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Gemischte Bilanz der Pakistanhilfe

28. Januar 2011

Ein halbes Jahr nach der Flutkatastrophe in Pakistan ziehen die Hilfsorganisationen eine erste Bilanz. Dabei zeigen sich durchaus unterschiedliche Tendenzen.

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Pakistanische Familile auf der Flucht vor dem Hochwasser (Foto: AP)
Millionen Menschen wurden durch die Fluten obdachlosBild: AP

Sechs Monate sind seit Beginn der verheerenden Überschwemmungen vergangen, die weite Teile Pakistans überfluteten. Die Hilfsbekundungen der internationalen Gemeinschaft waren zu Beginn groß, doch folgten auf die Worte oft nicht ausreichend Taten, wie viele der internationalen Hilfsorganisationen in ihren Halbjahresberichten beklagen. Lediglich Caritas international zeigt sich optimistisch.

Caritas international zieht positive Bilanz der Nothilfe

Das Hilfswerk der deutschen Caritas, Caritas international, zeigt sich zufrieden mit der bislang geleisteten Nothilfe für die Opfer des Hochwassers. Wie der Leiter des katholischen Hilfswerks, Oliver Müller, am Freitag (28.01.2011) in Freiburg mitteilte, konnten dank der schnellen, länderübergreifenden Hilfe in den vergangenen Monaten in Pakistan viele Menschenleben gerettet werden. Die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung sei dabei außerordentlich gut verlaufen. Müller betonte, dass der Radikalismus Einzelner nicht der Gesamtbevölkerung angelastet werden dürfe. Er sieht die im Herbst angelaufene Wiederaufbauhilfe als eine Chance, bestehende Konflikte zu überwinden.

Überlegende des Hochwassers drüngen sich, um Nahrungsmittel zu erhalten (Foto: AP)
Besonders Lebensmittel sind nach der Flutkatastrophe knappBild: AP

Caritas international hat nach eigenen Angaben bislang mehr als 150.000 Menschen mit Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und Zelten versorgt. Bauern erhielten zudem Unterstützung in Form von Saatgut und Dünger. In der vom Hochwasser besonders hart getroffenen südwestlichen Provinz Sindh wurden darüber hinaus 22.000 Übergangshäuser errichtet, die später zu dauerhaften Bleiben ausgebaut werden können.

UN und Care beklagen Mangel an Hilfsgeldern

Nach der Flutkatastrophe hatten die Vereinten Nationen die internationale Gemeinschaft um Spenden in Höhe von zwei Milliarden US-Dollar gebeten, um so den betroffenen Menschen in Pakistan zu helfen. Wie die UN mitteilte, sind bislang allerdings nur etwas mehr als die Hälfte der erbetenen Hilfsgelder eingegangen. Der UN-Sondergesandte für die Pakistanhilfe, Rauf Engin Soysal, appellierte daher an die internationale Staatengemeinschaft, nicht mit der Finanzierung aufzuhören. Die noch ausstehenden Mittel benötige man dringend für den Wiederaufbau. So wollen die Vereinten Nationen bereits in der kommenden Woche mit dem Bau von 149.000 provisorischen Unterkünften für die Flutopfer beginnen.

Auch die Hilfsorganisation Care beklagt, dass die Pakistanhilfe hoffnungslos unterfinanziert sei. Um die Folgen der Flut menschenwürdig zu lindern, fehle es an mehreren Millionen Euro, sagte ein Sprecher der Organisation. Besonders die aufgrund der Ernteausfälle steigenden Lebensmittelpreise bereiten der Hilfsorganisation Sorge. Trotzdem sieht Care auch klare Fortschritte: So sei der Wiederaufbau gut angelaufen. Zudem konnte dank guter medizinischer Versorgung ein Ausbruch der Cholera weitestgehend verhindert werden.

Ein Slum in Lahore: Bereits vor dem Hochwasser lebten die Menschen hier nur in notdürftigen Zelten (Foto: AP)
Ein Slum in Lahore: Bereits vor dem Hochwasser lebten die Menschen hier nur in notdürftigen ZeltenBild: AP

Unicef und Kindernothilfe: Tausende Kinder von Hunger bedroht

Nach Schätzungen des UN-Kinderhilfswerks leiden nach wie vor zehntausende Kleinkinder an Mangelernährung. Allein im Südwesten des Landes sind nach Unicef Angaben rund 90.000 Kinder unter fünf Jahren betroffen. Viele dieser Kinder seien schon vor der Naturkatastrophe unterernährt gewesen, allerdings habe sich deren Situation nach dem Hochwasser weiter verschlechtert, so die Einschätzung von Unicef.

Auch die Kindernothilfe kommt zu diesem Ergebnis. Viele Kinder seien nach wie vor auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen, betonte Dietmar Roller, der Auslandsvorstand der Kindernothilfe. In den vergangen sechs Monaten hat diese nach eigenen Angaben mehr als 50 Tonnen an Hochprotein-Nahrung nach Pakistan eingeflogen. Rund 8000 Kinder konnten so in Kinderzentren versorgt werden. Von den insgesamt rund 7,9 Millionen Euro an Spendengeldern, die beim Kinderhilfswerk für die Flutopfer eingegangen waren, wurden bislang drei Millionen ausgegeben, sagte Roller. Ziel sei es nun, die Nothilfe sobald wie möglich in Projekte zu überführen, die der Armut langfristig entgegenwirken.

Die schwersten Überschwemmungen seit fast 100 Jahren

Extreme Monsunregenfälle hatten im August 2010 weite Teile Pakistans überschwemmt. Rund 20 Millionen Menschen waren von dem Hochwasser betroffen. Mehr als 1.700 kamen in den Fluten ums Leben, 7 Millionen wurden obdachlos. Häuser, Straßen und Felder wurden zerstört. Besonders schwer traf es dabei die südwestpakistanische Provinz Sindh. Hier stehen auch jetzt noch ganze Landstriche unter Wasser.

Autorin: Tanja Schmidt (dpa, epd, kna)
Redaktion: Sabine Faber