogenkrieg in Mexiko 19.000 Personen getötet worden.
Wirtschaftliche Folgen
Die Bewohner von Ciudad Juárez werfen der Regierung vor, durch die Militarisierung im Kampf gegen die Drogenkartelle die Gewalt weiter angefacht zu haben, was zu einer massiven Abwanderung aus der nordmexikanischen Industriestadt geführt habe. Jetzt befürchten die Menschen in der Region, dass US-Firmen ihre Investitionen bremsen, was wiederum zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führt.
Die mexikanischen Drogenkartelle liefern sich seit Jahren heftige Kämpfe um die lukrativen Schmuggelrouten für Drogen in die USA. Im Krieg der Kartelle untereinander und bei der Offensive des Staates gegen das organisierte Verbrechen starben in den vergangenen drei Jahren mehr als 15.000 Menschen. 2009 wurden allein in Ciudad Juárez, einem Brennpunkt des Drogenkrieges, mehr als 2600 Menschen getötet.
Weiterer Journalistenmord in Mexiko Stadt
Wie die Polizei erst jetzt mitteilte, ist am vergangenen Freitag (12.03.2010) ein Journalist in Chilpancingo im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero erschossen worden. Das Opfer, Evaristo Pacheco, war nach Angaben der Journalistengewerkschaft Mitarbeiter der regionalen Wochenzeitung "Visión Informativa". Damit sind in diesem Jahr bereits vier Journalisten in Mexiko ermordet worden.
Die internationale Organisation Reporter ohne Grenzen warf den mexikanischen Behörden am Montag (15.03.2010) vor, zu wenig zu tun, um solche Morde an Journalisten zu verhindern. Die Mordopfer haben zumeist über Korruptionsfälle oder das organisierte Verbrechen berichtet.
Autorin: Mirjam Gehrke (dpa/rtr/AFP/efe)
Redaktion: Oliver Pieper