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PolitikAsien

COVID-19 und Waldbrände in Indonesien

9. Juli 2020

Jedes Jahr im Spätsommer blicken Klimaschützer weltweit mit bangem Blick auf Indonesien. Wie groß werden die Wald- und Torfbrände dieses Jahr? 2020 verschärft COVID-19 die Ausgangslage.

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Ein Team von Feuerwehrleuten steht inmitten verkohlter Bäume, Luftaufnahme
Waldbrand in Indonesien 2019 (Archiv) Bild: picture-alliance/AP/F. Chaniago

Wenn es schlimm kommt, verdunkeln Rauch und Smog nicht nur Indonesien, sondern auch Singapur, Malaysia und andere Teile Südostasiens. Millionen von Menschen waren in den letzten Jahren immer wieder von den Wald- und Torffeuern des südostasiatischen Archipelstaats betroffen. Besonders verheerend waren die Brände 2015 und 2019. 2015 mussten in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur immer wieder tageweise die Schulen geschlossen werden. Indonesien rückte aufgrund der Brände damals auch auf Platz vier der größten CO2-Emittenten der Welt auf. Die Brände allein machten 4,8 Prozent der globalen Treibhausgasemission aus.

Glutnester am Waldboden
Waldbrände in Indonesien 2019 führten dazu, dass die Schulen in Malaysia schließen musstenBild: Getty Images/ Wahyudi

Die Wald- und Torffeuer entstehen aufgrund zum Teil illegaler Brandrodung, die von Bauern und großen Agrarunternehmen jedes Jahr in der Trockenzeit (April bis Oktober) zur Urbarmachung von Anbauflächen betrieben wird. Da durch den Klimawandel die Niederschläge in Indonesien zurückgehen bzw. die Regenzeit immer später einsetzt, kommt es seit Jahren immer häufiger dazu, dass sich Feuer unkontrolliert ausbreiten. Besonders gefährlich wird es, wenn die als El Niño bekannten Veränderungen der Meeresströmungen und des Wetters im Südpazifik auftreten. Indonesien leidet dann unter einer Dürre und die Feuer werden besonders heftig, wie zum Beispiel 2015 und 2019.

Gefahr durch COVID-19

Für das Jahr 2020 sagt der "Haze Outlook" des "Singapore Institute of International Affairs" ein geringeres Risiko als 2019 voraus. "Es wird erwartet, dass die Trockenzeit im Jahr 2020 milder ausfallen wird im Vergleich zu den ungewöhnlichen Dürrebedingungen im Jahr 2019."

Zugleich warnen die Experten: "Die Notwendigkeit, sich auf die Bekämpfung von COVID-19 zu konzentrieren, behindert die Bemühungen um Brandverhütung und erschwert die Durchsetzung der gesetzlichen Regelungen." Die globale Pandemie, die nach Angaben der Johns Hopkins Universität 68.000 COVID-19-Infektionen in Indonesien verursacht hat (Stand: 09.07.2020), bindet finanzielle, aber auch personelle Ressourcen, die bei der Brandbekämpfung dringend benötigt werden.

Regierung räumt Probleme ein

Die indonesische Regierung räumt die Probleme selbst ein. Ruandha Agung Sugardiman, Generaldirektor für Klimawandel im Umwelt- und Forstwirtschaftsministerium, erklärte in einer Online-Diskussionsrunde, dass wegen der sozialen Abstandsgebote nicht in allen Provinzen, in denen mit Feuern gerechnet werden muss, die notwendigen Mitarbeiter eingesetzt werden können. "Die Entsendung ist schwierig und der Zugang zu einigen Gefahrenherden eingeschränkt."

Alue Dohong, Vizeminister des Umwelt- und Forstwirtschaftsministeriums, teilte mit, dass Teile des Budgets zur Bekämpfung der Feuer in die Bekämpfung der Pandemie umgeleitet worden sei. Statt 56 Milliarden Rupiah (3,4 Millionen Euro) stehen nur noch 34 Milliarden (2 Millionen Euro) zur Verfügung. Er fügte aber hinzu: "die Bekämpfung der Land- und Waldbrände hat weiterhin Priorität." Was das konkret bedeutet, ist unklar.

Der indonesische Präsident Joko Widodo spricht in ein Mikrophon
Indonesiens Präsident Widodo: "Lasst die Feuer nicht erst wüten, um sie dann zu löschen"Bild: Presidential Secretariat Press Bureau

Gemeinsame Anstrengungen nötig

Greenpeace Indonesien drängt darauf, dass die Regierung bereits jetzt Vorbereitungen trifft. Im Gespräch mit der Deutsche Welle wies Rusmadya Maharuddin auf eine besonders gefährliche Mischung von Waldbränden und COVID-19 hin. Mehr als 100.000 Menschen in Indonesien klagten infolge der Waldbrände 2015 über Atemwegsbeschwerden. Schwere Verläufe von COVID-19 wiederum greifen die Atemwege an. "Wenn die Waldbrände während der Pandemie ausbrechen müssen wir vorbereitet sein, denn die Krankenhäuser werden schon mit COVID-19 Patienten belegt sein." Auch die Studie aus Singapur warnt: "Wenn es zu einer Smog-Krise kommt, werden das öffentliche Gesundheitssystem und der Nachschub mit N95-Gesichtsmasken unter erheblichen Druck geeraten, möglicherweise zusammenbrechen." Das Aufeinandertreffen beide Ereignisse kann massive Probleme nicht nur in Indonesien sondern darüber hinaus auslösen.

Der Aktivist Rusmadya Maharuddin sagt, es gehe vor allem darum, geltende Regelungen zu überprüfen und die Gesetze durchzusetzen. Das könne nicht allein Aufgabe der Regierung bleiben. "Die Eindämmung der Waldbrände können wir nur gemeinsam lösen. Wir dürfen diese Aufgabe nicht der Regierung überlassen, sondern müssen die Menschen einbinden."

Weil die Regierung in diesem Jahr weniger Ressourcen für die Brandbekämpfung hat, wiegt Rusmadya Maharuddins Appell besonders schwer. Die Verhinderung der Doppelkatastrophe von Feuer und COVID-19 braucht die Unterstützung aller Indonesier. "Das kleinste Feuer muss sofort erstickt werden. Lasst die Feuer nicht erst wüten, um dann zu versuchen sie zu löschen", sagte der indonesische Präsident Joko Widodo in einer Kabinettssitzung Ende Juni.

In Zusammenarbeit mit Rizki Akbar Putra (Jakarta).

Rodion Ebbinghausen DW Mitarbeiterfoto
Rodion Ebbighausen Redakteur der Programs for Asia