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Generationen ohne Bildung

23. November 2001

Mehr als zwei Jahrzehnte ist es her, dass junge Menschen in Afghanistan regulär zur Schule gehen konnten. Seit dem Einmarsch der Sowjets 1979 ist die notwendige Grundausbildung nicht mehr gewährleistet.

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Keine Schulen für die KinderBild: AP

Die kommunistische Regierung in Kabul betrieb in den 80er Jahren zwar Schulen, diese wurden von den meisten Menschen allerdings boykottiert. Sie weigerten sich, die Bildungseinrichtungen der "Ungläubigen" zu besuchen. Stattdessen nahmen sie an illegalen Kursen der antisowjetischen Mudschahedin teil. In diesen Kursen wurde aber kein klassisches Wissen vermittelt. Es ging viel mehr darum, die Afghanen mit Hilfe eines oberflächlichen Islam- und Koranunterrichts gegen die kommunistische Führung im Land aufzustacheln. Während der Besatzungszeit flohen mehr als zwei Millionen Afghanen nach Iran und ebenso viele nach Pakistan. Zumindest in Iran durften die Kinder nicht die Schulbank drücken, weil sie als illegal galten.

Die Situation heute

Viele Mütter fürchten, dass ihre Kinder Hilfsarbeiter oder Schmuggler werden, wie so viele ihrer Landsleute. Um dieser Misere ein Ende zu bereiten, haben einige iranische und afghanische Frauen begonnen, im Iran Grundschulen aufzubauen, in denen ihre Kinder wenigstens Lesen und Schreiben lernen. Eine dieser Schulen liegt in einem Vorort von Teheran. Sie hat zwei Klassenzimmer in die sich 350 Schüler quetschen müssen.

Afghanische Frauen lernen lesen und schreiben
Mädchen und Frauen aus Afghanistan können in Pakistan zum ersten Mal kostenlos eine Schule besuchen. In dem winzigen Klassenzimmer, dessen gesamte Einrichtung aus Matten und einer Tafel besteht, lernen täglich 80 Schülerinnen in zweistündigen Schichten. Die Schule in Quetta besteht erst seit drei Monaten, und es gibt bereits eine lange Warteliste. In Afghanistan hatte die Talibanregierung den Schulbesuch für Frauen verboten. Betrieben wird die Schule durch die Organisation Revolutionäre Vereinigung der Frauen Afghanistans (RAWA).Bild: AP

"Der Mangel an Bildung ist das Hauptproblem in Afghanistan. Mit nur einem Minimum an kulturellem Hintergrund wäre das Land niemals in die derzeitige Misere geraten", meint einer der Lehrer, Hassan Khan. Er sieht die unzureichende Bildung auch als größtes Hindernis für den Wiederaufbau des Staates und als Grund für dessen Abhängigkeit vom Ausland.

Viele afghanische Flüchtlinge in Iran setzen große Hoffnung darauf, dass die Hilfe des Westens ihren Kindern wenigstens ein Stück Normalität zurückbringt. "Wenn die Welt die afghanischen Kinder vergisst, wird das Afghanistan von morgen nicht besser aussehen als das von gestern. Und sie sehen heute, wozu das führen kann".